Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
Vom Netzwerk:
seines Alters wirklich sicher?«
    »Ziemlich sicher«, bestätigte London selbstbewusst. Wenn es um Sprachen ging, bedurfte sie keiner zweiten Meinung. »Dieser Dialekt ist vor Jahrtausenden ausgestorben. Nur wenige Fragmente sind geblieben. Es gibt vielleicht ein halbes Dutzend Menschen, die sich damit auskennen, eher sogar weniger.«
    »Und du gehörst dazu«, setzte Bennett hinzu. Sein Lächeln wärmte sie tief in ihrem Inneren.
    »Und ich gehöre dazu«, sagte sie stolz und bescheiden zugleich. An Komplimente ihr Aussehen, ihre Kleidung oder andere Belanglosigkeiten betreffend war sie gewohnt, aber Bennett war der Erste, der ihr Sprachtalent schätzte.
    »Und die Inschrift?« Kallas’ Frage zerstreute ihre Gedanken. »Was bedeutet sie?«
    London hielt den Spiegel hoch und drehte ihn so, dass sie die Worte auf dem Rand besser lesen konnte. Sie räusperte sich und begann:
    » Golden ist mein Auge und verloren.
    Sieben, drei, neun, und im Osten gehen Felsen nieder.
    Hernach nimm den gefährlich schmalen Pfad,
    und strandest du, so laufe übers Wasser.
    Zieh weiter dann, im Spiegel dem Morgen entgegen.
    So findest du mich, wenn du kannst, und sollst sehen,
    was ich sehe.«
    Sie schaute zu Bennett, um festzustellen, ob er das Rätsel verstand. »Manchmal wünschte ich, die Alten würden sich etwas klarer ausdrücken.«
    »Das wäre doch langweilig.« Er starrte auf den Spiegel, als könne er dort die Antwort finden. London beobachtete, wie der Spiegel das Licht reflektierte und Bennett mit einem goldenen Heiligenschein umgab. Aber er war ja wohl eher ein Teufel als ein Engel. Ihr herrlich wunder Körper bewies das.
    »Seid ihr sicher, dass es sich dabei um etwas Magisches handelt?«, fragte Kallas. »Das klingt wie eine Wegbeschreibung für einen Seemann.«
    Athene runzelte die Stirn, spottete jedoch nicht. »Was meinen Sie damit?«
    »Wenn man von hier aus ein paar Tage in nordöstlicher Richtung segelt, stößt man auf drei Inselketten« erklärte Kallas. »Es sind eher einzelne Felsen als Inseln. Die erste umfasst sieben, die zweite drei und die dritte neun Felsen. Dahinter liegen sich zwei Inseln an einer schmalen Meeresenge gegenüber. Sie ist etwa dreimal so breit wie dieses Boot. Eine gefährliche Stelle. Niemand hat sich je mit einem Boot hindurchgewagt. Um die Inseln herum gibt es breite Sandbänke. Das Wasser ist zu seicht, um hindurchzusegeln, aber es heißt, man könne hindurchlaufen, das Wasser reiche nur bis an die Knöchel. Und dem Morgen entgegen, dasbedeutet, dass es von dort aus in Richtung Osten geht.«
    »Der Spiegel ist also eine Karte«, sagte London.
    »Eine Karte aus Worten«, bestätigte der Kapitän. Wie um seine Feststellung zu unterstreichen, zog er kräftig an seiner Pfeife. Als Athene ihn bewundernd ansah, konnte er seinen männlichen Stolz nicht ganz verhehlen.
    »Die Männer in Ihrer Familie müssen unglaubliche Seefahrer sein«, sagte Bennett anerkennend.
    »Schon immer. Man sagt, einer meiner Vorfahren habe Jason das Segeln beigebracht, und ein anderer sei mit Odysseus gereist. Werden die Musen von mir singen?«
    »Zweifellos«, befand London.
    »Auch Sie werden in ihren Gesängen vorkommen. Als Orakel, das die Worte der Vergangenheit versteht.«
    »Wir sind schon ein ganz besonderer Haufen«, sagte Bennett und rieb sich die Hände. »Nun lasst uns frühstücken. Ich bin so hungrig, dass ich ein ganzes Schiff verspeisen könnte.«
    London blickte sich an Deck des Kaiks um. Sie beobachtete Kallas, der sich um die Segel seines geliebten Bootes kümmerte, Athene, die immer noch verwundert den Kopf schüttelte, und Bennett, der auf dem Weg nach unten in die Kombüse war. Mit diesem Mann teilte sie das Bett. Für ein paar Stunden. Für ein paar Tage. Und dann … und dann wusste sie nicht, was kam, aber sie wollte nicht über die ungewisse Zukunft nachdenken. Jetzt befand sie sich hier, mitten auf dem Meer. Auf diesem schnellen Segelboot. Mit diesen Menschen.
    Mit einem Kapitän zur See. Einer adeligen Hexe. Einem lebenslustigen Schurken. Eine merkwürdige Truppe, aber eine, in der sie ihr wahres Ich entdeckte.
    * * *
    Als der Wind drehte, korrigierte London die Spannung des Klüvers und straffte die Vorderkante. Sie benötigte keine Anweisung von Kallas mehr, sondern wusste selbst, was zu tun war, um das Boot auf Kurs zu halten.
    An manche Momente im Leben erinnerte man sich immer wieder, auch noch Jahre und Jahrzehnte später. Manche von ihnen waren schmerzhaft – Liebeskummer,

Weitere Kostenlose Bücher