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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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Siebenjährige wusste ich nicht, wo sich mein Vater aufhält.«
    Athene fragte: »Erinnern Sie sich an den Herbst des Jahres 1868? Lawrence Harcourt, Ihr verstorbener Ehemann, war damals auf Reisen, richtig?«
    London nickte nachdenklich. Gleich nach der Rückkehr von ihrer Hochzeitsreise hatte Lawrence beteuert, er habe dringende Geschäfte zu erledigen, und war für mehrere Monate verschwunden. Zum ersten Mal. Auch danach war er oft sehr lange fort gewesen. Sie dachte an das stille und leere Haus. Wie ein Gespenst war sie auf der Suche nach ihrer Ehe durch die Räume gegeistert.
    »Er hat sich in Indien aufgehalten«, erklärte Day. »In Tirupati. Wo er aus einem dem Gott Venkateswara geweihten Tempel eine Quelle stahl. Später hat man diese Quelle dazu benutzt, ein Widerstandsnest im Arawalligebirge auszurotten. Dabei wurden Frauen und kleine Kinder getötet.«
    »Sie haben Indiens Magie gegen das eigene Land eingesetzt«, fügte Athene hinzu.
    »Er kam nach Hause«, erinnerte sich London, »um sich von einer Malariaerkrankung zu erholen. Nach seiner Genesung ist er wieder abgereist.« Doch zuvor hatten sie sich erneut fürchterlich gestritten, und er hatte nur einmal seine Rechte als Ehemann in Anspruch genommen.
    Stimmte es, was Day und Athene Galanos behaupteten?
    »Er ist nach Konstantinopel gereist«, erklärte Day. »Dort hat ihn Tony Morris, ein Mitglied der Klingen, verwundet. Ein Schnitt an der linken Schulter.«
    Sie kannte die Narbe. »Nein«, kam es erstickt aus Londons Mund. Ihre Brust schnürte sich zusammen.
    »Doch«, entgegnete Day.
    »Sie irren sich!«
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. London wandte sich zu Athene Galanos um und erkannte Mitleid und Aufrichtigkeit in den Augen der Frau. Das durfte alles nicht wahr sein. Aber es stimmte. Die Welt brach um London herum zusammen und begrub sie unter ihren Trümmern.
    »Lawrence?«, fragte sie. »Wirklich?«
    Day nickte ernst. »Er gehörte zu ihnen.«
    »Und mein Vater?«, würgte sie hervor. »In welchem Verhältnis steht er zu diesen Erben von Albion?«
    »Er gehört zum inneren Kreis«, antwortete Day. »Wie schon sein Vater und dessen Vater vor ihm. Ich schätze, dass Jonas ihm eines Tages nachfolgen wird.«
    London kämpfte mit den Tränen. »Nein. Jonas verlässt nie das Haus. Er ist vor einigen Monaten mit Brandwunden und voller Narben von einer Auslandsreise zurückgekehrt.« Sie und Jonas hatten sich nie gut verstanden. Er war ein Tyrann. Als Kind hatte er ihr Spielzeug gestohlen und ihre Bücher zerrissen. Und als sie älter wurden, hatten sie sich nicht mehr viel zu sagen. Aber um nichts in der Welt wünschte sie ihm ein solches Schicksal!
    »Seine Verletzungen rühren vom Transportfeuer her«, erklärte Day grimmig. »Er war in der Mongolei, wo er gemeinsam mit Henry Lamb eine Quelle erbeuten wollte. Das haben die Klingen jedoch verhindert.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich war dabei.«
    Eine Schlinge schien sich um ihren Hals zusammenzuziehen. Ihr wurde übel. »Sie sind schuld an Jonas’ Verbrennungen.«
    »Ihr Bruder ist durch einen Sprung ins Transportfeuer geflohen. Wir haben ihm kein Haar gekrümmt.«
    Sie hörte kaum, was Day sagte. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, während sie versuchte, ihre in Scherben liegende Welt zu begreifen. »Wenn es wahr ist, was Sie über meinen Vater behaupten, über Jonas und Lawrence … Ich habe mein ganzes Leben mit ihnen unter einem Dach gelebt. Sie haben mich aufgezogen, mir zu essen und zu trinken gegeben, mich gekleidet …«
    »All das wurde mit Blut bezahlt«, bestätigte Athene schonungslos.
    »Mrs Harcourt«, begann Day sanft und trat einen Schritt auf sie zu. »London?«
    Als sie ihn verzweifelt ansah, blieb er stehen. »Das habe ich nicht gewusst. Ich glaube, keine von uns Frauen hat das gewusst.« Sie dachte an ihre Mutter, an all die Gattinnen und Töchter der Geschäftspartner ihres Vaters, die einkauften, Feste veranstalteten und einander besuchten. Die Mädchen spielten im Kinderzimmer mit ihren Puppen, später führte man sie in die Gesellschaft ein. Jede von ihnen lud Schuld auf sich, indem sie stillschweigend duldete, dass man die Welt der Magie ausbeutete und sie davon profitierten. Während die Toten dazu schwiegen und unsichtbar, aber anklagend in den Ecken der Konservatorien und über sorgsam gestutzten Rasenflächen schwebten.
    »Die Erben dulden keine Frauen in ihren Reihen«, sagte Athene. »Sie scheinen da eine Ausnahme zu bilden.«
    »Ich? Ich arbeite nicht

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