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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sanftes Gesicht, dass Albert am liebsten die Hand ausgestreckt und es angefasst hätte. Sie war etwas kleiner als er und schlank. Unter dem zurückgeschlagenen Mantel trug sie eine Bluse, die am Hals offen stand. Neben dem weißen Stoff wirkte ihre Haut sehr braun. Albert konnte durch die dünne Bluse das Spitzenmuster ihres BH s erkennen.
    Sie wandte sich ab und ging leicht humpelnd zu ihrem Einkaufswagen.
    Ihre braunen Slipper waren abgewetzt. Sie trug waldgrüne Kniestrümpfe. Die karierte Baumwolle des Kilts reichte ihr fast bis zu den Knien.
    Das ist die Richtige!
    Als sie auf den nächsten Gang zusteuerte, rollte Albert seinen Wagen zu einer der Kassen. Vor ihm standen vier andere Kunden. Er behielt die anderen Schlangen im Auge, bis das Mädchen mit dem Kilt sich schließlich an einer davon anstellte.
    Er grinste, während der Kassierer sein Päckchen Zigarren, den Schweizer Käse, die Salami und die Oreos eintippte. Er würde rechtzeitig draußen sein.
    Mit der Tüte unter dem Arm zog er den Reißverschluss des Anoraks hoch und ging zum Ausgang. Er drehte sich um. Das Mädchen nahm die Einkäufe aus dem Wagen und stapelte sie auf dem Laufband.
    Er würde nicht lange warten müssen.
    Draußen blies ihm der Wind ins Gesicht. Er lehnte sich dagegen und schlenderte über den Parkplatz zu seinem Auto. Er wartete mit laufendem Motor.
    Bald kam die junge Frau mit einer Tüte in jedem Arm heraus, und der Wind verwirbelte ihr Haar und drückte den Kilt an ihre Beine. Sie stieg in einen roten Mustang.
    Es war leicht, ihr zu folgen.
    Nach einem guten Kilometer bog der Wagen links ab und rollte in die Einfahrt eines großen zweistöckigen Ziegelhauses. Das Tor der Doppelgarage öffnete sich automatisch. Der Mustang hielt neben einer großen Limousine.
    Albert fuhr in die Einfahrt. Seine Scheinwerfer beleuchteten die Frau, als sie aus dem Wagen stieg. Sie wandte sich um, schirmte die Augen mit der Hand ab und lächelte ihm zu.
    Wahrscheinlich glaubt sie, sie würde mich irgendwoher kennen.
    Er winkte ihr freundlich zu, obwohl er bezweifelte, dass sie es mit dem Scheinwerferlicht in den Augen sehen konnte.
    Offenbar ohne sich seinetwegen Sorgen zu machen, ging sie zur Beifahrerseite des Mustang, öffnete die Tür und beugte sich hinein, um die Einkäufe zu holen.
    Albert schaltete die Scheinwerfer aus.
    Er schwang die Tür auf und stieg aus. »Hi.« Schnell ging er auf sie zu. »Wie geht’s dir?«, fügte er hinzu, als wären sie alte Freunde.
    »Ganz gut.« Sie kam mit den beiden Tüten aus dem Auto hervor.
    »Kann ich dir helfen?«
    Sie sah ihn forschend an. »Du bist …?« Dann schüttelte sie stirnrunzelnd den Kopf, als müsste sie ihre Gedanken neu ordnen, damit ihr sein Name einfiel.
    »Billy«, sagte er.
    »Ah. Klar.«
    »Wir haben zusammen Englisch.«
    Englisch hat jeder.
    »Ach so!« Sie lachte erleichtert. »Natürlich. Jetzt erinnere ich mich.«
    »Kann ich dir mit den Tüten helfen?«
    »Hm …«
    »Meine Mutter und mein Vater kennen deine Eltern«, erklärte Albert. »Deshalb dachte ich, es wäre okay, wenn ich vorbeikomme. Ich bin neu in der Schule und kenne noch nicht so viele Leute. Heute habe ich gefehlt. Ich hab mich gefragt, ob du mir zeigen kannst, was wir in Englisch aufhaben.«
    »Also, klar … ich glaub, das ist in Ordnung. Es ist doch nichts Ansteckendes, oder?«
    »Nö. Eigentlich hab ich geschwänzt.« Er streckte die Hände aus. Sie grinste und kam auf ihn zu.
    Als er die Tüten entgegennahm, berührten sich ihre Hände. Sie sah schnell zur Seite und gab vor, es nicht bemerkt zu haben.
    Sie roch sehr frisch, eher nach Shampoo oder Seife als nach Parfüm.
    »Wohnst du hier in der Nähe?«, fragte sie und öffnete die Hintertür des Hauses.
    »Ungefähr einen Kilometer entfernt.«
    »In welcher Straße?«
    Albert ignorierte die Frage und folgte ihr in die Küche. »Mhhh«, sagte er. »Riecht nach Lammkeule. Wo soll ich die Tüten abstellen?«
    »Ach, irgendwo. Auf der Theke vielleicht.«
    »Hier?«
    »Klar, da ist es gut. Danke für die Hilfe.«
    »Bitte. War mir ein Vergnügen.«
    »Ich sehe nach, ob ich die Englischhausaufgaben finde. Wartest du hier? Mein Notizbuch ist in meinem Zimmer. Ich bin gleich zurück.«
    »Gut.«
    Als sie durch die Schwingtür aus der Küche ging, rief sie: »Ich bin wieder da!«
    Albert griff in die Hosentasche und zog sein Springmesser heraus. Er steckte es in die Anoraktasche.
    Sein Herz klopfte so wild, dass ihm übel wurde. Sein Mund war trocken. Er eilte zur

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