Die Klinge
nächsten Flug von Genf nach Zürich zu buchen. Dann ging sie schnurstracks zum Aufzug, fuhr nach oben und ließ mich unten in der Halle einfach stehen. Sie hatte gar nicht vor, einen Kaffee mit mir zu trinken.«
»Wahrscheinlich hatte sie es eilig, ihre Sachen zu packen«, sagte Paula.
»Das glaube ich auch«, stimmte Marler ihr zu.
»Interessant, was sie zu Snyder gesagt hat«, meinte Tweed nachdenklich. »Dass sie einen Mörder verfolge.«
»Damit kann sie eigentlich nur Sophie oder Black Jack gemeint haben.«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Tweed. »Vielleicht ist sie auch den anderen Arbogasts gefolgt.«
Das Flugzeug setzte auf und landete außergewöhnlich sanft. Als Butler und Nield, die im hinteren Teil der Maschine gesessen hatten, bei ihnen waren, flüstere Tweed ihnen zu:
»Wir nehmen zwei Taxis und fahren ohne Umweg zu Beck ins Polizeipräsidium. Erst dann checken wir in unser Hotel ein - ich habe uns Zimmer im Baur au Lac reservieren lassen.«
Paula gefiel Zürich sehr. Während der Taxifahrt, die sie auch über den Fluss Limmat führte, schaute sie die ganze Zeit aus dem Fenster. Moderne, blau lackierte Straßenbahnen schoben sich an ihnen vorbei. Als sie am Polizeipräsidium ankamen, wollten Nield und Butler lieber vor dem großen, grauen Gebäude warten. Beck empfing die anderen in seinem Büro, durch dessen große Fenster man auf die Universität am gegenüberliegenden Ufer der Limmat blickte.
»Herzlich willkommen«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln und schloss Paula in die Arme. »Anna, darf ich Ihnen meine Lieblingsengländerin vorstellen«, sagte er zu einer uniformierten Polizistin, die neben seinem Schreibtisch stand. »Würden Sie uns bitte einen Kaffee bringen? Mr. Newman trinkt den seinen mit Sahne, die anderen Herrschaften nehmen Milch und Zucker.«
»Nield und Butler sind auch hier, aber sie warten draußen«, sagte Tweed.
»Dann bringe ich ihnen den Kaffee eben nach unten«, sagte Anna und lächelte Tweed verführerisch zu.
»Sie scheinen Anna zu gefallen«, bemerkte Beck, nachdem die Polizistin das Büro verlassen hatte. »Nehmen Sie sich in Acht. Aber jetzt an die Arbeit. Setzen Sie sich doch. Saafeld hat umgehend reagiert. Heute früh war schon ein Kurier da und hat mir diesen Umschlag hier gebracht. Er ist an Sie adressiert, Tweed. Sieht so aus, als wären Filme und Fotos darin.«
Beck hatte einen neuen Schreibtisch mit einer großen Glasplatte, deren Ecken abgerundet waren, sodass sich niemand daran verletzen konnte. Während Tweed vorsichtig den Umschlag öffnete, klopfte Beck mit der flachen Hand auf die Tischplatte.
»Hat ein Vermögen gekostet, das gute Stück. Sehen Sie das Scharnier in der Mitte? Damit kann ich die eine Hälfte der Tischplatte über die andere klappen, um auf diese Weise Schriftstücke unter Glas zu legen. Unser Buchhalter in Bern wäre fast aus den Latschen gekippt, als er die Rechnung zu Gesicht bekommen hat.«
Bevor Tweed die Fotos aus dem Umschlag nahm, zog er ein Paar Latexhandschuhe an, die er immer bei sich hatte. Saafeld hatte nicht nur die Filme und Fotos geschickt, die er bei der Autopsie von Adam Holgate gemacht hatte, sondern auch das Material des Gerichtsmediziners aus Boston, das die Leiche von Hank Foley zeigte. Als Tweed alle Unterlagen auf dem Tisch ausgebreitet hatte, ergänzte Beck sie mit den Fotos und Röntgenaufnahmen, die Dr. Zeitzler bei Professor Seales Obduktion gemacht hatte.
Marler, der ebenfalls Latexhandschuhe übergestreift hatte, zog aus seinem Jackett eine Samttasche mit einer kleinen, aber starken Lupe.
»Daran erkennt man den echten Profi«, bemerkte Beck anerkennend.
Rasch legte Marler die Fotos und Röntgenfilme nebeneinander, auf denen die Hälse der drei Opfer zu sehen waren. Dann klemmte er sich das Vergrößerungsglas ins linke Auge und untersuchte sie eingehend. Schließlich brummte er zufrieden und nahm die Lupe aus dem Auge.
»Derselbe Täter«, verkündete er. »Auf allen Bildern ist eindeutig die Verletzung durch die Axtkerbe zu erkennen. Wir jagen einen Serienmörder.«
»Mag sein. Aber er sucht sich seine Opfer nicht nach dem Zufallsprinzip aus. Das ist nach wie vor meine feste Überzeugung«,
sagte Tweed. »Es muss eine Verbindung zwischen den drei Opfern geben.«
»Obwohl der eine Mord in Maine, der andere in London und der dritte hier in der Schweiz verübt wurde?«, sagte Beck skeptisch.
»Ja«, erwiderte Tweed überzeugt. »Wir müssen nur die Verbindung finden, dann ist der
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