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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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sogleich wieder unterdrückte. Sie konzentrierte sich auf die rote Haut ihrer Hände. »Ich habe mir weitere Bücher beschafft und mit altem und modernem Griechisch weitergemacht, dann mit den gebräuchlichen anderen Sprachen: Französisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch. Aber die alten Sprachen gefallen mir am besten. Wenn ich Taschengeld erhielt, habe ich es gleich für Bücher ausgegeben. Ich habe sie mir sogar schicken lassen. Meiner Mutter und Lawrence habe ich gesagt, es seien Benimmbücher.«
    »Und niemand hat etwas bemerkt?«
    »Bis vor einem Monat.«
    »Ihr Vater?«
    Sie nickte. »Er sagte, es gehe um Archäologie, und ich habe ihm geglaubt.« In ihrer Einsamkeit fühlte sie sich klein und verloren.
    »Esist ja auch eine Art Archäologie«, sagte Bennett. Seine Stimme verhinderte, dass sie völlig unterging. Sie fragte sich, ob ihm das klar war und ob er es bewusst tat, verdrängte den Gedanken jedoch rasch. »Die Erben suchen und graben überall auf der Welt nach der Magie, und die Klingen versuchen, sie daran zu hindern und die Magie vor ihnen zu verbergen.«
    London stand auf und hielt ihr Gesicht in den Wind. Voller Genuss ruinierte sie ihren Porzellanteint, ein Relikt ihres alten Lebens. »Es ist so schwer zu glauben, dass es Magie wirklich gibt. Ich bin ihr noch nie begegnet, bevor ich nach Griechenland kam.«
    Er ließ das aufgewickelte Seil von seinem Arm abspulen und rollte es von Neuem auf. Irgendwie war es tröstlich, dass er sich offenbar genauso beschäftigen musste wie sie. »Ganz bestimmt ist sie Ihnen schon zuvor begegnet. Jeder trifft irgendwann einmal auf sie.«
    »Nein, bestimmt nicht«, beharrte sie.
    »Das ist aber sehr unwahrscheinlich. Sie haben sicher schon einmal etwas gesehen, das Sie für Zauberei hielten. Aber es wurde mit einer Erklärung abgetan. Ich wette, so etwas ist Ihnen passiert, als Sie noch ein Kind waren.«
    »Wieso als Kind?«
    »Kinder sind offener für Magie.« Er nahm das Seilende und band einen einfachen Kreuzknoten. »Sie sind noch nicht lange auf der Welt. Im Gegensatz zu Erwachsenen ist ihr Verstand noch nicht verschlossen und sucht nicht ständig nach einer logischen Erklärung.«
    In ihrem Kopf flackerte eine Erinnerung auf. »Warten Sie, ich glaube …« Sie versuchte, den aufflackernden Gedanken festzuhalten.
    Er unterbrach sein Tun. »Erinnern Sie sich an etwas?«
    »Vielleicht«, sagte sie nachdenklich. »Als Kind glaubte ich, dass mich nachts ein Kobold besucht.« Darüber zu sprechen half ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. Zügiger fuhr sie fort: »Er hatte Libellenflügel und seine Haut hatte die Farbe eines Opals. An seinem winzigen Hut steckte die Feder eines Kolibris.«
    »Hatte er einen Namen?«
    London forschte in ihrem Gedächtnis nach. »Ich glaube … er hieß Bryn.«
    Als er unvermittelt lachte, erschrak sie. »Bryn! Die alte Schnake!«
    »Sie kennen ihn? Den Kobold?« Sie sah ihn verblüfft an.
    »Ob ich ihn kenne? Bryn Efys behält die Erben seit Jahrhunderten im Auge.« Day schüttelte immer noch lachend den Kopf. »Er liefert Berichte an den Hauptsitz der Klingen in Southampton und verlangt immer einen Fingerhut Whisky für seine Bemühungen.«
    »Ein seltsamer Zufall«, murmelte sie, »dass er ausgerechnet mich besucht hat.«
    »Mitnichten«, bemerkte er, nun wieder ernster. »Sie sind immerhin die Tochter eines Erben.«
    Ihre Miene verfinsterte sich. »Er wollte mich zum Weglaufen drängen. Er sagte, in meinem Haus existiere etwas Böses, und ich müsse davor fliehen.«
    »Bryn hat es gewusst«, sagte er leise. »Er hat gewusst, dass Sie besser als Ihre Familie und die Erben sind.«
    »Aber was wäre aus mir geworden, wenn ich seinen Rat befolgt hätte?« Sie hob den Blick zu ihm. »Dann wäre ich jetzt nicht hier.« Sie wusste nicht, ob sie sich darüber freuen oder traurig sein sollte.
    Day legte das Seil über seine Schulter, dann nahm er ihre Hände in seine und hielt die geröteten Handflächen nach oben. Er sah sie an und sie konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. Hier auf dem Meer bemerkte sie, dass seine Augen vom klaren Blau des Wassers waren, nur tiefer und heißer als das Meer. Er sah sie an, als ob es nur sie auf der Welt gab und ihm das vollauf genügte.
    »Bryn hat versucht«, sagte er mit einer Stimme, die wie warmer Brandy war und ebenso berauschend wirkte, »Sie zu befreien. Jahrelang ließen Sie sich belügen und täuschen, aber jetzt sehen Sie klar. Es ist ganz allein Ihnen überlassen, wie Sie leben wollen,

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