Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
Ägäis gibt es viele Inseln. Unzählige. Manche sind auf keiner Karte verzeichnet.«
»Glauben Sie, sie haben sich verirrt?«, fragte Fraser.
Edgeworth kaute auf seinem Zigarrenstummel. »Nein, dafür bewegen sie sich zu zielstrebig. Sie wissen, wohin sie fahren. Ich wünschte nur, wir wüssten es auch.«
»Seien Sie ganz beruhigt.« Chernock lächelte auf die Karte hinab. »Der Blutsuchzauber wird uns zu Ihrer Tochter führen. Und wenn sie weiß, wo das Griechische Feuer zu finden ist, dann werden wir es auch erfahren.«
»Mein Schiff ist schneller als jedes Kaik«, versicherte der Kapitän. »Wir haben anfangs zwar etwas Zeit verloren, aber ich verspreche Ihnen, dass wir sie einholen werden. Spätestens morgen Früh.«
»Ich verlasse mich auf Ihr Wort«, blaffte Edgeworth. Dicht gefolgt von Fraser verließ er das Ruderhaus. Die beiden Männer standen an Deck und starrten hinaus in die Dunkelheit. Edgeworth zog heftig an seiner Zigarre. Aus der Glut am Ende stiegen wütende Rauchfahnen auf. Fraser verschränkte die Hände auf dem Rücken und gab vor, sich die Sterne anzusehen, während sein Verstand ebenso auf Hochtouren lief wie der Schiffsantrieb.
Fraser betrachtete sich als mutigen Mann. Er hatte Stürme und Aufstände erlebt, blutrünstige Eingeborene und Krankheiten. Und herrje, gegen wie viele dieser verdammten Klingen er im Laufe der Jahre gekämpft hatte! Seine Narben bewiesen es. Er war stolz darauf, dass er nie eine Mission aufgegeben und jeden überrannt hatte, der sich ihm in den Weg stellte. Er fürchtete sich vor fast nichts. Nur vor Joseph Edgeworth.
Die Edgeworths bildeten das Rückgrat der Erben von Albion. Vor ungezählten Generationen hatte ein Vorfahr von Joseph Edgeworth das Hauptquartier im Zentrum von London aufgebaut. Und seitdem gehörte immer ein Edgeworth dem inneren Kreis an. Er verfügte über so viel Macht und Einfluss, dass selbst ein Monarch vor Neid erblassen musste. Wenn ein Erbe bei ihm in Ungnade fiel, machte Joseph Edgeworth ihm das Leben zur Hölle. Wenn der Mann darüber nicht ohnehin starb, dann wünschte er sich freiwillig den Tod. Edgeworth’ Einfluss reichte in jeden Winkel der Erde. Hegte er eine Abneigung gegen jemanden, endete derjenige mit einer Kugel im Kopf oder einem Messer im Bauch. Natürlich erledigte Edgeworth das nicht selbst. Sein Wunsch genügte und war anderen Befehl.
Wenn sich ein Mann hingegen bei den Erben einen Namen machen wollte, konnte er gewiss nichts Besseres tun, als sich bei einem Mitglied der Familie Edgeworth einzuschmeicheln. Wohlstand. Einfluss. Respekt. Das alles gewährte man ihm im Überfluss.
Genau deshalb hatte Fraser um London Harcourt werben wollen. Es gab keine bessere Rolle für einen Erben, als Edgeworth’ Schwiegersohn zu sein. Der Tod von Lawrence Harcourt bedeutete einen Segen für Fraser und jeden anderen tüchtigen jungen Mann. Es schadete nicht, dass London Harcourt verdammt hübsch war, doch Fraser hätte auch ein Schwein gefickt, wenn ihm das Edgeworth’ Gunst eintrüge.
Verdammtes Biest . Fraser kochte vor Wut. Hätte sie sich nicht wie eine Hure benommen, könnte er schon aufgestiegen sein. Am besten nahm er es gelassen. Schließlich wollte er auch kein Weib, das ihm Hörner aufsetzte.
Und er konnte sich noch immer mit Edgeworth verbünden, dazu brauchte er dessen Tochter, diese Schlampe, nicht unbedingt.
»Was haben Sie vor, wenn wir sie eingeholt haben, Sir?«, fragte er.
Edgeworth zog ausgiebig an seiner Zigarre und stieß den Rauch aus. »Ich werde Day töten«, erwiderte er schlicht. »Genau wie diese andere Klinge, das Weibsbild aus der Galanosbande. Chernock hat sie auf Delos erkannt. Vielleicht will er sich erst noch etwas mit ihr vergnügen, bevor wir sie umbringen. Sie ist eine geborene Hexe und soll ruhig noch eine andere Art der Magie kennenlernen, bevor es ihr an den Kragen geht.«
Fraser holte tief Luft und wagte zu fragen: »Und … und London?«
Edgeworth antwortete ohne Zögern: »Sobald sie einsieht, dass dieser Verführer sie getäuscht hat, wird sie ein braves Mädchen sein und zu mir zurückkehren. Sie ist schließlich meine Tochter. Jede Frau lässt sich von einem Mann bändigen, aber die Oberhand behält letztlich doch immer ihr Vater.«
»Natürlich«, pflichtete Fraser rasch bei.
»Dann wird sie uns zu der Quelle führen und zwar mit Freuden. Deshalb sind wir hier.« Bei jedem Zug glühte die Asche seiner Zigarre auf und wurde zu einem kleinen Inferno. »Wenn die Erben das
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