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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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mit einem aufgenähten Pudelflicken, weiße Strümpfe und Sat telschuhe.
    Als sie näher kamen, warf sie Mary einen kurzen Blick zu, sah Ian uninteressiert an und ging weiter.
    Sie hat mich nicht erkannt.
    Das ist äußerst praktisch, dachte er. Ich sollte öfter mal eine Maske tragen.
    Dann sah er die junge Frau mit dem weißen Lederhemd. Sie stand mit Ronald vor der offenen Tür zum Innenhof, blickte in Ians Richtung und wirkte ein wenig nervös.
    Ian spürte Ärger und Enttäuschung aufwallen, als er Ronald Harveys Hand auf ihrem Arm bemerkte.
    Eifersucht?
    Großer Gott, ich kann nicht eifersüchtig sein. Ich kenne sie doch noch nicht mal.
    Doch er wollte sie kennenlernen. Unbedingt. Etwas an ihrer Erscheinung …
    Das verstehe ich nicht, sagte er sich. Klar, sie ist eine gut aussehende junge Frau, aber das ist doch kein Grund, gleich Herzklopfen zu bekommen.
    »Hallo, Ronald«, sagte er.
    »Dein Gesicht sagt mir nichts, aber die Stimme kommt mir bekannt vor.«
    »Ian.«
    Ronald lachte. »Das ist eine tolle Maske, Kumpel. Ziem lich makaber.«
    »Hallo, Ron.« Der vertrauliche Tonfall in Marys Stimme überraschte Ian. »Wann willst du mich deiner neuen Freundin vorstellen?«
    Die neue Freundin sah noch verwirrter und verletzlicher aus als zuvor.
    »Mary, das ist Janet. Sie ist Vertretungslehrerin. Heute ist sie für Emily Jean eingesprungen.«
    Ian war gar nicht aufgefallen, dass Emily Jean fehlte. Al lerdings sah er sie während der Unterrichtszeit auch kaum. Und die Essenspause verbrachte sie immer im Frauenlehrerzimmer. Ian aß meist im Klassenzimmer zu Mittag, um die Zeit zum Schreiben zu nutzen.
    »Hat sie keinen Familiennamen?«, fragte Mary.
    »Arthur«, sagte Janet mit fester Stimme.
    »Also, Janet Arthur, ich hoffe, Sie haben mehr Glück mit Ronald, als ich es hatte.«
    Sie sah Mary ausdruckslos an und sagte: »Oh.«
    »Wenn er mit Ihnen fertig ist, wird er Sie wegwerfen wie ein gebrauchtes Kondom.«
    Janet lief dunkelrot an und lief davon.
    Ian sah ihr nach.
    Was, wenn sie die Party verlässt?
    »Damit wäre das erledigt«, sagte Mary. »Wer ist die kleine Schlampe eigentlich?«
    Als Ronald die Achseln zuckte, glänzte sein Kettenhemd im Licht. »Ich kenne die junge Dame kaum. Wir haben uns heute Abend zum ersten Mal gesehen.«
    »Ja, klar.«
    »Wirklich, Mary …«
    Ian hörte nicht länger zu.
    Janet blieb in der Mitte des Wohnzimmers neben Dale stehen.
    Wortlos ging Ian an Ronald vorbei in den Innenhof. Er stellte die Tüte mit den Getränken auf den Tisch und eilte zurück ins Haus. Janet stand immer noch bei Dale.
    Mit klopfendem Herzen ging er auf sie zu.

55   DER FREUNDLICHE FREMDE
    »Ich frage mich, was der will«, murmelte Dale.
    Janet sah den großen, schlanken Mann näher kommen. Er trug ein schwarzes Seidenhemd, eine schwarze Hose und schwarze Stiefel. Eine beängstigende Maske bedeckte seinen gesamten Kopf. Die Haut der Maske hatte einen kranken gelblichen Farbton. Ein blutunterlaufenes Auge quoll grotesk hervor. Der zerschundene Mund war ver zerrt und voller krummer, brauner Zähne. Hässlich. Schlim mer als hässlich. Aus irgendeinem Grund war der Anblick nervenaufreibend.
    »Er ist mit dieser Mary gekommen«, sagte Janet.
    »Ich weiß. Das zeigt, was er für einen Geschmack hat, wer auch immer er ist.«
    »Entschuldigung, meine Damen«, sagte er. Seine Stimme klang angenehm.
    Aber diese fürchterliche Maske!
    Dale lächelte plötzlich. »Du Schuft.«
    »Nicht erkannt zu werden macht Spaß, aber es kann einem auch Ärger einbringen.«
    »Also, mit mir hast du keinen Ärger. Du Monster! Wo hast du die schreckliche Maske her?«
    »Ein Geschenk von einer Freundin. Sie arbeitet beim Film … eine Maskenbildnerin.«
    »Und offenbar eine gute. Ich bin so froh, dass du darunter steckst. Nicht irgendein widerlicher Freund von Mary. Und ich dachte schon, du würdest nicht mehr kommen.«
    »Bin schon die ganze Zeit hier.«
    »Janet«, sagte Dale. »Ich möchte dir meinen scheußlichen, untreuen Freund Ian Collins vorstellen.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Janet. Lächelnd versuchte sie, seine Augen zu erkennen, aber die Maske jagte ihr einen Schauder über den Rücken, deswegen senkte sie den Blick auf seine Brust.
    »Freut mich ebenfalls«, sagte er. »Ich möchte mich für Marys Benehmen entschuldigen. Das war unmöglich. Ich habe keine Ahnung, warum sie solche Sachen gesagt hat.«
    »Sie ist angetrunken«, meinte Dale.
    »Wahrscheinlich«, sagte Ian.
    »Es war nicht Ihre Schuld«,

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