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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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versuchte, mit einer entsprechenden Geste ihre Bemerkung herunterzuspielen, und wünschte sich nun, sie hätte lieber den Mund ganz gehalten.
    Ihr Schreibtisch bog sich wie der von Tweed unter der Last der Akten, die zum größten Teil von Howard stammten und dringend bearbeitet werden mussten. Sie hatten so viel routinemäßigen Schreibkram zu erledigen, dass sie für zwei Tage ausgelastet waren. Tweed machte sich seufzend an die Arbeit und kam sich wieder vor wie damals als junger Polizist am Anfang seiner Laufbahn.

    »Die Hälfte unserer auswärtigen Agenten überhäuft uns mit irgendwelchen Daten und Fakten, nur um ihre Existenz zu rechtfertigen«, schimpfte er. »Deswegen hat Howard uns das aufgehalst. Er zieht es vor, sich in seinem Club mit den hohen Herren aus Whitehall bei einem Drink zu amüsieren.«
    »Sie wissen doch ganz genau, dass Howard jederzeit einspringen und für uns übernehmen würde, wenn wir plötzlich ausfielen«, wandte Paula ein.
    »Fallen Sie mir jetzt bloß nicht in den Rücken...«
    Tweed hielt mitten im Satz inne, weil das Telefon läutete und Monica sich meldete. Er gab ihr zu verstehen, dass er nicht zu sprechen sei.
    »Ich bin nicht da. Selbst wenn es die Queen persönlich sein sollte.«
    »Sind Sie sich da sicher?«, wollte Monica wissen. »Unten ist Mrs. Elena Brucan. Sie scheint völlig aufgelöst zu sein.«
    »Tweed, Sie müssen sie heraufbitten«, sagte Paula. »Wir können eine so sympathische Frau nicht einfach abweisen.«
    Tweed zeichnete die sechs Akten, an denen er gerade gearbeitet hatte, ab und legte sie fein säuberlich auf einen Stapel.
    »Manchmal frage ich mich schon, wer hier eigentlich meine Abteilung leitet. Also gut, empfangen wir sie. Aber danach ist Schluss für heute«, sagte er und zwinkerte Paula zu.
    Paula öffnete der Besucherin die Tür. Elena Brucan trug auch dieses Mal wieder ihren grünen Mantel und den dunkelgrünen Pelzhut. Sie ergriff Paulas Hand, drückte sie herzlich und begrüßte dann Tweed, der ihr einen Sessel anbot, mit einem freundlichen Lächeln. Dann wandte sich die Rumänin wieder an Paula.
    »Eigentlich bin ich ja Ihretwegen gekommen.«

    Monica ging nach nebenan, um Kaffee zu kochen, was Tweed, der befürchtete, dass sich der Besuch dadurch nur in die Länge ziehen würde, eigentlich nicht so recht passte. Trotzdem lächelte er Mrs. Brucan freundlich an.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Als Sie heute am späten Vormittag das ACTIL-Gebäude verließen, war ich zufälligerweise auch in der Nähe. Ich bin Ihnen in einem Taxi gefolgt, aber Sie haben unterwegs angehalten, um zu Mittag zu essen. Ich habe also gewartet und bin Ihnen dann weiter nachgefahren. Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel.«
    »Selbstverständlich nicht. Ich bin mir sicher, Sie werden Ihre Gründe gehabt haben. Das ACTIL-Gebäude scheint ja eine große Anziehungskraft auf Sie auszuüben.«
    »Dort sind sie alle versammelt, alle, die mit dem Mord an Holgate - und vermutlich auch mit dem an dem anderen Mann drüben in Maine - zu tun haben. Das ist doch wahrscheinlich der Grund, weshalb Sie hinübergeflogen sind, oder?«
    Tweed war sprachlos vor Staunen. Er warf Paula, die wieder an ihrem Schreibtisch saß, einen hastigen Blick zu. Seine Assistentin grinste nur. Er hätte ihr am liebsten mit dem Finger gedroht, aber stattdessen konzentrierte er sich wieder auf Elenas hypnotischen Blick. Als Monica mit dem Kaffee kam, beschloss er, sich ebenfalls eine Tasse zu gönnen.
    »Es ist wirklich bemerkenswert, Mrs. Brucan«, sagte er, »dass Sie keiner von uns, einschließlich meiner selbst, heute Morgen bei ACTIL oder draußen in Heathrow gesehen hat. Und das trotz Ihrer auffallenden Erscheinung.«
    »Vielen Dank für das Kompliment.« Paula glaubte zu sehen, wie die Rumänin errötete, als sie hastig ihre Kaffeetasse an den Mund führte. »Ich habe Ihnen doch neulich von meinen Erlebnissen mit dem rumänischen Diktator Ceausescu erzählt. Er hat mich gehasst und mir seine brutalen
Geheimpolizisten auf den Hals gehetzt, um mich zu verhaften. Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt, mich quasi unsichtbar zu machen, wenn es um Leben oder Tod geht. In Heathrow stand ich in der Schlange am Eincheckschalter, an dem Sie sich über den Anschlussflug nach Boston erkundigten. Und von dem Mord in Maine weiß ich, weil ich alle Zeitungen lese, die mir in die Finger kommen, auch amerikanische. In denen wurde das Verbrechen in allen Einzelheiten geschildert. Es ähnelt sehr dem Mord an dem

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