Die Klinge
mit Münzen fütterte, ging Tweed, gefolgt von Paula, über eine Metalltreppe hinunter
ins Fitnessstudio, das sich als überraschend geräumig und gut ausgestattet herausstellte. Marienetta, die einen hautengen Turnanzug trug, stand mit verschränkten Armen in der Mitte des Studios, und neben ihr strampelte sich Sophie auf einem Fahrradtrainer ab. Etwas abseits entdeckte Paula Black Jack Diamond, der im Liegen Gewichte stemmte und dabei die beiden Frauen beobachtete.
»Ist doch ganz friedlich hier«, sagte Tweed freundlich.
»Da täuschen Sie sich aber gewaltig!«, rief Sophie.
Sie hörte zu strampeln auf, kam herüber und nahm ein paar Hanteln zur Hand. Dabei blieb sie einen Augenblick stehen und atmete schwer. Tweed fiel auf, dass Sophie, die ebenfalls einen eng anliegenden Turnanzug trug, genau so groß wie Marienetta, aber kräftiger gebaut als diese war.
»Das ist deine alte Masche, du verdammtes Luder!«, schrie sie und starrte Marienetta böse an. »Black Jack und ich wollen heiraten«, erklärte sie an Tweed gewandt. »Marienetta hat das mitbekommen und muss natürlich sofort anfangen, ihn mir auszuspannen. Das hat sie schon immer so gemacht, mit allen meinen Freunden.« Ihre Stimme steigerte sich zu einem wilden Kreischen. »Aber diesmal lasse ich mir das nicht gefallen. Eher bringe ich sie um...«
Sophie machte einen Schritt auf Marienetta zu und wollte mit der Hantel nach ihr schlagen, aber Black Jack, der aufgesprungen und hinter sie getreten war, packte gerade noch rechtzeitig mit einer Hand die Hantel, während er seinen anderen Arm um Sophies schlanke Taille schlang. Sophie zappelte wie wild, aber er ließ sie nicht los. Nach einer halben Minute war sie so erschöpft, dass sie den Widerstand aufgab und kraftlos zusammensackte. Jetzt erst ließ Black Jack sie los und legte die Hantel auf den Boden. Gleich darauf fing Sophie wieder zu schreien an. Ihr Gesicht war zu einer Maske der Wut verzerrt.
»Du willst immer alles für dich haben, Marienetta. Auch die Männer. Deshalb hast du sie mir alle weggenommen. Du bist nichts weiter als eine dreckige Hure!«
Marienetta zuckte zusammen und trat langsam auf Sophie zu. Dann holte sie aus und gab ihr eine schallende Ohrfeige, die Sophie zur Seite taumeln ließ. Tweed trat so schnell zwischen die beiden, dass sogar Paula verblüfft war. Er breitete die Arme aus und hielt die beiden streitenden Frauen auseinander.
»Hören Sie sofort mit diesem Unsinn auf, oder ich rufe die Polizei. Ihr Vater beziehungsweise Onkel kann so einen Skandal bestimmt nicht gebrauchen. Oder wollen Sie wirklich in die Schlagzeilen kommen? Vielleicht sogar mit Bild?«
Die Vehemenz seiner Stimme trug mindestens ebenso wie die Bedeutung seiner Worte dazu bei, dass sich die Situation augenblicklich entspannte. Paula fiel auf, dass Marienetta wieder völlig ruhig wirkte, fast so, als wäre nichts geschehen.
Zum Glück war außer ihnen niemand im Fitnessstudio. Sophie ging auf den Ausgang zu und rief: »Jack, hol deine Sachen, wir verschwinden...«
»Können Sie kurz auf mich warten?«, sagte Marienetta zu Tweed. »Ich ziehe mich nur schnell an. Dauert nicht lange.«
»Lassen Sie sich nur Zeit. Kein Grund zur Eile.«
»Das haben Sie gut gemacht«, sagte Paula, als die drei im Umkleideraum verschwunden waren. »Haben Sie Sophies Gesichtsausdruck gesehen? Am liebsten hätte sie Marienetta umgebracht.«
»Na ja, damit hat sie schließlich auch gedroht…«, bemerkte Newman.
»Ich habe das Gefühl, Marienetta will etwas mit Ihnen allein besprechen«, sagte Paula zu Tweed. »Warum gehen Sie nicht mit ihr irgendwo hin, wo Sie ungestört sind?«
»Keine schlechte Idee«, sagte Tweed.
»Dann haben Bob und ich eben eine dringende Verabredung. Wir sehen uns später in Ihrem Büro...«
Eine knappe Minute später kam Marienetta, die jetzt ein elegantes graues Kostüm trug, aus dem Umkleideraum. Sie runzelte die Stirn.
»Ich hoffe, ich habe Ihre Mitarbeiter nicht vertrieben.«
»Nein, überhaupt nicht. Die beiden mussten ohnehin weg, weil sie noch eine wichtige Verabredung haben. Ich soll Ihnen schöne Grüße von ihnen bestellen. Wo wollen wir hingehen?«
»Das war aber sehr taktvoll von den beiden«, sagte Marienetta lächelnd. »Ich glaube nämlich nicht so ganz an diese Verabredung, aber was soll’s. In der Nähe ist ein Coffeeshop...«
Der Coffeeshop entpuppte sich als ein schickes Lokal mit schwarzen Marmortischen, bequemen Lederstühlen und einer gewölbten Decke, die mit
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