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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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englischen Werten, der sowohl klug als auch kräftig war. Zu ihrem Erstaunen erfuhr sie, dass ihn in seinem zweiten Jahr in Cambridge tatsächlich ein Vertreter der Erben von Albion angesprochen hatte. Bennett wies die Avancen der Erben jedoch zurück, ihre Appelle an seine Eitelkeit und seine Gier. Kurz darauf erhielt er einen Brief von einem Mann namens Catullus Graves, der ihn nach Southampton einlud, wo Bennett ein paar alte skandinavische Geheimcodes knackte. Bei dieser Gelegenheit lernte er die Klingen kennen und schwor, ihre Sache auch zu seiner zu machen.
    Auf sein Drängen hin erzählte London ihm auch von ihrem Leben, das ihrer Meinung nach bei Weitem nicht so interessant wie seines war. Im Gegensatz zu ihm hatte sie nie Lappland, Tanger oder Bukarest bereist, keine schneebedeckten Berge erklommen und Schutz vor einem Blizzard suchen müssen. Sie hatte nie eine Wasserpfeife mit einem Berber geteilt und dabei mit Kajal geschminkten Schleiertänzerinnen im Feuerschein zugesehen. Aber sie sehnte sich danach. Er beschrieb seine Abenteuer so detailliert und lebendig, dass sie das Gefühl hatte, dabei gewesen zu sein. Er fragte sie nach den zahlreichen Sprachen, die sie studiert hatte, und freute sich, dass sie ihr so viel Freude bereiteten. Noch nie hatte sie mit jemandem über ihre Sprachstudien gesprochen, sie hatte sich immer vor der Reaktion gefürchtet. Doch Bennett war anders. Ihm konnte sie vertrauen. Er wandte sich nicht von ihr ab oder machte schlecht, was ihr so viel bedeutete.
    Sie dachte über die Anweisungen des Spiegels nach. Es war eine schwierige Reise – der Spiegel hütete seine Geheimnisse gut. London hoffte, dass Kallas das Geschick seiner Vorfahren besaß, wenn es darum ging, tückische Gewässer zu durchsegeln.
    Zufrieden, dass der Klüver richtig stand, schlenderte London vom Bug zum Achterdeck. Dort stieß sie auf Athene und Kallas, die leidenschaftlich darüber stritten, ob Jason recht getan hatte, als er Medea verließ. Natürlich stand die Hexe auf Seiten der Zauberin. Kallas indes beharrte darauf, dass Jasons Entscheidung, sich eine neue Frau zu suchen, richtig war, weil Medea nicht ganz richtig im Kopf gewesen sei.
    »Aber sie hat ihren eigenen Bruder getötet, damit er aus Kolchis entkommen konnte«, hielt Athene dagegen.
    »Genau«, sagte Kallas. »Sie war also nicht ganz bei Trost.«
    Athene schnaubte empört.
    London unterdrückte ein Lachen und fragte: »Wo ist Bennett?«
    Kallas deutete mit dem Mundstück seiner Pfeife zum Heck des Boots.
    London überließ die Hexe und den Seemann ihrem Streit und ging zum hinteren Ende des Kaiks. Mit gerunzelter Stirn blickte sie sich um. Bennett war nicht da.
    Erst als London näher kam, entdeckte sie ihn. Er lag quer über dem Heck auf dem Rücken und hatte seinen Kopf auf ein aufgerolltes Tau gebettet. Seine Brust hob und senkte sich sachte. Er schlief.
    Sie betrachtete ihn eine Weile. Auf Delos hatte er sie beim Schlafen beobachtet. Nun nutzte sie die Chance, ihm dabei zuzusehen.
    Die langen Beine waren ausgestreckt, unter dem Stoff seiner Hose zeichneten sich deutlich seine Muskeln ab. Ein ruhender Athlet, ein Motiv für eine Skulptur. Die Finger hatte er auf der Brust verschränkt. Als sie daran dachte, wie er gestern Nacht mit diesen geschickten Fingern sanft ihr Rückgrat hinuntergeglitten war, über die Wölbung ihres Pos und ihre Beine, erschauderte sie. Im Schlaf war sein Gesicht von der Schönheit einer sternklaren Nacht auf dem Meer. Seine langen dunklen Wimpern zitterten leicht. Er träumte. Seine schönen vollen Lippen zeigten ein Lächeln, selbst im Schlaf schien er leichten Herzens. Eine zärtliche Welle durchströmte sie.
    London fiel auf, dass sie nie wirklich miteinander schliefen. Sobald Kallas’ Schicht am Steuer endete, kehrte sie in ihre Kabine zurück, damit er ein Bett für sich hatte. Bennett und sie dösten vielleicht ein bisschen, dann musste sie sich aber auch schon rasch ankleiden und über den Gang in ihre Kabine taumeln. Und er musste schnell an Deck und die Schicht übernehmen. Vielleicht kamen sie nie in den Genuss, im Schein der Morgensonne nackt und warm nebeneinander aufzuwachen und sich über ihre Träume zu unterhalten.
    Ein Schmerz durchfuhr sie, doch sie ignorierte ihn. Keine Forderungen , ermahnte sie sich. Nur was jetzt ist, zählt .
    Sie hätte ihn den ganzen Tag lang betrachten können, aber sie wollte ihn nicht wecken. Vielleicht gesellte sie sich zu den beiden Streithähnen, obwohl sie nicht

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