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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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einzuwenden haben.«
    Diese Vorstellung entlockte Fraser ein breites Grinsen. »Das wollen wir doch hoffen!«
    * * *
    Athene, die geborgen in Kallas’ Armen lag, schreckte auf und rang nach Luft.
    »Was ist mit dir, Magesa ?«, fragte der Kapitän verschlafen. Er strich über ihr nacktes Bein.
    »Dieses Schwein!«, keuchte Athene. »Ich werde ihn in Stücke reißen!«
    Nunmehr vollends wach, setzte Kallas sich auf und nahm ihre Hände in seine. »Von wem sprichst du?«
    Wütend und entsetzt zugleich schüttelte Athene den Kopf. »Von Chernock, dem Zauberer der Erben. Er hat eine Nereide gefoltert. Ich spüre das Leid der Meerjungfrauen, die nach Vergeltung rufen.«
    Jetzt packte auch Kallas die Wut. »Das ist meine Schuld. Ich habe die Nereiden herbeigerufen.«
    »Nein, das ist allein seine Schuld. Dafür wird er büßen«, schwor Athene.
    »Nur, wenn ich ihn nicht vorher umbringe.«
    Für eine Weile saßen die Hexe und der Kapitän schweigend nebeneinander. Beide schworen insgeheim Rache und wollten unbedingt den anderen davor schützen, seine Hände mit Blut zu besudeln. Als sich ihre Herzen schließlich beruhigten und der Schlaf sie überkam, schmiegten sie sich wie zwei Muschelhälften zärtlich aneinander. Doch der Frieden, den sie zuvor geteilt hatten, war dahin.
    * * *
    London hatte nicht gewusst, dass die Ägäis so viele Rätsel barg. Vor ihrer Abreise nach Griechenland hatte sie ausgiebig Karten studiert und Berichte auf Griechisch und in anderen Sprachen gelesen. Das Meer an sich war nicht sehr groß. Doch waren hier ganze Kulturen entstanden. Lehren und Gedankengut hatten hier ihren göttlichen Höhepunkt erreicht. Seeleute wie Kallas navigierten seit Jahrtausenden durch das azurblaue Wasser. Alles, was man über die Ägäis wusste, war in Schriften und Liedern festgehalten worden. Der menschliche Verstand nahm alles in sich auf.
    Inzwischen hätte sie jedoch wissen sollen, dass der menschliche Verstand lediglich die Ufer von Welten kannte, die in ihrer Größe und Herrlichkeit alle Vorstellungskraft überstiegen. Selbst etwas, das so stark befahren war wie ein Handelsmeer, steckte noch voller Geheimnisse.
    Auf keiner Karte und in keinem Bericht hatte London einen Hinweis auf das gefunden, was die Nereiden und der Koloss als den Schwarzen Tempel bezeichneten. Backbords lag nun jedoch eine Insel. Je näher das Kaik kam, desto größer und deutlicher wurde sie.
    »Hast du so etwas schon einmal gesehen?«, fragte sie Bennett, der neben ihr an der Reling stand.
    »Nein, noch nie«, erwiderte er. »Und ich habe schon einiges gesehen.«
    Um Größe und Form zu erkunden, umsegelten sie die Insel. Mit einer flachen Bucht und einem hohen Felsgipfel an ihrer westlichen Spitze bildete die Insel eine halbrunde Klammer im Wasser. Riesige alte Platanen und vereinzelte Büsche säumten die Hügel. Die Geografie an sich war nicht sonderlich bemerkenswert, doch beim Anblick dessen, was die Insel in ihrer östlichen Bucht beherbergte, hielt London vor Staunen die Luft an.
    Dort standen die Ruinen eines Amphitheaters aus sehr dunklem Stein. Aus der Hügelflanke hatte man Sitzplätze gehauen, die in Stufen eine halbkreisförmige Fläche umrahmten, auf der einst Tänzer und ein Chor aufgetreten waren. Die Überreste der Bühne lagen direkt hinter dem Orchester, wie man die Ehrenplätze vorn im Theater nannte, sodass die Zuschauer den Strand und das Meer als Kulisse hinter den Akteuren sahen.
    In Athen hatte London die Ruinen des Dionysos-Theaters besichtigt und war, obwohl große Teile des Theaters im Lauf der Zeit verfallen waren, angemessen beeindruckt gewesen vom Alter und von der Bedeutung dieser Stätte. Es war das Theater der Hauptstadt, der Geburtsort des Dramas, ein weißes Marmorbauwerk, das in der Mittagssonne glänzte. Doch brauchte man viel Fantasie, um sich das Gesamtbild vorzustellen.
    Und hier, auf dieser winzigen Insel in einem Winkel der Ägäis, stand nun ein Theater aus fast schwarzem Stein, das sich unberührt vom Zahn der Zeit in fast makellosem Zustand zeigte. Noch seltsamer schien es, dass sich keine anderen Gebäude oder Anzeichen früheren Lebens auf der Insel fanden. Als sei nur das Theater erhaltenswert und alles andere, selbst Unterkünfte, unnötig.
    Diesen seltsamen Ort kannten nur wenige oder längst verstorbene Menschen. Jetzt gehörten London und ihre Freunde sowie der Mann, den sie liebte, zu diesen Auserlesenen. Würden sie das Wissen um den Schwarzen Tempel mit in den Tod nehmen? Und wenn

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