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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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beinahe Mitleid mit den kleinen Würmern. Ihre Hände zitterten allerdings noch immer vor Angst und kaum gezügelter Wut. Noch nie hatte sie jemandem eine blutende Wunde zugefügt, und es tat ihr kein bisschen leid.
    Als die Jungen verschwunden waren, wandte sie sich an Bennett: »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, fragte sie scharf. »Warum hast du die Kugeln aus deiner Waffe genommen?«
    Er zuckte lässig mit den Schultern. »Das waren doch nur Kinder. Außerdem hätten sie versucht, mir den geladenen Revolver abzunehmen, und sich dabei womöglich selbst erschossen.«
    »Ich verstehe nicht, was daran so schlimm gewesen wäre«, murmelte London.
    Er lächelte. »Und schon verlangst du Blutopfer! Aber Klingen vermeiden es nach Möglichkeit, andere zu verletzen.«
    Im Gegensatz zu ihrem Vater und seinen Genossen … Der Gedanke erfüllte ihr Herz mit Kummer.
    »Du warst ja ganz schön wild«, meinte er dann, und sie sonnte sich in seiner Bewunderung. Komisch, sie hätte nie gedacht, einmal dafür gelobt zu werden, einem Mann ins Gesicht getreten zu haben.
    »Eine Amazone«, sagte sie in Erinnerung an seine Worte auf Delos.
    »Stärker als Herakles.«
    Sein Kompliment bedeutete ihr viel. Er behandelte sie nicht wie ein Erwachsener, der einem Kind großzügig ein Bonbon schenkte. Vielmehr begegnete er ihr auf Augenhöhe.
    Der Weg führte hinunter in ein Tal, das im Schatten von Lorbeerbäumen lag. Die Luft duftete nach den glänzenden Blättern. Bennett klemmte einen Krug unter den Arm und stützte London mit der Hand vorsichtig am Ellbogen. So stiegen sie seitwärts gewandt den Hang hinunter.
    »Hörst du das?«, fragte Bennett, blieb stehen und hob die Hand.
    London legte den Kopf schief und lauschte. Dann hörte sie es auch. Das Plätschern von Wasser. »Der Fluss.«
    Sie beschleunigten ihre Schritte und eilten in das sonnengesprenkelte Tal. Spärliche Gräser und herabgefallene Blätter knisterten unter ihren Füßen. Unten, wo das Sonnenlicht auf dem Boden glitzerte, blieben sie stehen.
    Der Fluss hatte sich seinen Weg durchs Tal gegraben. An den Ufern floss er über Kieselsteine, in seiner Mitte fanden sich größere Steine und Felsen. Der Strom war kaum zehn Fuß breit. Doch Bennett maß mit einem herumliegenden Ast seine Tiefe und stellte fest, dass das Wasser London bis über den Kopf reichen würde. Dichte Gräser säumten das Ufer, grüne Bänder wehten entlang des klaren Wassers.
    Bennett tauchte einen der Krüge in das Wasser und trat zu London. Er hielt den Krug, während sie daraus trank. Das Wasser war kalt und schmeckte köstlich. Als sie genug hatte, sah sie zu, wie er seine Lippen an derselben Stelle ansetzte und in großen Schlucken trank und sein kräftiger Hals sich dabei bewegte.
    »Und was nun?«, fragte sie, als er fertig war und die Krüge zur Seite stellte.
    Mit dem Daumen wischte er ein paar Tropfen von ihrer Unterlippe. »Teufel, wenn ich das nur wüsste.«
    Sie blinzelte und versuchte sich zu sammeln. »Der Fluss. Die Quelle.«
    Das brach den kleinen Zauber, der sie beide in seinem Bann gehalten hatte. »Ach ja, richtig.«
    Einen Augenblick lang standen sie am Ufer des Flusses und lauschten. »Ich höre kein Singen«, sagte London dann. »Es klingt wie Wasser in einem Fluss. Das ist alles.«
    Bennett furchte konzentriert die Stirn. »Geh ein Stück. Wir horchen an verschiedenen Stellen des Ufers. Vielleicht hört man es nicht überall.«
    Seinem Vorschlag folgend lief sie am Flussufer auf und ab. Sie versuchte ein Geräusch auszumachen, das sich von dem zwar angenehmen, aber normalen Rauschen und Plätschern fließenden Wassers unterschied. Bennett tat es ihr gleich. Plötzlich nahm er Anlauf und rannte ohne ein Wort zu sagen auf den Fluss zu. London stieß einen Warnruf aus, doch da hatte er bereits mit einem Sprung den Fluss überquert. Er landete locker in der Hocke und erhob sich geschmeidig.
    »Du musst deine arme Mutter in den Wahnsinn getrieben haben«, stieß London hervor.
    »Das tu ich immer noch.« Er war wie ein kleiner Junge. Nur dass sich kein Junge so unglaublich männlich und mühelos selbstsicher bewegte wie Bennett Day.
    Anstatt ihn den ganzen Tag lang anzustarren, setzte London ihren Weg am Flussufer fort. Sorgsam achtete sie auf jede Veränderung im Rauschen des Wassers. Bennett tat dasselbe auf der anderen Seite.
    Dann trat eine Veränderung ein. Sie blieb stehen, drehte den Kopf, ging noch einen halben Schritt. »Ich glaube, ich habe es gefunden.« London

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