Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Gefangene in Augenschein nahm, öffnete sich eine andere Tür, dieses Mal links von uns. Ein dritter Elitesoldat schaute herein, wieder ein Leutnant, aber männlich. »Habt ihr sie endlich erwischt?« Er ging durch den Raum auf die anderen zu. Sein mächtiger Steinhund folgte ihm.
»Das ist definitiv das Mädchen, dass Merqa und Thelat getötet hat«, sagte Roketh. »Ich erkenne ihr Shekat. Ich nehme an, sie hatte den Kothmerk nicht bei sich, als ihr sie erwischt habt?«
Das war also unsere Reyna. Neben mir gab Qethar ein angespanntes Zischen von sich, sagte und tat aber weiter nichts.
»Natürlich nicht«, sagte der andere Durkoth. »Bildest du dir ein, wir hätten sie am Leben gelassen, wenn wir bereits hätten, was wir von ihr wollen? Nach all den Leben, die sie uns gekostet hat?«
Eine schwache Brise kühlte meinen Nacken und zupfte in Richtung der Tür, durch die der männliche Leutnant getreten war, an meinem Haar. Scheroc war zurückgekehrt, um uns den Weg zu Hauptmann Fei zu weisen.
»Das war es dann«, verkündete der Hauptmann. »Die anderenGefangenen brauchen wir nun nicht mehr.« Vor dem Leutnant strich er sich mit einem Finger über die Kehle. »Zeit, aufzuräumen.«
Der Leutnant zog sein Schwert, drehte sich halb zu der Tür um, durch die er gekommen war, und durchbohrte Roketh säuberlich. Zugleich brachten die beiden mit Woldos bewaffneten Gardisten ihre Waffen herunter und hackten auf die weibliche Durkoth ein, und sie hörten auch nicht auf, als sie bereits am Boden lag.
Mehrere Dinge geschahen nun zugleich: Die drei Steinhunde warfen die Köpfe in den Nacken und heulten wie demente Wölfe. Qethar knurrte etwas Unverständliches und streckte die Hand aus, um den Felsen vor uns zu öffnen, ihn zu teilen wie einen Vorhang. Reyna, die offenbar irgendwann wieder zu Bewusstsein gelangt war, hob ihren Kopf kaum wahrnehmbar von der Seite des Hundes, auf den sie gefesselt worden war und sah sich um. Roketh befreite sich von dem Schwert, das ihn aufgespießt hatte, fiel zu Boden und schrie etwas in Durkothsprache.
»Sag Fei, wir sind unterwegs«, wies ich Scheroc an und fühlte, wie der kleine Qamasiin davonhuschte.
Triss verfluchte Qethar in Finster, als er mich erneut in eine Haut aus Schatten hüllte. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Das war nicht die Vorgehensweise, die ich gewählt hätte, wenn man mich gefragt hätte. Aber ich war darauf geschult, mit dem zu arbeiten, was ich hatte, nicht mit dem, was ich gern gehabt hätte, und so zog ich mein Schwert, als ich auf Qethars Fersen den Raum betrat.
Gib mir ein Blickfeld, Triss.
Erledigt.
Als er sich zu einer Wolke der Schatten ausdehnte, hinterließ er direkt vor meinen Augen einen schmalen Schlitz. Praktisch unsichtbar trat ich vor, identifizierte den Eliteleutnant, der sein Schwert gezogen hatte, als meine erste Zielperson und bahntemir einen Weg zu ihm, versuchte aber unterwegs, all die anderen in dem brodelnden Chaos, das der Ermordung der beiden Durkoth gefolgt war, im Auge zu behalten. Es wäre mir nur lieb gewesen, direkt zu Fei und der Dyade zu gehen, aber einen lebendigen Eliteoffizier zurückzulassen war ein Fehler, den ich nicht noch einmal zu begehen beabsichtigte. Ich hatte meine Lektion an jenem Tag gelernt, an dem ich den König von Zhan getötet hatte.
Aber ehe ich noch ein Dutzend Fuß weit gekommen war, erhob sich der Boden unter meinem erwählten Ziel, öffnete sich zu beiden Seiten des Offiziers wie ein gewaltiger steinerner Kiefer und zermalmte ihn zu Brei. Die gleich darauf erstarrten, als Roketh endlich starb. Keiner der anderen war bisher auf uns aufmerksam geworden, und ich änderte geringfügig die Richtung, um mich dem Hauptmann zu nähern. Inzwischen ritt Qethar auf einem beweglichen Teil des Steinbodens zu dem verbliebenen Leutnant.
Und da sah ich etwas, das mir das Herz im Halse schlagen ließ. Die Seile, mit denen Reynas Hände und Füße unter dem Bauch des immer noch heulenden Steinhunds gefesselt waren, fielen herab, als wären sie sauber durchschnitten worden. Dann glitt Reyna voran, legte die Hände auf den Boden und machte eine Rolle, um sich auf die Beine zu katapultieren, ehe sie in einer Wolke aus Schatten verschwand, die explosionsartig von ihrer Haut ausströmte. Einen Moment später huschte ein Fleck tiefer Finsternis kurz zwischen mir und dem Hauptmann vorüber. Gleich darauf umklammerte der Eliteoffizier verzweifelt die frische, offene Wunde an seiner Kehle, während das Leben aus ihm heraus
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