Die Klinge: Roman (German Edition)
Handflächen zurück. »Ihre Freundin ist nicht da, Sir. Tut mir leid.«
Er runzelte die Stirn und murmelte: »Das ist seltsam.«
»Irgendwie schon.«
»Ist sie gegangen? «
»Ich glaub schon.«
»Okay. Danke.«
»Ich hoffe, Sie finden sie.«
»Danke.«
Als Lester nach Hause kam, folgte er dem schnellen trockenen Klappern zum Gästezimmer, wo Helen eine Matrize tippte. »Tut mir leid, dass ich so spät komme«, sagte er.
Sie tippte ein paar Sekunden weiter und betrachtete das Blatt. Dann drehte sie sich zu ihm um. »Was?«
»Ich sagte, tut mir leid, dass ich so spät komme.«
»Oh.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Gott, es ist fast sieben! Ich hab völlig das Zeitgefühl … Ich muss mich umziehen und fertig machen.«
»Wofür?«
»Mein Lehrgang an der U.C.L.A.«
»Ein Lehrgang?«
»Ich habe dir doch davon erzählt. ›Grundlagen der jugendlichen Entwicklungsstörungen.‹«
»Toll.«
»Warum benimmst du dich so? Mit solchen Sachen kann ich mein Gehalt steigern.«
»Ich weiß. Das sagst du mir ständig.«
»Scheiße, du hast echt miese Laune.« Sie zog die Matrize aus der Schreibmaschine. »In der Kühltruhe stehen überbackene Tacos, falls du Hunger hast.«
»Danke.«
13 AUF REISEN
Albert fuhr durch die Innenstadt von Kansas City, bis er ein Holiday Inn fand. Er mochte Holiday Inns. Das in St. Louis, in dem er dank Milton Shadwick Sonntag und Montag übernachtet hatte, war sehr groß und komfortabel gewesen. So komfortabel, dass er Sonntagnacht eingeschlafen und erst gegen Mittag wieder aufgewacht war.
Ausgeruht hatte er am Montagnachmittag Miltons Unterschrift auf zwei Reiseschecks gefälscht und für eine Nacht im Voraus bezahlt. Er aß ein Steak-Sandwich mit Zwiebelringen und Pommes frites im Café des Hotels. Dann brach er mit drei von Miltons Zigarren in der Hemdtasche auf, um St. Louis zu erkunden.
Im Forest Park war es warm und angenehm. Er rauchte eine Zigarre am Teich, dann ging er durch den Zoo. Im Vergleich zu Brookfield in Chicago gab es ziemlich wenig zu sehen, doch es machte ihm Spaß, die Affen zu beobachten.
Und die Frauen.
Im Zoo wimmelte es von Frauen, manche allein, man che mit ihren Freundinnen, ein paar mit Männern an ihrer Seite, viele, die Kinderwagen vor sich herschoben und auf zwei oder drei begeisterte Kinder aufpassten.
Er achtete nur auf die, die allein unterwegs waren. Die meisten waren unscheinbar. Nicht hässlich, nur unschein bar – die Art von Mädchen, mit denen er sich bei seltenen Gelegenheiten wie dem Schulball verabredet hatte, um seine Selbstachtung nicht zu verlieren. Keine, die einem schlaflose Nächte bereitete.
Keine, für die man einen Nachmittag verschwendete.
Nicht, wenn man ein Messer hatte.
Er dachte schon ans Abendessen, als eine Gute auftauchte. Vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, langes blondes Haar, das in der Brise flatterte, und eine schlanke Figur. Sie trug eine weiße Stoffhose, die am Hintern und den Oberschenkeln eng anlag. Ihre geblümte Bluse war vor dem Bauch zusammengeknotet und ließ die Taille frei.
Albert folgte ihr durch den Zoo. Sie ging schnell, blieb nie stehen oder sah sich um, nur zweimal blickte sie auf ihre Uhr.
Die Hose saß so eng, dass er die Umrisse ihrer bikiniähnlichen Unterhose erkennen konnte. So wie sich der Stoff über ihren Hintern spannte, musste er an Mrs. Broxton aus dem Supermarkt denken.
Er wünschte, er hätte sich Samstagnacht mehr Zeit mit Mrs. Broxton gelassen. Viel mehr Zeit. Warum hatte er es eigentlich so eilig gehabt? Wenn er sie nicht sofort getötet hätte, hätte er viel mehr Spaß mit ihr gehabt. Vielleicht hätte er sie fesseln können und …
Die Frau mit der engen Hose winkte einem Mann vor dem Jefferson Memorial zu. Der Mann winkte lächelnd zurück. Albert blieb stehen. Er riss das Zellophan von einer der Zigarren und beobachtete, wie die Frau zu dem Mann lief, ihn umarmte und mit ihm durch das Tor ging.
»Scheiße«, murmelte Albert.
Er zündete die Zigarre an und kehrte in den Zoo zurück. Dort wartete er eine Stunde, doch es tauchte keine interessante Frau mehr auf.
Er fuhr mit dem Auto durch die Stadt und fand ein Restaurant mit gutem Blick auf den Gateway Arch und den Fluss. Die Platzanweiserin brachte ihn zu einem Tisch am Fenster. Als er Bratwurst mit Sauerkraut und einen Krug Bier bestellte, wollte der Kellner seinen Ausweis sehen. Er musste auf das Bier verzichten.
Nach dem Essen fuhr er auf der Suche nach einem Kino durch die Gegend. Er wollte sich ein
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