Die Klinge
zukommen zu lassen.«
»Ganz recht. Und deshalb schlage ich vor, dass wir demnächst alle zusammen mit dem Zug nach Zürich fahren.«
»Eine gute Idee.«
»Aber vorher sollten wir noch einmal rekapitulieren, wer von den Leuten, die wir im Zusammenhang mit diesem Fall kennen gelernt haben, in der letzten Zeit nach Amerika gereist ist«, sagte Tweed.
Tweed war erleichtert, dass sie wieder ungezwungen miteinander reden konnten. Und es wurde ihm wieder einmal klar, wie gern er Paula hatte. Was ihn überraschte, war die Erkenntnis, dass diese Zuneigung offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruhte.
Paula zählte gerade an den Fingern ab, wer alles nach Amerika gereist war. »Ohne irgendwelche Prioritäten setzen zu wollen, fange ich jetzt einfach mal mit Marienetta an. Sie fliegt hin und wieder hinüber. Sophie scheint sich regelmäßiger drüben aufzuhalten. Roman ebenfalls. Und er fliegt immer mit seinem Firmenjet, der, wie wir erfahren haben, in Heathrow steht. Black Jack bedient sich ebenfalls dieser Privatmaschine, wann immer ihm danach ist. Ich kann mir gut vorstellen, wie er New York oder Boston unsicher macht. Und wir wissen auch, dass Sam Snyder sich oft
in den Staaten aufhält. Kommen wir zum armen, verblichenen Abraham Seale, der in den Staaten viele Vorträge gehalten hat. Und Russell Straub brauche ich in dem Zusammenhang wohl kaum zu erwähnen, schließlich ist er ja Amerikaner, auch wenn er sich zurzeit hier in Europa herumtreibt. Wobei den Grund dafür allerdings niemand so genau zu wissen scheint.«
»Hinzu kommt, dass er sich nach Kräften bemüht, seinen Leibwächter Ed Danvers abzuschütteln. Es ist doch wirklich seltsam. Ich frage mich, warum er das macht.«
»Keine Ahnung. Aber was ist mit Danvers? Könnte es sein, dass er hin und wieder in die Staaten zurückfliegt?«
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
»Da fällt mir ein - wussten Sie eigentlich, dass Broden, der Sicherheitschef von Roman Arbogast, auch oben auf dem Berg war?«
»Nein, wusste ich nicht. Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Ganz sicher. Ich habe ihn schon auf der Fahrt hinauf in der Zahnradbahn gesehen. Er trug einen dicken Pelzmantel, eine Fellmütze und eine große, dunkle Sonnenbrille. Broden war der Letzte, der vom Berg herunterkam. Ich habe ihn in dem Nebel zwar nur undeutlich sehen können, ihn aber sofort an seinem Gang erkannt. Körpersprache kann etwas sehr Verräterisches sein.«
»Hielt er sich in der Nähe von Arbogast auf?«
»Nein. Broden kam erst herunter, als Arbogast bereits auf dem Bahnsteig stand. Er war also nicht als Leibwächter dabei, wenn Sie das meinen. Ebenso wenig wie im anderen Fall Ed Danvers. Aber bringt uns das irgendwie weiter?«
»Jede Information kann wichtig sein. Ich warte darauf, dass sich der Täter durch eine Bemerkung oder sonst etwas verrät. Je länger wir ermitteln, desto besser stehen die Chancen für so etwas.«
»Ich hoffe nur, dass es keine weiteren Morde mehr gibt.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen.«
20
Die Inlandsmaschine der Swissair befand sich im Landeanflug auf Zürich, das wirtschaftliche Herz der Schweiz. Tweed stellte die Lehne seines Sitzes gerade und schnallte sich an. In Montreux hatte er sich entschlossen, doch nicht den Zug zu nehmen, weil er nicht umsteigen wollte. Stattdessen hatte er sich und seine Leute in zwei Limousinen des Hotels nach Genf zum Flughafen Cointrin fahren lassen, wo sie zu Mittag gegessen und dann den nächsten Flug nach Zürich genommen hatten.
Marler saß neben Tweed, während Paula und Newman die Plätze hinter ihnen einnahmen.
»Schauen Sie mal aus dem Fenster«, sagte Paula und tippte Tweed von hinten auf die Schulter. »Der Berg da unten sieht aus wie der Rochers de Naye.«
»Das kann nicht sein«, sagte Tweed nach einem Blick aus dem Fenster.
Im Süden ragten majestätisch die schneebedeckten Bergspitzen des Berner Oberlandes auf. Tweed zeigte Paula die Jungfrau und andere schneebedeckte Gipfel der Bergkette, die von oben wie eine gigantische Mauer aussah. Der Schnee glänzte in der Sonne, und Paula dachte, dass sie selten etwas Beeindruckenderes gesehen hatte.
»Der Rochers de Naye«, erklärte Tweed über die Schulter, »liegt im Süden der Kette. Er ist viel zu weit weg, als dass man ihn sehen könnte.«
»Zum Glück war kein Schnee auf dem Rochers de Naye«, sagte Paula leise und erschauderte abermals bei
dem Gedanken, dass jemand dort oben Tweed fast in den Abgrund gestoßen hätte.
Die Maschine verlor
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