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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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erklärte Janet.
    »Ja, ich weiß. Aber es tut mir einfach leid. Es hätte nicht passieren sollen. Kann ich es irgendwie wiedergutmachen?«
    »Das haben Sie schon.«
    »Sie scheinen keinen Wein mehr zu haben. Ich würde Ihnen gern Nachschub besorgen.«
    »Okay. Danke. Ich habe eine Flasche Almaden-Burgunder mitgebracht. Sie steht in einer Tüte unter dem Tisch.«
    Als er ihr Glas nahm, berührte er ihre Hand. Es schien Absicht zu sein, doch es gefiel ihr.
    Sie sah ihm nach. Er bewegte sich kontrolliert wie ein Sportler, ging um Gruppen von Leuten herum, ohne sich in seinem geschmeidigen Gang abbremsen zu lassen.
    »Ian unterrichtet Englisch«, sagte Dale. »Er ist ein ziem licher Einzelgänger, aber … ein prima Kerl.«
    »Er macht einen sehr netten Eindruck. Ist er verheiratet?«
    »Verwitwet. Ich kenne ihn schon eine ganze Weile. Er ist sehr anständig. Sehr intelligent und freundlich. Aber ich habe ihn noch nie mit einer Freundin gesehen.«
    »Wie sieht er unter der Maske aus?«
    »Atemberaubend.«
    »Vielleicht bekomme ich ihn heute Nacht noch zu Gesicht.«
    »Das würde mich nicht im Geringsten überraschen, Janet. Es ist nur eine Vermutung, aber ich habe den Eindruck, dass er irgendwie von dir angetan ist.«
    »Wirklich?« Janet spürte, wie sie errötete.
    »Es könnte dich schlimmer treffen, als …« Es klingelte an der Tür. »Entschuldige mich, ich muss mal aufmachen.«
    Als Dale sich entfernte, sah Janet zur Tür zum Innenhof. Sie konnte Ian nicht entdecken. Aber Mary stand dort in ihrem durchsichtigen Nachthemd und nickte als Antwort auf etwas, das Ronald gesagt hatte. Sie wirkte ungeheuer wütend.
    »Endlich wieder allein.« Die sanfte Stimme von Brian Baker.
    Janet drehte sich zu ihm. »Wissen Sie, wo das Bad ist?«, fragte sie.
    »Ich kann Ihnen gern den Weg zeigen.«
    »Sagen Sie mir einfach, wo es ist. Das genügt vollkommen.«
    »Aber sicher.« Er legte eine Hand auf ihren Rücken und sprach leise. »Es gibt zwei Toiletten. Die eine geht in der Mitte des Flurs da vorn ab.« Er zeigte in die Richtung. »Die erste Tür auf der rechten Seite. Falls besetzt sein sollte, gibt es noch eine im Schlafzimmer am Ende des Gangs.«
    »Danke.«
    »Kommen Sie schnell zurück.«
    Während sie Baker zurückließ, warf sie einen Blick zum Innenhof. Immer noch keine Spur von Ian. Sie eilte durch den Flur und hoffte, dass er eine Weile an der Bar brauchen würde, dass er vielleicht ein paar Minuten von jemandem aufgehalten würde, denn sie wollte nicht, dass er zu schnell zurückkehrte und glaubte, sie hätte sich aus dem Staub gemacht.
    Die Tür des ersten Bads war abgeschlossen, deshalb folgte sie dem Flur zum Schlafzimmer. Eine Lampe beleuchtete den Raum. Das Doppelbett war mit Handtaschen und Mänteln übersät. Die Badezimmertür stand offen.
    Sie ging hinein, schaltete das Licht an, schloss die Tür ab und benutzte die Toilette. Danach betrachtete sie sich im Spiegel.
    Nicht schlecht.
    Allerdings war ihre Haut ungewöhnlich rot, und in ihren Augen lag ein ziemlich hektischer Ausdruck.
    Daran ist Mary schuld.
    Als sie frischen Lippenstift auftrug, bemerkte sie, dass ihre Hand zitterte.
    Mann, ich bin mit den Nerven am Ende.
    Diese Frau hat mich ganz schön erschreckt, dachte sie.
    Warum hat sie das getan? Weil Ronald sich an mich gehängt hat? Haben die beiden eine Affäre oder so? Wo sind wir hier eigentlich, in Grand Beach oder in Peyton Place?
    »Peyton Place ist überall«, sagte sie zu sich selbst.
    Sieh es positiv, sagte sie sich. Ohne Mary hätte Ian mich wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Vielleicht sollte ich froh sein, dass sie so einen Wirbel gemacht hat.
    Sie lächelte ihr Spiegelbild an.
    Ich frage mich, wie er aussieht, dachte sie. Wenn sein Gesicht so schön ist wie sein Körper …
    Vielleicht liegt es auch an ihm, dass ich so rot und zittrig bin.
    Ich sollte jetzt besser rausgehen und ihn suchen.
    Sie überprüfte ihr Haar im Spiegel. Es wurde von dem roten Halstuch zusammengehalten, das sie sich um den Kopf gebunden hatte.
    Vielleicht sollte ich das Tuch abmachen. Damit sehe ich aus wie Willie Nelson.
    Nein, lass es dran.
    Sie wandte sich vom Spiegel ab und öffnete die Tür.
    Marys vor Wut verzerrtes Gesicht war mit Tränen und Wimperntusche verschmiert.
    »Beschissene Hure!« Ein roter Arm schoss nach vorn.
    Janet taumelte zurück, und die Fingernägel verfehlten ihr Auge. Stattdessen fuhren sie über ihre Wange, wo sie brennende Spuren hinterließen, als hätte sie sich die Haut

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