Die Klinge
schien sich schlagartig aufgehellt zu haben. Freundlich lächelte er den Kopiloten an, der sich zu ihm herabbeugte und ihn leise ansprach.
»Wir haben ein kleines Problem, Sir.«
»Erzählen Sie. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
»Wir haben gerade einen verstümmelten Funkspruch aus Washington empfangen. Falls wir ihn richtig verstanden haben, ersucht man uns, sofort umzudrehen und nach Boston zurückzufliegen, falls wir einen Passagier Ihres Namens an Bord haben. Die Nachricht kommt offensichtlich aus dem Justizministerium. Aber der Empfang war so gestört, dass wir uns nicht sicher sind.«
»Und jetzt wissen Sie nicht, wie Sie sich verhalten sollen?«
»So ist es, um ehrlich zu sein. Wir haben sehr viele Passagiere an Bord, die Touristenklasse ist praktisch ausgebucht. Zudem haben wir knapp die Hälfte der Strecke nach Heathrow zurückgelegt. Der Kapitän ist nicht sonderlich erpicht darauf, wieder nach Boston zurückzufliegen.«
»Vielleicht hilft es ihm bei seiner Entscheidung, wenn Sie ihm sagen, dass ich in den Staaten einen offiziellen Auftrag ausgeführt habe«, sagte Tweed und zeigte dem Kopiloten seinen SIS-Ausweis. »Außerdem hatte ich vor meinem Abflug aus Großbritannien ein Gespräch mit Russell Straub.«
»Mit dem Vizepräsidenten? Oh, ich verstehe.«
»Da Ihr Kapitän offensichtlich nicht gewillt ist, die ganze Strecke wieder zurückzufliegen, hätte ich einen Vorschlag für ihn. Er soll noch eine halbe Stunde warten und dann antworten, dass der Funkspruch stark verzerrt und nicht verständlich war.«
»Ich glaube, der Kapitän wird das für eine gute Idee halten«, antwortete der Kopilot, der sofort begriffen hatte, worauf Tweed hinauswollte. »Bis wir dann wieder eine Antwort erhalten, haben wir schon weit über die Hälfte der
Strecke nach Heathrow hinter uns, und das Flugzeug hat nicht mehr genügend Sprit, um umzukehren. Ich danke Ihnen, Sir. Ich werde beim Kapitän Ihr Gespräch mit dem Vizepräsidenten erwähnen.«
Nachdem der Kopilot gegangen war, wandte sich Newman an Tweed. »Da haben Sie aber sehr schnell reagiert.« Er sah auf seine Uhr. »Mal sehen, ob Ihre Kriegslist funktioniert.«
»Das mit Russell Straub war ein genialer Schachzug«, sagte Paula.
»Eigentlich habe ich ja nur ein paar Worte mit ihm gewechselt«, sagte Tweed augenzwinkernd, »aber man kann mir nicht vorwerfen, dass ich gelogen hätte.«
Eine Dreiviertelstunde später zupfte Newman Tweed, der wieder eingeschlafen zu sein schien, am Ärmel. Tweed riss sofort die Augen auf.
»Wir haben schon weit über die Hälfte des Fluges hinter uns, und der Pilot ist nicht umgekehrt. Es hat geklappt.«
»Ich weiß, wer hinter dem Funkspruch steckt«, sagte Paula. »Jed hat doch gesagt, dass Parrish einen Anruf nach Washington angemeldet hat. Bestimmt wollte er seinen Bruder im Justizministerium sprechen, um ihm zu erzählen, dass wir in Pinedale herumschnüffeln.«
»Da haben Sie wahrscheinlich Recht«, sagte Tweed. »Aber warum macht der Mord an Hank Foley diesen hohen Herren so zu schaffen? Da scheinen sich mächtige Leute große Sorgen wegen des Mordes an einem kleinen Hausmeister zu machen. Das ist doch nicht normal. Bestimmt glühen jetzt die Drähte zwischen Washington und der amerikanischen Botschaft in London, wo Russel Straub sich jetzt bestimmt aufhält.«
»Was sagen Sie eigentlich dazu, dass der gute Mr. Straub ein großes Anwesen in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Sanatoriums besitzt?«, fragte Paula.
»Ich bezweifle, dass er direkt etwas mit dem Brand zu tun hat, aber das Haus könnte in anderem Zusammenhang von Bedeutung sein.«
»Ach übrigens, ich habe ganz vergessen, Ihnen etwas zu erzählen«, sagte Paula. »Als Jed mich am Flughafen in Portland zum Abflugschalter begleitet hat, habe ich ihn gefragt, ob er wüsste, wo das Feuer seinen Ausgang nahm. Er sagte, es sei im Keller gewesen, das habe ihm ein Experte der Feuerwehr erklärt.«
»Und im Keller wurden die Krankenakten der Patienten aufbewahrt«, warf Newman ein.
»War das nicht eine seltsame Geschichte, die Millie uns erzählt hat?«, sagte Paula, aber Tweed gab ihr keine Antwort, sondern rief den Steward, der ihnen kurz zuvor ein ausgezeichnetes Abendessen serviert hatte.
»Hätten Sie vielleicht einen Block für mich, damit ich Ihnen einen Funkspruch aufschreiben kann?«, fragte Tweed.
Seine Bitte wurde ihm umgehend erfüllt, und Tweed schrieb in Großbuchstaben ein paar Zeilen auf einen Zettel. Als er damit fertig war, faltete
Weitere Kostenlose Bücher