Die Klinge
Fall gelöst. Irgendwo muss es diese geben.«
Zwei Zivilfahrzeuge der Polizei brachten Tweed und die anderen zum Hotel Baur au Lac. Auch die Fahrer trugen Zivil. Im ersten Wagen saßen Tweed und Paula auf der Rückbank, während Marler vorn neben dem Fahrer Platz genommen hatte. Newman fuhr mit Butler und Nield im zweiten Fahrzeug.
Zu Paulas großer Freude fuhren sie fast die ganze Zeit die berühmte Bahnhofstraße entlang, die als eine der teuersten Einkaufsstraßen der Welt gilt. Exklusive Modegeschäfte wechseln sich mit Banken ab, in deren Tresoren Unmengen von Gold lagern. Auf den Gehsteigen konnte Paula elegant gekleidete Damen bewundern, die hin und wieder vor einem Schaufenster stehen blieben.
»Jetzt wissen wir also, dass unser Serientäter Foley in Maine, Holgate in Bray und Seale in Montreux ermordet hat«, sagte Paula und riss sich schweren Herzens von der Welt der Mode los. »Ein beunruhigender Gedanke.«
»Sehr beunruhigend«, sagte Tweed.
»Warum haben Sie sich eigentlich ausgerechnet für das Baur au Lac entschieden?«
»Weil das ein Hotel ganz nach dem Geschmack der Arbogasts ist. Falls sie nach Zürich kommen, steigen sie bestimmt dort ab. Von den anderen Akteuren in diesem Drama - Black Jack zum Beispiel - ganz zu schweigen.«
»Der ist doch auch ein Arbogast«, sagte Paula. »Ein Cousin.«
Am Ende der Straße konnte Paula jetzt bereits das Wasser des Zürichsees in der Sonne glitzern sehen. Mittlerweile befanden sie sich nicht mehr im französischsprachigen Teil der Schweiz, sondern im Deutsch sprechenden Norden des Landes. Der Fahrer bog von der Bahnhofstraße rechts ab, überquerte eine weitere Straße und steuerte auf den großzügigen Eingang des luxuriösen Hotel Baur au Lac zu. Tweed und seine Leute stiegen aus, und der Fahrer kümmerte sich um ihr Gepäck, das Hoteldiener in blendend weißen Uniformen in Empfang nahmen. Als sie die weitläufige Hotelhalle betraten, stieß Paula auf einmal Tweed an.
»Sie hatten Recht«, sagte sie.
Im hinteren Teil der Halle saß Roman Arbogast allein an einem Tisch und schaute in die Richtung der Neuankömmlinge.
»Sieht ganz so aus«, erwiderte Tweed.
Er hatte noch nicht richtig ausgesprochen, da trat auch schon Marienetta in einem sündhaft teuren grünen Kostüm aus dem Aufzug, das perfekt mit dem Blondton ihrer Haare harmonierte. Freundlich lächelnd kam sie mit eleganten Bewegungen auf sie zu. Selbstbewusst wie eine Göttin, dachte Paula.
»Willkommen in Zürich«, sagte Marienetta. Als Tweed sie auf beide Wangen küsste und sie ihm leicht den Arm drückte, wurde er von einem schwachen Hauch ihres Parfüms umweht. Mit einem Seufzer fiel Marienetta anschließend Paula um den Hals. »Ach, ist das schön, dass Sie hier sind. Die Leute hier sind stinklangweilig. Leisten Sie mir doch beim Tee in der Lounge Gesellschaft. Und sagen Sie bloß nicht nein, das lasse ich nicht gelten.«
»Eine kleine Erfrischung wäre tatsächlich nicht schlecht. Ich gehe nur kurz auf mein Zimmer, dann komme ich zu Ihnen.«
»Und ich suche uns inzwischen einen ruhigen Tisch.«
Als sie weiter zur Rezeption gingen, machte Tweed einen sichtlich erfreuten Eindruck. »Jetzt kommt Bewegung in die Sache. Bei jedem Fall gibt es solch einen Punkt, an dem das geschieht.«
»Das verstehe ich nicht ganz«, sagte Paula.
Während Tweed die Anmeldeformulare ausfüllte, erwies sich der junge Mann an der Anmeldung als äußerst gesprächig.
»Herzlich willkommen, Mr. Tweed. Wissen Sie eigentlich, was wir für einen wichtigen Gast derzeit im Hotel haben? Mr. Russell Straub, der Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika, ist bei uns abgestiegen.«
»Tatsächlich? Wann ist er denn angekommen?«
»Um die Mittagszeit. Es ist schon irgendwie komisch. Da hat Mr. Straub einen Leibwächter bei sich - einen gewissen Mr. Danvers -, und dann will er nicht, dass der ihn begleitet. Mr. Straub war den ganzen Nachmittag über allein unterwegs.«
»Arbeiten Sie eigentlich schon lange hier?«, fragte Tweed. In diesem Hotel war es absolut unüblich, dass Angestellte so indiskret waren und Informationen über andere Gäste verbreiteten.
»Nein, Mr. Tweed. Ich bin nur aushilfsweise hier, nächste Woche trete ich eine neue Arbeitsstelle in einem Hotel in Genf an.«
Die Zimmer von Tweed und Paula waren schön und geräumig und befanden sich direkt über dem Hoteleingang, vor dem gerade ein großer Rolls Royce parkte. Kaum hatte Tweed seinen Koffer geöffnet, da klingelte das
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