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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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eines Trolls. Auf den ersten Blick schien das daran zu liegen, dass der Hafen bei Nacht geschlossen war, aber der wahre Grund war, dass alle Lampen, die die Stadt hier aufzustellen versuchte, auf rätselhafte Art zu verschwinden pflegten.
    Ich machte den Weg für die Dyade frei, die mir die Leiter hinauf gefolgt war, und legte mich für einen Moment flach auf den Rücken. Ich fühlte mich, als wäre ich durch die ganze Bucht geschwommen, nicht getragen worden, und ich musste dringend wieder zu Atem kommen. Triss muss ähnlich empfunden haben, denn er versank wortlos in der Form meines Schattens. Auch jetzt, Stunden, nachdem die brutale Sommersonne untergegangen war, fühlten sich die Bretter unter meinem feuchten Rücken warm an, und der nächtlichen Brise fehlte jeder Biss.
    Stal folgte mir aus dem Wasser und legte sich, ebenfalls leise keuchend, wenige Fuß entfernt von mir auf den Anleger. »Ich nehme an, wir können nicht Feierabend machen und den Besuch bei diesem Kohlschaufel-Kerl ausfallen lassen?«
    HaS schüttelte Stals Kopf. »Nein, natürlich nicht.«
    »Ja, das dachte ich mir schon«, sagte Stal.
    Es war sonderbar, wie natürlich mir dieser Wechsel inzwischen vorkam. Unter normalen Umständen hätte ich mich still und heimlich davongestohlen, wäre ich Zeuge geworden, wie jemand mit sich selbst mit zwei verschiedenen Stimmen diskutierte. Irgendwie war die Dyade, ohne dass ich es wirklich bemerkt hatte, zu einem Teil meiner Welt geworden, sogar zu einer Freundin.
    Zu gern hätte ich mich darüber gefreut und das einfache Wohlbehagen von Kameradschaft genossen, aber die Frage zur Gerechtigkeit, die mir der große Drache gestellt hatte, hallte immerund immer wieder durch meinen Kopf. War meine Sache gerecht? Ich sah Stal an und hoffte, dass sie es war, und dass ich dessen eines Tages sicher sein konnte. Aber bis dieser Tag gekommen war, falls er je kommen würde, konnte ich mich nur von meiner eigenen, arg mangelnden Wahrnehmung der Welt leiten lassen. Für den Augenblick musste das reichen. Genauso wie es mir reichen musste zu hoffen, dass mein Versprechen, der Dyade zu helfen, nicht im Konflikt zu meinem Versprechen gegenüber Fei stand.
    Hera kletterte herauf und brach am Rand des Piers zusammen, ließ den Kopf über das Wasser hängen und erbrach sich geräuschvoll. »Eyn und Eva, ich hasse die Art, wie dieser Zauber zu Ende geht.« Sie rollte sich auf den Rücken und zu mir und drückte meinen Oberschenkel.
    »So schlimm kam mir das gar nicht vor«, sagte ich. »Ich wusste gar nicht, dass ein Kuss einen so umhauen kann.«
    »Schätzchen«, sagte Hera und ließ eine Spur ihres sonst so feurigen Temperaments erkennen. »Das gehörte nicht zu dem Zauber. Das war nur ich.«
    Nun drückte ich ihr Bein. »Dann sollten wir das irgendwann noch mal ausprobieren.«
    »Bin dabei. Aber das wird warten müssen, bis ich etwas bekommen habe, das mir hilft, meinen Mund zu säubern. Der Zauber mag für dich und Stal nicht so schlimm gewesen sein, aber ich hatte beide Enden der Kette zu tragen, und die lässt sich nicht einfach mit einem Kuss öffnen und schließen.«
    »Ich könnte selbst einen Gaumenreiniger brauchen.« Mein Mund schmeckte nach der Bucht. Und da die Bucht die ultimative Endstation für die Abwasserkanäle von Tien darstellte   … na ja, darüber wollte ich eigentlich gar nicht nachdenken. »Jetzt brauche ich nur noch jemanden, der mich irgendwohin trägt, wo ich einen bekommen kann.«
    »Auf mich kannst du nicht zählen«, sagte Triss von seinem Plätzchen in meinem Schatten aus. »Für diese Nacht bin icherledigt. Erst hat mich dieser Flussdrache halb zurück ins Immerfinster geängstigt. Und dann erhebt auch noch Tien Lun persönlich sein Haupt.« Ich fühlte ihn unter mir erschauern. »Dieses Mal wirst du deinen schweren Arsch selbst hochkriegen müssen.«
    » Fluss drache?«, fragte ich.
    »Ja«, entgegnete Triss. »Man kann sie am Gefühl erkennen, aber was ein Süßwasserdrache da draußen in der Bucht in seiner physischen Gestalt zu suchen hatte, weiß ich auch nicht.«
    »Warum er auch dort war«, sagte HaS, »für uns war es von Vorteil. Wir wären vielleicht auch allein zurechtgekommen, aber man weiß ja nie, und die Drachen haben uns auf jeden Fall eine Menge Schwimmerei erspart.«
    Hera rollte sich herum und sprang auf die Beine. »Wir haben hier schon zu viel Zeit vergeudet, und ich muss wirklich diesen Geschmack im Mund loswerden.«
    Ich drehte den Kopf, um Stal anzusehen, obwohl dabei

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