Die Klinge
Einzelheiten gestoßen.«
»Darf ich mir Ihren Block ausleihen? Ich würde mir gern Notizen machen.«
»Tun Sie das. Also, die Arbogasts stammen ursprünglich aus Italien und hießen früher Arbogastini. Vor drei Generationen gab es zwei Brüder, Benito und Vincenzo. Sie wurden in Rom geboren, zogen später aber nach Mailand. Offenbar hatten sie dort keinen Erfolg, deshalb ging Benito nach London und Vincenzo nach New York. Beide hatten Kinder. Vincenzo änderte den Familiennamen in Arbogast, weil er nicht wollte, dass die Leute ihn für einen Mafioso hielten. Im Laufe der Zeit wurde er ein wichtiger Politiker der Demokraten in Memphis, Tennessee, wo ihn der legendäre Boss Crump unter seine Fittiche nahm. Vincenzo nannte sich nun Vincent, und sein ältester Sohn, der ebenfalls Politiker wurde, ging sogar noch einen Schritt weiter: Er nannte sich Russell Straub, um auch die letzten Anklänge an die Mafia zu tilgen.«
»Womit wir in der Gegenwart angelangt wären.«
»Stimmt. Russell Straub wohnt, wie Sie ja wissen, hier im Hotel. Aber Vincent hatte noch andere Kinder, deren Namen Monica bisher noch nicht herausfinden konnte. Doch kommen wir zu Benito Arbogastini in London, der sich dort in Alfred Arbogast umbenannte. Sein ältester Sohn wiederum ist Roman Arbogast, der seinen Namen beibehielt. Offenbar wollte er nicht alle Bindungen an Italien kappen. Dieser Zweig der Familie ging nicht in die Politik, sondern versuchte sich auf den unterschiedlichsten Geschäftsfeldern. Roman baute schließlich das ACTIL-Imperium auf, das Firmen auf der ganzen Welt umfasst. Dass Roman eine Tochter namens Sophie hat, wissen wir, aber sowohl in den Staaten als auch in Europa soll es noch Geschwister von ihm geben, von denen bisher nichts bekannt ist.« Tweed stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen - wie immer, wenn er
sich konzentrierte. »Zumindest haben wir jetzt ein grobes Bild der Familie Arbogast. Und ich habe sogar eine Hypothese, die ich aber noch nicht belegen kann. Sobald das der Fall ist, werde ich sie Ihnen mitteilen. Aber eines weiß ich schon jetzt genau: Bei diesen grässlichen Morden geht es um Macht, um nichts als Macht, Macht, Macht …«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe«, sagte Paula, nachdem sie ihre Notizen noch einmal überflogen hatte.
»Gehen Sie Ihre Informationen noch einmal Punkt für Punkt durch und reduzieren Sie sie aufs Wesentliche. Zäumen Sie das Pferd doch einmal von hinten auf. Da haben wir die ältere Generation der Arbogasts, die von Roman repräsentiert wird. Er hat nicht nur eine Tochter namens Sophie, sondern auch eine Nichte namens Marienetta, die Tochter eines Bruders, von dem wir bisher so gut wie nichts wissen.«
»So weit kann ich Ihnen folgen.«
»In den Vereinigten Staaten hat Vincents Sohn seinen Familiennamen in Straub geändert. Sein Vater war ein Gefolgsmann von Boss Crump in Memphis. Das hat vielleicht auch seinen Sohn veranlasst, in die Politik zu gehen, wo er es immerhin bis zum Vizepräsidenten gebracht hat.«
»Und der jetzige Präsident, der nicht mehr zur Wiederwahl antritt, hat bereits jetzt seine Unterstützung innerhalb der Partei für ihn angekündigt«, sagte Paula.
»Richtig. Auch dabei geht es um Macht, und die Morde haben eindeutig etwas mit Macht zu tun. Ich halte Straub für einen Menschen, der zu allem fähig ist, um seine Interessen durchzusetzen.«
»So habe ich die Sache noch gar nicht betrachtet«, sagte Paula nachdenklich.
»Deshalb erzähle ich Ihnen das Ganze ja. Damit Sie erkennen, dass unsere Ermittlungen eventuell einen großen Einfluss auf die künftige Sicherheit der ganzen Welt haben.«
»Wenn das stimmt, dann haben wir es mit mächtigen Gegnern zu tun.«
»Ganz genau. Daher auch die Intervention von Nathan Morgan und seiner Special Branch. Die werden alles tun, um unsere Nachforschungen zu stoppen. Bestimmt hat der amerikanische Präsident unseren Premierminister um diesen Gefallen gebeten, und der Premier will die guten Beziehungen zu Washington nicht gefährden. Kein Wunder, dass solcher Druck auf uns ausgeübt wird. Es soll unter allen Umständen verhindert werden, dass ich hinter das große Geheimnis komme.«
»Glauben Sie denn, dass unser Premier das Geheimnis kennt?«
»Im Augenblick wohl eher nicht. Dasselbe dürfte übrigens auch auf den derzeitigen amerikanischen Präsidenten zutreffen.«
»Sie fragen sich doch bestimmt, warum uns Russell Straub immer wieder über den Weg
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