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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wann man sich nach ein wenig Liebe sehnt.«
    In ihrer Handtasche fand sie einen Kugelschreiber und die Visitenkarte von Vals Schönheitssalon. »Okay, gib sie mir.« Sie schrieb die Adresse und die Telefonnummer auf die Rückseite der Karte.
    »Wenn du am Freitagabend nicht bis sieben hier bist«, sagte Dave, »muss ich Meg einen Besuch abstatten.«
    Sie hängte auf und starrte auf den Bürgersteig. Der Beton war nass vom Nebel. Ein vorbeigehender Kunde des Supermarkts trat das weiße Einwickelpapier eines Schokoriegels platt. Als der Fuß sich hob, nahm das Papier beinahe wieder die alte Form an, nur dass es jetzt nass und schmutzig war. Janet hob es auf. Sie warf es in einen Mülleimer neben der Tür. Und verspürte den Impuls, gegen den Metalleimer zu treten.
    Nein, das ist Daves Art, Sachen mit Füßen zu treten.
    Um zu gewinnen, dachte sie, muss ich besser sein als er.

38   DER DREH
    Albert fuhr abends auf dem Weg zu einem Donut-Laden durch Denver, als er abrupt auf die Bremse trat.
    Was zum Teufel ist da los?
    Er überlegte, umzudrehen und eine andere Route zu fahren. Doch trotz des ganzen Trubels schien die Straße frei zu sein. Er konnte wahrscheinlich ohne Probleme an dem Durcheinander vorbeifahren.
    Sein Magen verkrampfte sich, als er einen Polizisten sah.
    Der Polizist blickte ihn an und winkte ihn vor.
    Okay.
    Langsam fuhr Albert auf die geparkten Laster, die Menschenmenge, das hell beleuchtete Wohnhaus, den Polizisten zu. Er wünschte, noch Frauenkleider zu tragen, aber der Polizist schien nur daran interessiert, die Straße frei zu halten.
    Wozu? Es sah aus wie an einer Unfallstelle oder bei einem Brand oder am Tatort eines Verbrechens, aber wo waren die Feuerwehrfahrzeuge und die Krankenwagen?
    Und wofür waren diese großen Lastwagen? Diese Wohn mobile?
    Albert hatte noch nie etwas in der Art gesehen. Es war seltsam und ein wenig beängstigend.
    Er wollte es hinter sich lassen, zum Donut-Laden fahren und in die Sicherheit des Hauses zurückkehren.
    Bis er die Kameras sah.
    Sie drehen hier einen Film?
    Das muss es sein, begriff er in einer Mischung aus Erleichterung und Neugierde.
    Bestimmt ein Kinofilm oder eine Fernsehserie. Wenn es nicht nur ein mieser Werbespot ist.
    Er fragte sich, wie gefährlich es sein mochte, anzuhalten und eine Weile zuzusehen. Es waren zumindest ein paar Polizisten da. Aber selbst wenn die Polizisten ihn überhaupt beachteten, war sein Haar inzwischen so kurz geschnitten, dass er kaum dem Phantombild oder der Person auf den Fotos ähnelte, die sein Vater den Behörden gegeben haben musste. Das Risiko, erkannt zu werden, war gering – und er wollte wirklich gern bei den Aufnahmen zusehen.
    Vielleicht bekomme ich einen Star zu sehen.
    An der nächsten Kreuzung bog er rechts ab. Er nahm die erste freie Parklücke am Straßenrand und stieg aus.
    Die Kleider von Willard P. Andricci, Unternehmensberater, waren Albert viel zu groß. Doch er mochte das bequeme Gefühl, das die weiten Klamotten ihm vermittelten.
    Während er auf die Menge zuging, machte er sich Sorgen, dass jemandem die schlechte Passform auffiel.
    Tja, der Mantel sollte das meiste verbergen.
    Vielleicht würde er morgen einkaufen gehen. Sich Stiefel, ein paar Jeans und ein oder zwei Hemden besorgen. Und vielleicht etwas, um sich zu verkleiden: eine Mütze, Haarfärbemittel, eine Brille, falls er eine fand, von der er nicht solche Kopfschmerzen bekam wie von Willards. Er hatte Willards Brille nur ein paar Minuten tragen können, ehe es in seinem Schädel zu pochen begann.
    Ich sollte mir wirklich eine geeignete besorgen, dachte er. Mit einer Brille würde mich niemand erkennen.
    Doch es schien ihn ohnehin niemand zu beachten, als er in die Zuschauermenge trat. Langsam schob er sich an den Leuten vorbei weiter nach vorn.
    Dorthin, wo er vielleicht einen Blick auf das Gesicht eines Stars erhaschen könnte.
    »Ruhe bitte«, sagte jemand. Eine strenge Stimme. »Bitte Ruhe am Set.«
    Mit einem Mal war es still. Albert konnte hören, wie die Blätter an den Bäumen in der Nähe im Wind rauschten. Ein Mann hielt eine Klappe vor eine Kamera, aber Albert war zu weit entfernt, um die Aufschrift lesen zu können.
    »Action.«
    Plötzlich rannte ein Mann mit einer Pistole in der Hand auf die Tür des Wohnhauses zu. Er trug schwarze Kleider und eine Skimaske. Die Tür öffnete sich. Ein Kameramann näherte sich der Tür, hinter ihm der Tontechniker. Eine Tonangel folgte ihr. Zwei Männer traten heraus, beide in Anzügen.

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