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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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Natürlich verheiratet. Sie brauchte einen Ehemann, der auf sie aufpasste.
    »Aber wir holen sie schon wieder ein, Sir«, unterbrach Fraser seine Gedanken. »Der Blutstropfen führt uns direkt zu ihnen.«
    Edgeworth wandte sich zu Fraser um. Er war gerissen genug, aber nicht zu gerissen. Fraser konnte London leicht bändigen und ließ sich zugleich von Edgeworth manipulieren.
    »Würden Sie Day gern umbringen?«, fragte Edgeworth ihn.
    Fraser strahlte wie ein Kind an Weihnachten. »Ja, Sir!«
    »Wenn Sie die Chance haben, ihn zu töten, dann tun Sie es«, sagte Edgeworth. »Tun Sie es, und London gehört Ihnen.«
    »Danke, Sir!« Fraser hüpfte förmlich zurück zu seiner Kabine. Vermutlich wollte er sein bevorzugtes Messer schleifen. Fraser benutzte gern Messer.
    Als Chernock auf die für ihn typische leise geschmeidige Art und Weise aus den Schatten auftauchte, musste Edgeworth ein Schaudern unterdrücken. Einen Zauberer zu beschäftigen war einerseits verdammt praktisch. Andererseits empfand Edgeworth ob des Einsatzes von Magie anstelle von direkter Gewalt bisweilen ein schmieriges, schmutziges Gefühl. Und in Chernocks Gegenwart verspürte er es besonders oft.
    »Wofür zum Teufel bezahlen die Erben Sie?«, schnappte Edgeworth, um sein Unbehagen zu überspielen.
    »Neville Gibbs und Albert Staunton arbeiten derzeit an der Entschlüsselung der Urquelle«, erwiderte Chernock. »Das ist nur angemessen. Schließlich haben die beiden sie aus Afrika herausgeschafft.« Dabei hatten sie obendrein noch ein Mitglied der Klingen getötet, Michael Bramfield nämlich. Ein weiterer Gewinn.
    »Aber was ist hier und jetzt? Jedes Mal, wenn wir den Klingen dicht auf den Fersen sind, finden sie einen Weg, uns zu entkommen.«
    Der Zauberer blinzelte nie und aß kaum. Er wirkte in jeder Hinsicht unheimlich. Edgeworth wusste aus Chernocks Akte, dass er ohne Auffälligkeiten in Norwich geboren und in Oxford zur Schule gegangen war. Erst dort hatte er sich mit schwarzer Magie und Alchimie beschäftigt, bevor ihn die Erben rekrutiert hatten. Ohne Kenntnis dieser Akte hätte Edgeworth nicht geglaubt, dass Chernock ein normaler Mensch war.
    »Wir werden sie einholen«, betonte Chernock. »Und dann«, er zeigte sein bedrohlichesLächeln, »habe ich etwas ganz Besonderes vor. Etwas, das Ihnen sicher gefallen wird.«
    »Und das wäre?«
    Chernock zeigte es ihm. Zwar blass, aber mit siegesgewisser Miene trat Edgeworth aus dem Steuerhaus. Die Erben konnten sich glücklich schätzen, einen Zauberer wie Chernock auf ihrer Seite zu haben. Er vermochte solche Ungeheuerlichkeiten hervorzubringen und zu bezähmen, dass sich selbst die Götter davor versteckt hätten.
    * * *
    Kallas’ Versprechung bewahrheitete sich. In dieser Ecke der Ägäis verbarg sich tatsächlich eine kleine Perle von einer Insel: Kaum zweihundert Morgen groß, weiße Felsenküsten, die zu weißem Strand und aquamarinblauem Wasser hin abfielen. Robuste kleine Phryganasträucher klammerten sich staubig und grün an die Felsen, dunkelrote Wildblumen nickten schläfrig in der Nachmittagsbrise. Dahinter boten Pinien Schatten und Abgeschiedenheit.
    London wusste, dass die Ruhe nur von kurzer Dauer sein würde. Wie weit sie sich auch von ihm entfernte, ihr Vater würde sie immer finden. Die Bedrohung, die von ihm ausging, verschwand nicht. Doch heute Nacht wollte sie diese friedliche Insel genießen. Hier konnten ihre Freunde und sie einen Moment Atem schöpfen, bevor die Jagd am Morgen aufs Neue begann.
    Sie hatten geankert und wateten an den Strand. Selbst Kallas lockten die einfachen Freuden der Insel von seinem geliebten Boot herunter. Zum ersten Mal seit fast einer Woche spürte London festen Boden unter sich und grub die nackten Füße in den Sand. Bennett stand groß und lässig neben ihr. Über seiner breiten Schulter hing ein Gewehr. Obwohl die Insel sie interessierte, glitt ihr Blick unwillkürlich immer wieder zu ihm. Sie sah zu, wie er mit seinen langen Beinen durch das hohe Gras schritt, das aus Sand und Felsen wuchs.
    Seine Haut war nie blass gewesen, doch das Leben auf dem Meer hatte sie regelrecht golden gefärbt, sodass seine Augen im Kontrast dazu so klar, blau und warm wirkten wie die an den Strand schwappenden Wellen. Sein goldbrauner Teint und seine gelockten dunklen Haare ließen jetzt eindeutig seine griechischen Wurzeln erkennen. Ihr Blick verfolgte ihn, als er einen kleinen felsigen Hügel erklomm. Ohne dabei zu protzen, bewegte er seinen schlanken Körper

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