Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Drachenform zurückkehrte, machte ich kehrt und drehte mich gleich jenseits der Tür mit dem Rücken zur Wand. Ich wollte beide Richtungen im Auge behalten, dabei aber so unverdächtig wie nur möglich erscheinen. Lange würde es nicht dauern, bis die Krongarde samt ihren unvermeidlichen Eliteoffizieren kommen und nach den Gefangenen sehen würde. Triss schob die Drachennase unter der Tür zu meiner Rechten hindurch, verschwand dann vollständig und hinterließ nur einen dünnen Schattenfaden, der zu mir zurückführte.
Nichts da und auch keine Anzeichen dafür, dass der Raum bewohnt war. Ich versuche es auf der anderen Seite.
Der Faden zog sich zusammen, und mein Vertrauter tauchte für einen Moment wieder auf, nur um gleich darauf die Nase unter der anderen Tür hindurchzustecken.
Das ist es. Edel. Empfangsraum. Tisch mit Karten und ein paar Pfändern. Da wurde offenbar gespielt. Zwei weitere Türen. Eine für die Herrschaft, eine für die Diener. Zwei Wachen vor der letzten Tür. Sie ist nahe genug, dass ich, wenn ich mich ganz dünn mache, an ihnen vorbeischleichen und einen Blick dahinter werfen kann.
Hört sich ziemlich riskant an. Ich weiß nicht so recht, ob das eine gute Idee ist.
Nein, schon gut. Solange ich hinter und unter den Möbeln bleibe und mich nicht ins Helle wage, dürfte ich … ooh, wie garstig.
Was siehst du, Triss?
Winziges Vorzimmer, kaum größer als ein Kleiderschrank, mit Türen auf jeder Seite. Komische Gucklöcher an drei der Türen. Zerstörungsbanne an zweien, und die Gardisten sind kaum einen halben Schritt entfernt. Wir werden schnell und sauber arbeiten müssen.
Ganz zu schweigen von bald.
Bisher hatte ich Glück gehabt. Niemand hatte meinen Gang betreten, aber dabei würde es nicht bleiben. Und jetzt hatte ich noch mehr Grund, mich zu beeilen. Zerstörungsbanne waren eine scheußliche Sache, und ich wusste nicht, welche Anweisungen der Eliteleutnant erteilt hatte, ehe er zum Thronsaal gegangen war. Nicht, dass es mich sonderlich überrascht hätte, unter den gegebenen Umständen auf dergleichen zu stoßen. Ich wünschte nur, ich könnte mir die Banne durch Triss Augen ansehen, aber ich kann mir seine Sinne nur borgen, wenn er mich umgibt. Trotzdem wagte ich nicht, etwas zu tun, ehe ich ein bisschen mehr erfahren hatte.
Erzähl mir von den Bannen, Triss.
Gezeichnet in Blut. Feuer, mehrere Auslöser. Magie, aufgebrochene Tür, manuelle Vorrichtungen für die Wachen, vielleicht noch mehr.
Ich nickte, auch wenn er das nicht sehen konnte. Damit hatte ich gerechnet. Es gab nicht viele Möglichkeiten, einen Magier gefangen zu halten. Hatte man genug Zeit und die Fähigkeit, konnte man eine Spezialzelle mit allen möglichen passiven Bannen erbauen, die die Magie des Magiers auf ihn selbst zurückwerfen würden. Aber diese Vorgehensweise erforderte die ständige Beaufsichtigung und Wartung durch Spezialisten und funktionierte am besten mit einem eher unbedeutenden Magier.
Wenn es schnell und schmutzig gehen durfte und dennoch wirkungsvoll sein sollte, dann griff man zu etwas in der Art wie einem Zerstörungsbann, der, wenn er bei einem Ausbruch, magischen Aktivitäten – abhängig vom Blut – oder einfach im Falle einer unautorisierten Öffnung der Tür ausgelöst wurde, einenSturm der Zerstörung entfachen würde. Eine heftig überzogene Version magischen Feuers war der unangefochtene Favorit bei Räumen aus Stein, etwas, das eine feine gläserne Schicht auf sämtlichen Oberflächen zurücklassen würde, weil die Hitze so enorm ist. Wirklich, das einzig Überraschende war, dass sie Feis Raum auf die gleiche Art versiegelt hatten. Wenn niemand wusste, dass sie eine Magierin war, schien das arg übertrieben zu sein, und wenn sie es doch wussten, dann hätten sie sich etwas einfallen lassen, um ihren Vertrauten festzuhalten. Irgendwer war hier übervorsichtig zu Werk gegangen.
Todesschlüssel? Oder irgendwas Ähnliches?
Warte , sendete Triss. Ich sehe nach .
Es hing viel davon ab, wie wir genau vorgehen würden und was, falls überhaupt, geschähe, wenn wir die Gardisten ausschalten würden. Im schlimmsten Fall hatten sie einen Todesschlüssel oder einen anderen Trick vorbereitet, der die Banne auslösen würde, sobald die Wachen starben. Aber Derartiges fand normalerweise nur in ernsten Spionagesituationen Anwendung, im Schutz der Dunkelheit. Und falls sie doch einen eingesetzt hatten, dann wäre ich davon ausgegangen, dass er an den Eliteleutnant hätte gebunden
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