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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Frühstück bei mir zu behalten. Ich bin nicht leicht einzuschüchtern, aber unser Weg durch die stillen Tiefen der Erde hatte ein Gefühl hinterlassen, als würden etliche blinde, vielbeinige Kreaturen überall über meinen Körper krabbeln. Beinahe wünschte ich, ich hätte mir für diesen Ausflug nicht Triss’ Sinne geliehen, denn meine Augen hätten mir nie zeigen können, was sein Nichtsehen mir allzu deutlich präsentiert hatte.
    Mit stummem Zupfen, herangewehten Gerüchen und sanftem Streifen hatte Scheroc uns zu der Stelle geführt, an der ein schmaler und geschickt verborgener Luftschacht in das steinerne Antlitz der Klippe gleich nördlich des Palasts mündete. Qethar hatte mich gebeten, die Führung zu übernehmen, als wüsste er nicht so recht, in welchem Bereich Fei und die Dyade sein könnten, und es war klar, dass ich Quellen hatte, die ihm nicht zur Verfügung standen. Anfangs hatte ich befürchtet, der einfache, kleine Geist könnte sich dem Durkoth in diesem Prozess versehentlich offenbaren, aber in der Hinsicht hätte ich mir keine Sorgen machen müssen.
    Scherocs Jahre mit Fei hatten ihn längst gelehrt, auf subtile Art zu kommunizieren, ohne seine Gegenwart preiszugeben. Und nun verstand ich auch die Neigung des Hauptmanns, immer mal wieder in der Luft herumzuschnüffeln. Ihre Verbindung zu dem Qamasiin hatte ihr vermutlich eine Nase eingebracht, die der eines Bluthunds nicht nachstand   – die Natur des Vertrauten formte stets auch die Macht des Magiers   – und das Schnüffeln stellte eine Möglichkeit dar, mit ihrem unsichtbaren Begleiter zu kommunizieren.
    Von da an jedoch nahmen die Dinge eine verstörende Wendung. Qethar hatte die Hand ausgestreckt und den Felsen ein paar Meter links des Schachts berührt, woraufhin sich eine schmale Steinzunge auf die nächste Ruderbank des Bootes, das wir gemietet hatten, herabsenkte wie eine Art Kalksteinplanke. Qethar hatte mir signalisiert, ich möge vorangehen, also war ich auf den Vorsprung getreten und so nahe an die Klippe herangegangen, wie ich nur konnte. Zumindest hatte ich das geglaubt.
    Aber dann kam Qethar hinter mir heran und sagte etwas über die Durathstraße. Ich fühlte, wie sich der Stein unter meinen Füßen bewegte, zurückglitt, wieder Teil der Wand wurde und mich mit sich nahm. Instinktiv riss ich die Hände hoch, um mein Gesicht zu schützen, als die harte Oberfläche auf meineAugen zukam. Es ist schwer, das Gefühl zu beschreiben, das ich hatte, als meine Hände das Gestein berührten und einfach hindurch- und hineinglitten. Und ich möchte nicht einmal daran denken, wie es sich angefühlt hat, als meine Gesichtshaut in den Stein sank.
    Stellt Euch ein riesiges Fass mit ausgelassenem, fest gewordenem Schweinefett vor. Dick, zäh, kalt, angefüllt mit allerlei Dingen, über die Ihr gar nicht mehr wissen wollt. Und nun werft ein bisschen Sand dazu, um es körnig zu machen, so, als wolltet Ihr eine Scheuerseife herstellen. Drückt Eure Hände in das Zeug, Euer Gesicht, Euren ganzen Körper. Und dann, gerade, wenn Euch bewusst wird, dass Ihr damit gar nichts zu tun haben wollt, und Ihr versucht, Euch zurückzuziehen, wird die Masse plötzlich lebendig und zieht Euch in ihre Tiefe hinab.
    Jeder noch so winzige Partikel dieses Breis hat plötzlich die Macht entwickelt, Euch zu packen, festzuhalten und zu stoßen, und nun presst sie Euch gegen Euren Willen durch sich hindurch. Um Euren Mund und Eure Nase herum ist eine Art Leere, eine Blase kalter, feuchter, nach Erde riechender Luft, die Ihr atmen könnt.
    In den ersten Momenten wickelte sich Triss um meinen Körper und bot mir eine Art seidiger Rüstung, die mich vor dem Schlimmsten abschirmte. Aber in meiner plötzlichen Panik angesichts dieser Lage hatte ich dummerweise nach seinen Sinnen gegriffen, die mir so etwas wie einen Ausblick auf die Matrix gewährten, die mich hielt und schob. Auch wenn ich größtenteils von solidem Gestein umgeben war   – so solide es in Anbetracht der Umstände eben sein konnte   – gab es hier und dort Adern aus einem dünneren Material, Schichten mit Kies und Erde, dort, wo sich Wasser aus höheren Lagen einen Weg in die Tiefe gebahnt hatte.
    Und die waren voller Leben. Würmer und Schleicher und Schlimmeres. Dinge aus Fleisch und Blut und Dinge aus Magie, blinde Krabbelwesen aus der Tiefe. Durch Triss konnte ich sie vorüberziehen spüren, und auch wenn ich sie niemals werde vergessen können, werde ich doch auch nicht mehr über sie

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