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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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Edgeworth lief in die Brandung, konnte sie jedoch nicht mehr einholen. Sie fuhren bereits aufs offene Meer hinaus. »Spring, London!«
    Sie starrte ihren Vater an, als wollte sie sich sein Gesicht einprägen. Dann hob sie die Hand. »Leb wohl, Vater.«
    Stille. Edgeworth starrte sie an. Bestürzt runzelte er die Stirn, bevor Schmerz sein Gesicht zeichnete. Bennett empfand tatsächlich Mitleid mit dem Mann, dessen Kind ihn verraten hatte. Quälend zog sich der Augenblick dahin. Vater und Tochter blickten sich über die Brandung hinweg unverwandt in die Augen. Bennett fragte sich, ob London vielleicht wirklich vom Boot springen und zu ihrem Vater, in ihre vertraute, sichere Umgebung, zurückkehren würde.
    Aber London wandte sich von ihrem Vater ab. Auf ihren Wangen glitzerten Tränen, als sie Bennett ohne zu zögern beim Handhaben der Segel half. Mit den offenen Haaren und ihrem tränenüberströmten Gesicht wirkte sie im Halblicht der Nacht wie ein Engel mit gebrochenem Herzen, und Bennett fühlte mit ihr. Doch als er tröstend seine Hand auf ihre legen wollte, entzog sie sich ihm.
    Kallas lenkte das Kaik geschickt um die Klippen und Felsen von Delos herum. Auch im Finstern fand sich der Kapitän in diesen Gewässern zurecht. Schon verschmolz der dunkelblaue Himmel mit dem pechschwarzen Meer. Die Segel flatterten im Wind, die Wellen schlugen gegen den Rumpf. Ansonsten herrschte Stille. Ein starker Wind kam auf und trug sie davon.
    * * *
    Morgendämmerung über der Ägäis. Der Himmel färbte sich grau, dann stieg die Sonne am östlichen Horizont auf und tauchte Firmament und Meer in weißgoldenen Glanz. Am Himmel glitten korallenrote Wolkenfahnen vorüber. Wie zum Spielen aufgelegte goldbraune Delfine entsprangen in der Ferne bergige Inseln dem glitzernden Wasser. Über allem lag der Geruch von Salzwasser und Wind.
    Und der Duft von Kaffee. Nachdem Bennett das Steuer übernommen hatte, brühte Kallas das starke bittere Getränk über einem Bronzegrill. Das Wasser kochte er in einem langstieligen Topf, den die Griechen Briki nannten. Mit der Feierlichkeit eines Hohepriesters rührte er löffelweise gemahlenen Kaffee hinein. Athene, die daneben saß, gefiel sein Verfahren ganz offensichtlich ebenso wie der dichte dunkle Schaum, der sich beim Kochen des Gebräus bildete. Als er bis an den Rand des Topfes aufstieg, verteilte Kallas den Schaum auf vier Tassen und schüttete anschließend den Kaffee hinein. Dann verschwand er in dem Aufbau auf dem Achterdeck und kam mit einer bemalten Blechdose zurück, die er öffnete und herumreichte.
    » Kalourakia von meiner Mutter«, erklärte Kallas, als Bennett sich etwas von dem Buttergebäck nahm. »Das schmeckt gut zum Kaffee.«
    Nachdem Kallas das Steuer wieder übernommen hatte, wollte Bennett London eine Tasse Kaffee reichen, doch Athene hielt ihn auf. Sie nahm ihm den Becher aus der Hand und reichte ihn selbst an London weiter, während sie ihn mit einem warnenden Blick bedachte, der ihm stumm bedeutete: Halt dich zurück.
    Ein Tier ist dann am gefährlichsten, wenn es verwundet ist.
    Bennett nickte leicht mit dem Kopf und zog sich zurück, um sich selbst eine Tasse zu holen. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling, aß das Gebäck und genoss den herrlich starken Kaffee. Um ihn herum erwachte der Tag zum Leben. Ein Frühstück auf dem Meer. Das Leben setzte sich aus vielen kleinen Freuden zusammen.
    Doch das Vergnügen war stark getrübt, dunkler und bitterer als der Kaffee. Er blickte hinüber zu London, die mit dem Rücken an der Reling saß. Sie starrte in die Tasse in ihren Händen, schwenkte den Kaffee darin und trank einen Schluck. Sie würgte und hustete.
    »Ist er gut?«, fragte Kallas.
    »Er ist sehr … gehaltvoll«, keuchte sie.
    Athenes leises Lachen verband sich mit Kallas’ Glucksen. Erst da merkten sie, dass sie gemeinsam lachten. Sofort widmeten sie sich beide wieder ihrem Kaffee, der plötzlich ihre ganze Aufmerksamkeit zu erfordern schien.
    Bennett beobachtete London beim Kaffeetrinken. Hätte er sie doch bloß nicht geküsst. Denn jetzt wusste er, was ihm da entging. Nachdem er es einmal erlebt hatte, brannte er darauf, es wieder zu tun. Plötzlich wünschte er sich die Zeit zurück, als sie noch nicht wusste, wer er war, und zwischen ihnen nichts als Begehren herrschte. Jetzt war sie eindeutig wütend und verunsichert und schnappte nach jedem, der sich ihr zu nähern wagte.
    Aber er konnte nicht anders. Er überquerte das Deck und stellte sich

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