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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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ausmacht«, meinte London.
    »Dem schwillt doch schon der Kamm, wenn nur der WindSie berührt«, entgegnete Kallas finster. Er begutachtete sein Werk mit professioneller Präzision. »Sitzt es richtig und sicher?«
    London zog prüfend an den Seilen um ihre Schenkel und Taille, dann nickte sie. Sie zweifelte nicht daran, dass der Kapitän hervorragende Arbeit geleistet hatte. Dennoch fühlte sich ihr Puls an, als pochten Krähen mit ihren Schnäbeln gegen ein Fenster.
    »Bist du bereit?«, fragte Athene.
    Londons Mund wurde trocken. Sie nickte. Dann zog sie dreimal an dem Seil, wie Bennett es getan hatte.
    Es folgte ein Ruck, dann hoben ihre Füße vom Deck des Kaiks ab. Bennett zog sie nach oben. Es fühlte sich seltsam an, als würde sie ganz langsam fliegen. Sie entfernte sich zunehmend von dem Boot. Athene und Kallas schrumpften unter ihr zusammen.
    Bennett war ein kräftiger Mann und sie nicht gerade korpulent, dennoch wollte London ihm nicht zumuten, ihr Gewicht allein zu tragen. Sobald sie näher an den Felsen herankam, suchte sie mit Händen und Füßen Halt und versuchte, sich nach oben zu ziehen und zu stemmen. Selbst mit Unterstützung des Geschirrs war es harte Arbeit, die jeden Muskel beanspruchte. Gott sei Dank hatte sie auf dem Boot gearbeitet und Kraft entwickelt, sonst hätte sie wie eine Puppe am Ende des Seils gebaumelt.
    Sie riskierte einen Blick nach unten und verfluchte sich. Auch wenn sie wusste, dass sie nicht fallen konnte, wurde ihr angesichts der Höhe doch schwindelig. Dennoch empfand sie den Aufstieg als Genuss. Der raue Wind und die brennende Sonne gaben ihr das Gefühl, direkt vor dem Auge Gottes zu schweben. Als sie mit den Knien gegen die Steine stieß oder sich Gesicht und Hände aufriss, fluchte sie zwar kräftig, hielt aber durch. Lieber kletterte sie unter strahlend blauem Himmel und hoch über dem rauschenden Meer an einem Felsen hinauf, als zwar sicher, aber wie benommen in einem vornehmen Kerker eingesperrt zu sein.
    Als sie sich dem Gipfel des Felsens näherte, fühlten sich ihre Finger wie weiche Würstchen an und ihre Beine zitterten. Ohne Bennett, der sie nach oben zog, hätte sie es nicht geschafft. Oder zumindest hätte sie dann einen ganzen Tag für den Aufstieg gebraucht.
    Als Bennetts dunkler Schopf am Rand des Felsens erschien – natürlich lachend –, fühlte sie sich von purer Freude durchströmt, die ihr neue Energie verlieh. London stieß sich kraftvoll ab, um den Rest des Weges zu erklimmen. Nach allem, was sie heute gesehen und getan hatte, verspürte sie das brennende Bedürfnis, Bennett zu berühren.
    Als er ein letztes Mal an dem Seil zog, kletterte sie über den Rand des Felsens. Sie stolperte und warf ihn um. Gemeinsam landeten sie auf dem Boden und rangen um Atem. Sie lag auf seinem Bauch, er schlang die Arme um sie und hielt sie fest. Sie spürte seinen festen, heißen Körper unter sich, der ihr so vertraut war, drückte ihr Gesicht in seine Halsbeuge und atmete seinen Geruch ein. Sie konnte sich kaum bewegen. Nicht nur weil ihre Glieder erschöpft waren, sondern weil es sich so vollkommen richtig anfühlte.
    Sie stemmte sich gerade so weit hoch, um ihn zu küssen, und fiel regelrecht über ihn her. Er erwiderte ihren Kuss mit der gleichen Leidenschaft, befreite sie von dem Geschirr und rückte ein Stück von ihr ab.
    »Ich möchte dir jemanden vorstellen«, sagte er, als sie verdutzt die Stirn runzelte. Er setzte sich auf und zog sie mit sich. Dann sah sie ihn. Und vergaß zu atmen.
    »London Harcourt, die Tochter des Orakels«, erklärte Bennett in klassischem Griechisch, »darf ich dir den Koloss von Rhodos vorstellen?«
    Ein Riese, der bis zu den Schultern im Fels steckte, nickte ihr majestätisch zu.
    »Oh«, entfuhr es ihr verblüfft. »Ich … ich bin entzückt.«
    * * *
    Was London über den Koloss von Rhodos wusste, kannte sie aus staubigen Büchern und alten wissenschaftlichen Berichten über eines der sieben Weltwunder. Man hatte die Bronzestatue zu Ehren des Sonnengottes Helios im vierten Jahrhundert vor Christus anlässlich des Sieges nach einer langen beschwerlichen Schlacht erschaffen. London kannte viele unterschiedliche Darstellungen der massiven Statue. Einige zeigten den Gott breitbeinig über dem Hafen von Rhodos stehend, andere bildeten ihn in einer eher klassischen Pose ab. Der Anblick war in jedem Falle beeindruckend, und London hatte sich gefragt, wie eine so gigantische Statue wohl in der Realität aussehen mochte. Furcht

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