Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Haufen Müll. Ich habe ein bisschen Angst, es dir abzunehmen, weil ich fürchte, deine Haut könnte sich mit ablösen.«
Ich legte eine Hand auf die Brust. Mein Hemd war verkohlt,und darunter waren eindeutig einige Schrammen und Brandblasen, aber nichts allzu Ernstes. Mein Bad in der Bucht hatte vermutlich dazu beigetragen, das Schlimmste zu verhindern.
»Das ist nicht so schlimm, aber, ja, mein Gesicht fühlt sich an, als wäre ich im Krieg gewesen. Schätze, der Vorteil ist, dass mich jetzt wahrscheinlich niemand erkennen wird.«
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt kam Hera mit einer braunen Flasche zu uns. »Nächstes Mal sagst du was«, knurrte sie mich an. »Mich schaudert bei dem Gedanken, was der ganze Dreck in der Bucht inzwischen mit deinen offenen Wunden gemacht hat. Ich werde drastische Maßnahmen ergreifen müssen, mit Magie und damit …« Sie hob die Flasche, um etwas vom Inhalt auf meine Wange zu schütten, und ich verzog erwartungsvoll das Gesicht.
»Lasst uns ein bisschen weiter ins Dunkle gehen«, sagte Triss. »Dann kann ich euch besser decken und die Schreie dämpfen.«
Später suchten wir uns ein Badehaus, das auf den Bedarf des Nachtgewerbes ausgerichtet war, und ich kaufte einem vorüberkommenden Arbeiter sein letztes Hemd für das Fünffache seines Werts ab. Anschließend hielten wir Ausschau nach dem Schild des Gespleißten Taus und lokalisierten Kohlschaufels Geschäftsräume gleich neben der Versatzbude unter einem kleinen Schild mit der Aufschrift Kurzwaren.
Wir machten es uns auf dem Dach eines kleinen, nicht beschilderten Hauses auf der anderen Straßenseite bequem, während wir das Geschäft beobachteten und unsere Strategie besprachen. Dieses Mal konnten wir kaum so tun, als wollten wir nur alten Freunden in einem Lokal ein paar Fragen stellen. Kohlschaufel kannte mich nicht, auch wenn er von mir gehört haben mochte … oder die Steckbriefe gesehen hatte. Er würdemit mir nicht über eine so heiße Ware wie den Kothmerk sprechen wollen, also würden wir eher so vorgehen müssen, als wollten wir einen Überfall auf Feindesgebiet durchführen.
Wir beschlossen, dass ich vorausgehen sollte, begleitet von Hera, die grundsätzlich harmlos aussah, ganz zu schweigen davon, dass sie betörend sexy war. Sie würde sich ein Plätzchen suchen, von dem aus sie die Tür im Auge behalten konnte, während Stal den Beobachtungsposten auf dem Dach beibehalten sollte. So sah der ursprüngliche Plan aus. Aber das war, bevor wir einen guten Teil einer Stunde auf dem Dach zugebracht hatten, ohne dass sich in dem Laden auf der anderen Straßenseite das kleinste Lebenszeichen gezeigt hätte, wenn man von den Passanten absah, die am Klingelzug verstohlen ihr Glück versuchten. Allmählich bekam ich ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache.
»Sieht es für euch da drüben nicht auch ein bisschen zu ruhig aus?«, fragte ich leise.
»Ich weiß nicht«, antwortete HaS. »Ich habe so etwas bisher noch nie gemacht. Die Nacht ist bewölkt, und das sind Schmuggler, nicht wahr? Vielleicht sind die gerade unterwegs.«
»Möglich, aber dann hätte ich erwartet, dass sie irgendwelche Schläger postiert hätten, um den Laden im Auge zu behalten. Wenn die hier irgendwelche Geschäfte machen, dann muss es einen gesicherten Raum für größere Wertgegenstände und eine Truhe für die Münzen geben. Sie können ihre Klienten ja schlecht mit Buchgeld bezahlen. Triss?«
»Irgendwas stimmt nicht. Die Schatten da drüben sehen leer und tot aus. Ohne sie zu kosten, kann ich es nicht genau sagen, aber das ist der Eindruck, den ich von dort habe. Das Gebäude ist verlassen.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Stal.
Ich zuckte mit den Schultern. »Um es mit einem Schmugglerausdruck zu sagen, was wir tun sollten , ist, die Leinen kappen undauf die offene See flüchten, ehe die Obrigkeit erscheint. Aber dann stünden wir immer noch genauso im Dunkeln wie jetzt. Es ist riskant, aber ich glaube, es wäre besser, wenn ich rüberginge, um mich dort einmal umzuschauen.«
»Du meinst, wir gehen rüber und schauen uns um«, sagte Hera.
Ich schnaubte. »Klar, aber lasst uns nicht die Vordertür benutzen, einverstanden?«
»Dach?«, fragte Stal.
Ich nickte. »Erst auf die Rückseite. Ich will zuerst die Hintertür kontrollieren. Dann die Wand rauf, damit wir uns einen Weg hineinbahnen können.«
12
W ie sich herausstellte, hatte der Gluthöker keine sichtbare Hintertür. Was er aber hatte, war eine Hasenroute, die durch
Weitere Kostenlose Bücher