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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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weil ich beim Putzen das Datum auf den Schubladen gesehen habe. Die neuesten Akten steckten in dem Schrank gleich neben der Tür, und genau da war Hank, als ich ihn gesehen habe.«
    »Was geschah dann?«, fragte Tweed, während Millie noch einen Schluck von ihrem Whisky nahm. Ihre Stimme klang noch völlig nüchtern.
    »Ich habe durchs Kellerfenster nach draußen geschaut und gesehen, wie Mr. Mannix in die Limousine stieg, die dann in Richtung Boston abgefahren ist. Aber das war noch nicht alles. Ein paar Minuten später kam die Limousine wieder zurück, und die hintere Tür ging auf. Mir hat das nicht gefallen, und deshalb bin ich raufgegangen, habe meinen Mantel angezogen und bin heimgelaufen.«
    »Haben Sie da vielleicht Mr. Mannix’ Gesicht gesehen?«, fragte Tweed hoffnungsvoll.
    »Nein, ich habe gar nicht hingeschaut. Ich hatte Angst. Irgendwas Unheimliches ging da vor, das spürte ich in den Knochen. Ein paar Stunden später habe ich dann die Flammen aus dem brennenden Sanatorium schlagen sehen.«
    »Wo war eigentlich Dr. Bryan, während all das geschah?«
    »Der war mit seiner Frau nach Boston gefahren, ungefähr zwei Stunden bevor ich in den Keller ging.«
    »Dann sollten Sie und Foley wohl das Sanatorium sauber machen? Dr. Bryan muss es ziemlich eilig gehabt haben, sonst hätte er den gefährlichen Mr. Mannix doch nicht allein abreisen lassen.«

    »Das hat mir auch nicht gefallen«, sagte Millie mit ängstlichem Gesichtsausdruck. »Ich fand das ziemlich seltsam.«
    Jed stand auf. »Wenn wir noch rechtzeitig nach Portland kommen wollen, dann müssen wir jetzt aber losfahren.«
    Tweed bedankte sich bei Millie für ihre Hilfe. Sie war sichtlich enttäuscht darüber, dass ihre Gäste schon wieder gingen.
    Nach der Wärme im Haus kam allen die Luft draußen gleich noch einmal so kalt vor.
    »Ich hätte es Ihnen vielleicht schon früher erzählen sollen«, sagte Jed zu Tweed auf dem Weg zum Wagen. »Aber als ich vorhin meinen Koffer holte, hörte ich, wie Parrish im Büro telefonierte. Er wollte in Washington anrufen, das habe ich genau gehört, weil er die Frau in der Vermittlung richtig zur Schnecke gemacht hat. ›Drei oder vier Stunden, um nach Washington durchzukommen? Nicht mit mir, Kleine, nicht mit mir!‹, hat er ins Telefon geschrien und dann den Hörer auf die Gabel geknallt. Ich habe meinen Koffer gepackt und ganz leise die Tür zugezogen. Wahrscheinlich wollte er seinen Bruder sprechen, der es im Gegensatz zu ihm zu etwas gebracht hat. Er ist ein hohes Tier im Justizministerium.«
    Paula beobachtete Tweed genau. Sein Gesicht hatte auf einmal einen düsteren Ausdruck angenommen. Ob er sich Sorgen machte, dass sie das Flugzeug verpassen würden? Bevor sie in den Wagen stiegen, deutete sie auf ein großes Anwesen auf der anderen Seite der Schnellstraße. Es war im Tudor-Stil erbaut und hatte einen hohen, hölzernen Giebel. Eine lang gezogene Auffahrt führte zu dem Haus, in dessen Fenstern aber nicht ein einziges Licht brannte.
    »Wem gehört denn dieses Anwesen?«, fragte sie.
    »Jemandem, den ich nicht mag«, antwortete Jed. »Er hält sich nämlich für den lieben Gott persönlich. Das Haus gehört Russell Straub, unserem Vizepräsidenten.«

11
    Die Boeing der United Airlines, die Tweed und seine Leute zurück nach Europa brachte, befand sich fast genau in der Mitte des Atlantiks, auf halber Strecke zwischen Boston und Heathrow.
    Jed hatte sie in rasender Fahrt zum Flughafen nach Portland gebracht, und beim Umsteigen in Boston hatten sie sich noch einmal beeilen müssen, um den Transatlantikflug nicht zu verpassen. Jetzt saßen sie wieder in der nur zu einem Drittel besetzten ersten Klasse. Paula hatte den Fensterplatz, Tweed saß in der Mitte und Newman wieder am Gang. Keiner sprach ein Wort. Tweeds trübe Stimmung hatte selbst Newman verstummen lassen.
    Paula war etwas besserer Laune und freute sich, dass sie Amerika verlassen hatten. Sie mochte das Land zwar, aber das winterliche Maine hatte ihr doch auf das Gemüt gedrückt, vor allem die Gegend um Portland. Vielleicht lag es an dem, was dort geschehen war und was sie sich jetzt, da sie an Ort und Stelle gewesen war, lebhaft vorstellen konnte. Sie warf Tweed einen prüfenden Blick zu. Er sah zwar so aus, als schliefe er, aber sie wusste, dass er wach war und angestrengt nachdachte.
    Kurze Zeit später kam der Kopilot zu ihnen. Tweed war mit einem Mal hellwach.
    »Mr. Tweed?«
    »Ja, das bin ich. Was kann ich für Sie tun?«

    Tweeds Laune

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