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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Laterne war ein heller unheimlicher Nebelkreis in der Höhe.
    »Das hätte mich das Leben kosten können«, murmelte sie. »Und dich auch«, fügte sie mit einem Blick auf ihren Bauch hinzu.
    Sie trat aufs Gas. Der Wagen fuhr los und beschleunigte auf sechzig Stundenkilometer. Keine Scheinwerfer im Rückspiegel.
    Während der ganzen Fahrt war sie nervös und dachte kaum an Dave. Als sie vor seinem Wohnblock parkte, ließ die Anspannung nach, doch nun verkrampfte sie sich, weil ihr bewusst wurde, dass sie ihm wahrscheinlich gleich gegenübertreten würde. Sie lehnte sich gegen das Lenkrad.
    Beruhige dich, sagte sie sich. Es gibt keinen Grund dafür. Er ist ein mieses Schwein, und ich war blöd, dass ich ihn jemals geliebt habe.
    Was ich nicht mehr tue.
    Der Dave, den ich geliebt habe, ist tot.
    Vielleicht hatte der Dave, den sie geliebt hatte, niemals existiert.
    Vielleicht war er nur eine Illusion gewesen.
    Ich habe mir mein eigenes Bild geschaffen, dachte sie. Das Bild eines Mannes, wie er sein sollte . Eine Ausgeburt meiner Fantasie, weil ich den Richtigen nicht gefunden habe.
    »Eine billige Kopie«, sagte sie leise.
    Die widerliche Verkrampfung ließ nach. Sie stieg aus und ging zum im dichten Nebel liegenden Eingang des Hauses. Im Foyer war es warm. Sie öffnete ihre Jacke und stieg die Treppe hinauf.
    Der Boden im Obergeschoss gab bei jedem Schritt ein wenig nach, wie eine dünne Eisschicht auf einem See, und sie fragte sich, wie sie es so oft getan hatte, während sie dort wohnte, ob einer ihrer Füße einbrechen würde.
    Die Tür zur Nummer 230 stand offen. Aus dem Inneren ertönte das Brummen eines Staubsaugers. Sie trat ein.
    Das Wohnzimmer war leer.
    Tim Harris, der Vermieter, lächelte sie an und stellte den Staubsauger aus.
    »Wie geht’s dir, Janet?« Er wischte sich die Hände an seinem T-Shirt ab, als wollte er sich für sie zurechtmachen.
    »Ganz gut. Wo ist Dave?«
    »Ausgezogen. Vor drei oder vier Tagen. Aber er hat eine Nachricht für dich hinterlassen. Ich habe sie gleich hier …« Er verzog das Gesicht, als er eine Hand in die enge Gesäßtasche der Jeans schob. »Da ist sie.« Er zog einen gefalteten, verknitterten Umschlag heraus und reichte ihn ihr.
    Sie riss den Umschlag auf. Das Blatt darin war mit roter Tinte beschrieben.
    Liebe Janet,
    ich wusste, dass du deine Meinung ändern und zu mir zurückkommen würdest. Diese Wohnung wirkt angesichts meiner neuen geradezu primitiv. Doch sie benötigt eine weibliche Hand. Und ich auch. Ruf mich an unter 520-9862.
    In freudiger Erwartung,
    dein Dave.
    »Funktioniert das Telefon?«, fragte Janet.
    »Abgestellt.«
    »Okay. Danke.«
    Sie lief hinunter zu ihrem Auto und fuhr die vier Blocks bis zum Safeway-Supermarkt. Dort gab es Münztelefone neben dem Eingang. Sie parkte, sprang aus dem Wagen und eilte zum nächsten Telefon. Sie riss den Hörer herunter. Das Plastik fühlte sich kalt an. Sie warf die Münzen in den Schlitz. Während sie auf das Freizeichen wartete, achtete sie darauf, mit dem Hörer nicht ihr Ohr zu berühren. Es ertönte. Sie wählte die Nummer von Daves Zettel und hörte, wie das Telefon zweimal klingelte.
    »Hallo?«, meldete sich Dave.
    »Ich bin’s.«
    »Ah! Du hast die Nachricht bekommen, die ich bei Harris hinterlassen habe.«
    »Ja. Ich habe auch die Nachricht bekommen, die du bei Mosby hinterlassen hast, du mieses Schwein.«
    »Was für eine Ausdrucksweise.«
    »Was sollte das, Mosby so zu verletzen?«
    »Was?«
    »Du hast mich verstanden. Ich weiß nicht, warum zum Teufel er dich nicht angezeigt hat, aber wenn du ihn jemals wieder anfassen solltest, bin ich schneller bei der Polizei, als du dir vorstellen kannst.«
    »Du bist anscheinend heute Abend nicht ganz bei dir. Ich dachte, du würdest anrufen, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Dazu ist es zu spät.«
    »Es könnte noch schlimmer werden.«
    »Wirklich?«
    »Wir sollten uns treffen«, sagte er. »Wie wär’s mit Freitagabend?«
    »Wie wär’s mit nie?«
    »Wenn du dich Freitag nicht mit mir triffst, tut Meg es vielleicht. Meinst du, sie macht mit? Letzten Freitag haben wir uns prima amüsiert. Sie ist nicht ganz mein Typ, schließlich ist sie hässlich wie ein Stück Scheiße, aber immerhin ist alles dran, was man braucht.«
    »Du widerliches Schwein.«
    »Hast du einen Stift? Dann gebe ich dir meine neue Adresse. Bereit?«
    »Ich komme nicht zu dir.«
    »Wie du willst, Süße. Aber ich gebe dir für alle Fälle trotz dem die Adresse. Man weiß nie,

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