Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
kostbarem Samt. Dieser umfing den Kothmerk wie eine Mutter ihr Baby, fest und doch sanft, hütete ihn davor, wegzurutschen oder beschädigt zu werden.
Die Archon musste das Kästchen umdrehen, um den Ring aus ihm zu befreien. Dann hob sie den Kothmerk hoch, sodass das Sonnenlicht, das durch das Fenster hinter ihr hereinströmte, durch den Stein leuchtete.«
»Wie hat der Ring ausgesehen?«, fragte Triss.
Er war von seiner erhabenen Position an der Wand herabgeglitten und hatte den Kopf in meinen Schoß gelegt, und nun strich ich träge mit einem Finger über die Wirbel in seinem schuppigen Nacken, ertastete Nuancen, wo Augen nur einen undifferenzierten Schatten erkannten.
HaS antwortete Triss, indem sie mit ihrer Geschichte fortfuhr.
»Die Grundform gleicht der eines königlichen Siegelrings, auch wenn kein König der Menschen je solch ein edles Siegel am Finger getragen hat. Oder einen Ring, der aus einem einzigen Rubin geschnitten wurde. Die Innenseite ist überzogen mit weiteren Mustern dieses denkfähigen Winterfrosts, tiefer als die auf dem Kästchen, aber nicht minder fein. Sie ziehen sich spiralförmig zur Krone des Geschmeides und gleiten dann über den Rand der Siegelfläche.
Dieses Muster, du wirst es kennen, wenn du dann und wann Durkothkunst gesehen hast, ist der Kreis, der sich selbst rund um das Durkothsymbol für die ewige Nacht verfolgt. Das scheint ein einfaches Siegel zu sein und viel zu leicht zu fälschen, bis man es genauer betrachtet und sieht, dass sowohl Kreis als auch Symbol ihrerseits ein feines Muster aufweisen, das an die Adern eines Blatts erinnert. Das war der schönste Ring, den ich je gesehen hatte, und ich beugte mich vor und hielt die Luft an, um ihn nicht mit meinem Atem zu vernebeln.«
»Dies ist der Kothmerk«, sagte die Archon. »Das lebendige Herz von Durkoth und ein notwendiger Bestandteil der Wiederkrönung des Königs des Nordens, die in diesem Jahr zur Winterrunde stattfinden wird.«
»Ich verstehe nicht«, bekundete ich. »Weder die Wiederkrönung, noch, warum wir den Ring haben.« Ich wusste nur wenig über die Beziehung zu den Durkoth und noch weniger über die Durkoth selbst.
»Vor vielen Jahren kam es zum Krieg zwischen den Durkoth der nördlichen Berge und ihren Vettern im Süden. Vor allem kämpften sie in den tiefen Gängen der Erde, weit unter der Oberfläche Grams. Doch ein großer Kampf wurde hier, über der Oberfläche in der Kluft ausgefochten, die die Berge teilt und in deren Herzen Kodamia liegt. Aus Gründen, die im Laufe der Geschichte in Vergessenheit geraten sind, kam die damalige Archon dem König des Nordens zu Hilfe und unterstützte ihn dabei, die Armeen des Südens aus dem Feld zu schlagen. Schließlich rettete sie dem König das Leben und mit ihm den Thron.
Zum Dank, den er ihr schuldete, und als Symbol gab der König den Kothmerk in die Obhut der Archon und ihrer Erben. Dort sollte er bis zum Tage unserer größten Not bleiben, wenn die Durkoth des nördlichen Königreichs ihre Schuld begleichen würden, indem sie auf unserer Seite kämpfen würden. Wir hüten ihn nun schon seit sieben Jahrhunderten, ohne die Schuld eingefordert zu haben, und wir holen ihn nur für die Wiederkrönungszeremonie, die alle zweihundert Jahre stattfindet, aus den Gewölben, um ihn ihrem rechtmäßigen Herrn zu schicken.«
Nun wurde mir klar, warum die Archon mich in ihren Turm beordert hatte. »Ihr wünscht, dass ich den Ring zu den Durkoth bringe?«, fragte ich mit piepsiger Stimme.
Die Archon lachte. »Ja, aber natürlich nicht du allein. Rund ein Dutzend Dyaden werden über den Ring wachen, und mit Ausnahme von dir und Schärfe der Beharrlichkeit sind sie altehrwürdige Veteranen. Aber derzeit mangelt es mir ein wenig an voll ausgebildeten Todbringern aufgrund des Ärgers in den Kvanas.«
Hier unterbrach ich HaS. »Todbringer? Was ist das?«
Hera sprach und deutete auf sich und ihre Paargefährtin. »Wir sind Todbringer. Die Dyaden haben verschiedene Spezialgebiete. Wir werden kurz nach der Verpaarung ausgiebiggetestet, um herauszufinden, wo unsere größten Talente liegen. Meine natürliche Schwester und ihre Partnerin unterzogen sich dem Studium unter den Forscherzauberern. Unsere Begabung war der Nahkampf, also gingen wir zu den Todbringern.«
Nachdem ich gesehen hatte, wie die Dyade zwei Elitesoldaten ausgeschaltet hatte, konnte ich nicht behaupten, sonderlich überrascht zu sein. »Und da bleibt ihr für den Rest eures Lebens?«
»Nein«, sagte
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