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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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denn Sie gekrochen?«, fragte Tweed.
    »Sie haben mich Ihrem Schnuckelchen noch gar nicht vorgestellt«, bemerkte Snyder mit einem unangenehmen Grinsen.
    »Den Herrn kenne ich bereits«, sagte Marienetta mit kalter Stimme, während sie mit einem seidenen Taschentuch einen imaginären Fleck auf ihrem Kleid bearbeitete und den Reporter keines Blickes würdigte.
    »An Ihrer Stelle würde ich aufpassen, was ich sage«, herrschte Tweed den Mann an.
    »Das Loch übrigens, aus dem ich gekrochen bin, ist ein Fitnessstudio und heißt Charlie’s Physical. Vermutlich haben Sie mich dort nicht bemerkt. Ich saß oben auf der Galerie.«
    »Dann haben Sie uns also hinterherspioniert«, sagte Tweed verächtlich.
    »Na und? Immerhin habe ich eine tolle Vorstellung geboten bekommen. Die liebe kleine Sophie hätte Marienetta ja fast den Schädel eingeschlagen.« Er zog einen Notizblock aus der Tasche. »›Eher bringe ich sie um‹, hat sie geschrien, wenn ich es mir richtig notiert habe. Ich schreibe übrigens nicht nur Reportagen für die Seite drei, sondern auch eine beliebte Klatschkolumne«, fuhr er fort, während er den Block wieder einsteckte. »Diese Story wäre genau das Richtige dafür, finden Sie nicht auch?«
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Tweed, wie Marienetta zusammenzuckte. Er wusste, dass sie dem süffisant grinsenden Snyder am liebsten eine schallende Ohrfeige versetzt hätte. Stattdessen riss sie sich aber zusammen und starrte an die Decke. Tweed beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von Snyders Raubvogelnase entfernt war.
    »Eines verspreche ich Ihnen, Sam«, sagte er ruhig, aber deutlich. »Ich weiß zufällig genau, dass Bob Newman
Ihnen immer mal wieder geholfen hat, an geheime Informationen der Regierung heranzukommen. Er hat Ihnen sogar gesagt, wie Sie Ihre Artikel schreiben müssen, damit Sie keinen Ärger mit den Behörden bekommen. Sollten Sie es wagen, auch nur ein Wort über Marienetta und Sophie in Ihrer Klatschkolumne zu schreiben, dann wird Newman Ihr Feind - Ihr Todfeind. Darüber hinaus wird er Sie in der New York Times nach Strich und Faden durch den Kakao ziehen, und danach können Sie Ihre erhoffte Karriere in Amerika an den Nagel hängen, ehe sie richtig begonnen hat. Bob macht Sie in ganz New York zum Gespött der Leute, verlassen Sie sich darauf!«
    Verschiedene Emotionen zeigten sich auf Snyders Vogelgesicht, und keine davon war ein Ausdruck von Zuversicht. Als er seine Kaffeetasse an den Mund hob, zitterte er so stark, dass er sie wieder absetzen musste, ohne daraus getrunken zu haben.
    »Ja, haben Sie das mit dem Artikel denn wirklich ernst genommen, Tweed?«, sagte er schließlich. »Das war doch nur ein Scherz. Und es tut mir auch Leid, dass ich Ihre Begleiterin vorhin Schnuckelchen genannt habe. Das war taktlos von mir. Ich schätze, ich werde jetzt meinen Kaffee zahlen und verschwinden.«
    »Den Kaffee übernehme ich mit Freuden. Hauen Sie lieber sofort ab.«
    Tweeds Ton war ebenso grimmig wie sein Gesichtsausdruck.
    Snyder stand auf und wusste nicht recht, wie er seinen Abgang gestalten sollte. Offenbar kam er zu dem Schluss, dass es am besten war, überhaupt nichts mehr zu sagen. Sorgfältig jeden Blickkontakt mit Marienetta vermeidend, eilte zur Tür hinaus auf die Straße.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie so böse werden können«, sagte Marienetta, als sie wieder allein waren. »Ihre Stimme hat ja wie die Trompeten beim Jüngsten Gericht gedonnert,
obwohl Sie nicht ein einziges Mal richtig laut geworden sind. Sie wissen wirklich, wie man eine Frau beschützt. Ich bin Ihnen ja so dankbar.«
    »Nicht der Rede wert.« Er hatte kaum geantwortet, da meldete sich Marienettas Mobiltelefon. Sie hörte dem Anrufer zu, sagte selbst ein paar Worte und steckte das Handy dann wieder in ihre Tasche.
    »Das war Onkel Roman. Er wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie so schnell wie möglich in sein Büro kommen könnten.«
    »Hat er gesagt, was er von mir will?«
    »Er steckt in einer Krise, hat er gesagt.«
    »Sieht ganz so aus, als würde ich langsam zum Krisenmanager Ihrer Familie avancieren. Wenn Sie meinen, dass es ihm recht ist, würde ich am liebsten sofort zu ihm gehen.«
    »Bestimmt ist es ihm recht. Er hörte sich ziemlich ernst an. Er hat auch gesagt, Sie sollten Paula mitbringen, wenn sich das irgendwie machen lasse.«
    »Wirklich? Dann tun Sie mir bitte einen Gefallen. Rufen Sie in der Park Crescent an, und erklären Sie Paula die Situation. Ich mag diese Handys

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