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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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wirklich eine rote Sonne aufgehen sollen, ein Stern fallen oder ein Schwarm schwarzer Adler über uns hinwegfliegen müssen. Irgendetwas anderes als ein strahlender Morgen, der in Blut und dem Rauch einer Masseneinäscherung unterging, hätte ihren Todestag kennzeichnen müssen.
    Ich kann nicht mehr als allerhöchstens eine Meile voraus gewesen sein, als der Angriff erfolgte   – und so weit konnte ich mich auch nur entfernt haben, sollte ich die Geschwindigkeit unserer kleinen Karawane erheblich falsch eingeschätzt haben   –, aber ich hörte nichts. Gar nichts. Ich hegte nicht den geringsten Verdacht, dass irgendetwas Unvorhergesehenes passiert sein könnte, bis die Sonne im Zenit stand und meine Ablösung nicht auftauchte. Dann aber zügelte ich meine Rösser und wartete beinahe eine Stunde in der Annahme, die Dinge wären nur ein wenig durcheinandergeraten. Doch die Zeit verging, und niemand kam, und ich fing an, mir Sorgen zu machen. Ich wollte das Alarmsignal nicht nutzen   – ein roter Rauchzauber, den ich stets bei mir trug, und der im Falle meines überraschenden Todes ausgelöst werden sollte. Bei mir war alles in Ordnung, und ich wollte unsere Anwesenheit nicht preisgeben.
    Schließlich überredete mich Hera, ihr zu gestatten, eine leuchtend blaue Rauchsäule auszusenden   – ein Standardsignal zur Anforderung von Befehlen   – aber keines, das für diese Mission freigegeben worden war. Ich rechnete damit, neben einer Antwort einen königlichen Tadel zu erhalten. Doch nichts geschah. Niemand kam, keine Rauchsäule erschien, kein wie auch immer geartetes Signal. Schließlich machte ich kehrt und ritt den Wagen entgegen. Inzwischen war ich sehr besorgt, aber noch ohne Furcht. Was sollte einem Trupp von einem Dutzend gut ausgebildeten Dyaden und vierzig Einlingen Unterstützung schon passieren? Ich sollte es bald herausfinden.
    Meine Furcht wuchs heran, als ich eine zweite Meile hinter mir hatte, ohne einem der Wagen zu begegnen. Gewiss mochten sie aufgrund irgendeiner Verzögerung weiter zurückgefallen sein als geplant, doch dann hätte ich ein Signal erwartet, das ich nicht erhalten hatte. Drei Meilen, und ich geriet allmählich in Panik. Von da an trieb ich meine Pferde hart an, drängte sie in sehr schnellem Trab über die letzten paar Meilen. Der Angriff war früh am Tage erfolgt, nicht lange, nachdem ich vorangeritten war, der Distanz nach zu schließen, die ich hinter mich bringen musste, um zum Schauplatz des Geschehens zu gelangen.
    Sie waren alle tot, Dyaden und Solisten gleichermaßen, das zumindest dachte ich. All diese Leiber   …«
    HaS schloss ihre beiden Augenpaare und schauderte. Ich sah, dass sie mit den Tränen kämpfte, also sagte ich nichts, sondern kraulte nur Triss hinter den Ohren und ließ ihr Zeit, sich zusammeln. Nach einer Weile atmete sie wieder gleichmäßiger und nickte.
    »Lange konnte ich nicht glauben, was ich sah. Obwohl all diese Toten vor mir lagen wie weggeworfene Puppen. Wahllos lagen sie auf der Straße und einige Meter weit im Wald zu beiden Seiten verteilt. Nichts konnte so etwas vollbracht haben. Nichts. Ich glaube, das Schlimmste von allem war die mehrfach wiederholte Dichotomie aus blutiger Zerstörung und scheinbarem Frieden.«
    Sie legte ihren Stal-Kopf auf die Seite und sah mich fragend an.
    »Ich weiß nicht, ob du je eine gefallene Dyade gesehen hast, aber wenn der Tod schnell genug eintrifft, kann es so aussehen: Eine Hälfte niedergestreckt durch einen Schuss in den Nacken, und die andere ist tot, ohne einen Kratzer zu haben   …
    Dorn der Treue war der Anführer unserer Expedition gewesen, der beste Horcher und Nachtschlitzer, den Kodamia in den letzten drei oder mehr Generationen hervorgebracht hatte. Oder Spion und Assassine, wenn du eine offenere Ausdrucksweise bevorzugst. Niemand konnte ihn überraschen, und im Nahkampf war er tödlicher als viele der Todbringer. Seine Troi-Hälfte sah aus, als wäre sie zwischen mächtigen Steinen zerquetscht worden, über und über mit Blut bedeckt und alle Knochen gebrochen. Don, seine andere Hälfte, lag friedlich auf dem Rücken, keine fünf Fuß entfernt, ganz so, als hätte er sich zu einem kleinen Schlummer niedergelegt. Wäre Trois zerschmetterter Leichnam nicht gewesen, hätte ich vielleicht sogar versucht, ihn zu wecken und zu fragen, was geschehen war.
    Sieben der zehn Dyaden, die an diesem Morgen mit dem Kothmerk aufgebrochen waren, waren so gestorben, zu schnell, um auf was immer sie

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