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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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Demütigung, Verlust –, andere strahlend wie geschliffene Diamanten, die auf dem samtenen Tuch der Erinnerung glitzerten. Und während die Jahre unaufhaltsam verstrichen, erinnerte man sich dieser Momente stets aufs Neue. An einen Spaziergang am Meer, den Biss in eine reife Pflaume und den Saft, der einem dabei über die Hand lief. An einen schönen Tag, an dem der Boden endlich fest genug zum Reiten war. An die Freude, als das Pferd den ersten Zaun übersprang. An die Lieferung eines weiteren, in braunes Papier gewickelten alten Buches. An den modrigen Geruch der Seiten und die Verheißungen, die von ihm ausgingen.
    Manchmal erinnerte man sich jener Momente, um ein akutes Leiden zu lindern, und manchmal einfach nur, um sich einer vergangenen Freude zu erinnern. Doch sie waren immer da.
    Egal, was die Jahre oder die nächsten Wochen brachten, London würde sich immer voller Freude an ihre Tage auf dem Kaik erinnern, als sie der Wegbeschreibung des Spiegels folgten. Obwohl sie wenig von der Welt kannte, wusste sie, dass diese Tage kleine Wunder in Azur, Kobalt und Türkis waren. Vielleicht schienen sie umso wertvoller, als sie nicht ewig dauerten.
    In die Sonne blinzelnd prüfte sie die Klüver back- und steuerbords und spürte die Kraft der Taue, die sich auf sie übertrug.
    Sie wusste um die Vergänglichkeit ihres Glücks und genoss jeden Herzschlag und jeden Atemzug. Die Tage waren erfüllt von Licht, vom Himmel und von der See, dem goldenen Glitzern der Wellen, dem Flattern der Segel, dem Passieren anderer bunt gestrichener Boote. Das war der zeitlose Rhythmus des Seefahrerlebens. Sie spürte, wie sich durch die Freude an der Bewegung ihre Arme und ihr Körper festigten. Ihre Haare rochen nach Salzwasser und Sonne. Sie lachte oft. Sie erzählten sich viele Geschichten, manche waren ungeheuerlich, andere erfunden. Sie trank dunklen Wein und aß salzige Oliven. Sie wurde zu einer Seefahrerin.
    Und die Nächte. Sie kam sich vor wie Psyche, die jede Nacht von der Sinnlichkeit heimgesucht wurde. Tatsächlich besuchte zwar sie ihn, da London und Athene sich eine Kabine teilten, im Grunde kam es aber aufs Gleiche hinaus. Obwohl sie die Tage schätzte, konnte London es kaum abwarten, bis Kallas nach dem Abendessen für ein paar Stunden das Steuer übernahm. In der dunklen Abgeschiedenheit der Kabine taten Bennett und sie wunderbar verruchte Dinge miteinander.
    Sie erforschte jeden Fingerbreit von Bennetts wundervollem Körper und lernte dabei zugleich sich selbst kennen. Dass sie erschauderte, wenn er sie in die sanfte Neigung zwischen Nacken und Schulter biss, und wie empfindlich die Innenseiten ihrer Arme waren. Sie strich damit über seinen Rücken sowie seine breite Brust und erspürte die Textur seiner Haut und seiner Haare. Wenn sie ihren Atem über die Innenseite seines Schenkels streichen ließ, entlockte sie ihm ein Stöhnen. Wenn er mit der Zunge die Falten ihres Geschlechts berührte, wand sie sich und wimmerte. Wenn er in ihr war, griff sie nach seinem muskulösen Hintern und drängte ihn noch tiefer in sich hinein, bis sie so gut wie eins waren.
    Er zeigte ihr Dinge und sie lenkte ihn. Sie ließen sich aufeinander ein.
    Die Hitze, die jetzt in ihre Wangen strömte, rührte nicht von der Sonne her, sondern von der köstlichen Erinnerung daran, was Bennett und sie in der Nacht zuvor getan hatten.
    London war sicher, dass sie jeden Morgen mit dem seligen Gesicht einer Frau an Deck kam, die ausgiebig befriedigt worden war. Nacht für Nacht mussten Kallas und Athene ihr Gestöhne ertragen. Aber sie konnte sich deshalb nicht grämen. Weil sie schamlos geworden war. Sie war frei von Scham. Und fand es herrlich.
    Vor sich hin lächelnd erinnerte sich London jedoch nicht nur der körperlichen Seite ihrer Liebesspiele. Nachdem sie sich erst einmal befriedigt hatten, lagen Bennett und sie nebeneinander in der schmalen Koje und unterhielten sich über alles Mögliche – über Gewichtiges und Banales. Sie erfuhr von seinem Leben in England. Dass er der zweite Sohn eines bekannten Rechtsanwalts war, von seinem Unbehagen ob der Vorstellung, ebenfalls sesshaft zu werden und in einer Kanzlei arbeiten zu müssen. Erst als die Klingen ihn anheuerten, hatte sein Leben einen Sinn erhalten. Endlich konnte er seine Fähigkeit, Chiffren zu entschlüsseln und sich sicher in der Dunkelheit zu bewegen, sinnvoll zur Anwendung bringen. Er hätte ebenso gut ein Erbe sein können. Ein Mann mit einer hervorragenden Erziehung und soliden

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