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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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Hauptsegel kümmerte. Kallas lenkte das Kaik bis auf einige Bootslängen an das Fischerboot heran. Dann bedeutete er ihnen, die Segel so auszurichten, dass das Kaik auf der Stelle verhielt. London ließ den Anker ins Wasser fallen. Am Rucken der Leine erkannte sie, dass er den Boden erreicht hatte. Als das Kaik rückwärts auf das Fischerboot zutrieb, gab sie Leine nach. Wieder ruckte das Seil, als der Anker über den Meeresboden schleifte. Dann grub er sich in den Grund, und die Leine straffte sich.
    Nun schaukelte das Kaik neben dem Fischerboot. Drei Männer schauten von der Reling zu ihnen herüber.
    »Anker festmachen«, sagte Kallas, doch das kannte London bereits. Er hatte sie gut eingewiesen. Sobald sie fertig war, wurden Leinen von einem auf das andere Boot geworfen. Kallas und Bennett sicherten die Seile, dann zogen die Männer daran, bis die Rümpfe der Boote sanft aneinanderstießen. Eine Flottille.
    Kallas drehte sich zu ihr um. »Sie sind ein ausgezeichneter Seefahrer.« Sein Gesicht wirkte wie aus Stein, sein Lob schien jedoch aufrichtig gemeint zu sein.
    Zu müde und erschöpft, um zu erröten, nickte London ihm nur dankend zu. Das schlichte Kompliment des Kapitäns ehrte sie mehr, als es ein sorgfältig ausgearbeitetes Sonett je könnte. »Ich hatte ja auch einen guten Lehrer.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Bennett. »Ich bin auch ein guter Seefahrer.«
    »Und geil auf Komplimente«, knurrte Kallas, deutete dabei aber ein Lächeln an.
    »Das sind nicht deine üblichen Gewässer, Kallas«, sagte der Älteste auf dem Fischerboot. Er hatte schneeweißes, zerzaustes Haar und knorrige Hände. Sein Akzent deutete darauf hin, dass er diese Ecke des Meeres selten verließ. Er sah London und Bennett aus pechschwarzen Augen an, wandte sich jedoch an Kallas: »Ist das deine Fracht?«
    »Das sind meine Freunde.«
    Die drei Fischer blickten Kallas’ Passagiere erstaunt an, und London spürte deutlich Bennetts besitzergreifende Hand an ihrer Taille. Er zog sie so dicht zu sich heran, dass ihre Hüften sich berührten. Sie beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Er lächelte zwar, doch es war ein warnendes Lächeln. Sie gehört mir. Wenn du sie auch nur falsch ansiehst oder gar anfasst, kostet dich das deine Eier.
    Männer waren primitive Wesen. Aber vielleicht suchten Frauen gerade deshalb ihre Nähe. Um sich ihres animalischen Ursprungs zu erinnern.
    Sie gehörte Bennett nicht. Sie gehörte niemandem. Nur sich selbst. Und in Besitz nehmen ließ sie sich nur von jemandem, der ihr gefiel – und wann es ihr gefiel.
    * * *
    Der ältere Mann stellte sich als Stathis Psaltou vor. »Und das sind meine Söhne.« Er deutete auf die beiden Männer an seiner Seite. »Konstantinos«, ein untersetzter, aber gelenkiger Fischer, der seinem Vater ähnlich sah, »und Odysseas.« Der jüngere der beiden Brüder wirkte schlaksiger, aber dennoch kräftig. Die Brüder nickten und hielten ihre Mützen in den Händen. Ihre Blicke wanderten zu London und stoben wie Meeresschildkröten davon, wann immer Bennett bedrohlich zurückstarrte.
    »Wir brauchen deine Hilfe, Stathis«, sagte Kallas. »Um einen Zauber zu brechen.«
    Der alte Fischer nickte. »Darf ich an Bord kommen?«, fragte er. Er blickte zu Bennett. »Oder wird mir dieser englische Wolf die Hand abbeißen?«
    »Ich lege ihn an die Leine«, versicherte Kallas.
    »Fürs Erste«, fügte Bennett lächelnd hinzu.
    Das schien Stathis zu genügen. Geschickt sprang er von seinem Kaik aufs andere. Es war unmöglich, sein Alter zu schätzen – er wirkte alt wie Poseidon, aber kräftig wie ein Sturm.
    »Unter Deck.« Kallas winkte Stathis zum Aufbau des Achterdecks. Während der alte Fischer schon vorging, griff London nach Kallas’ Arm. »Können wir ihm und seinen Söhnen trauen?« Den Erben standen Geld und Macht in reichem Maße zur Verfügung. Es war ihnen ein Leichtes, Männer zu finden, die sie für ihre Zwecke einspannen konnten. Wenn sie auch nicht direkt für die Sache der Erben kämpfen mochten, so besorgten sie ihnen doch Informationen. London war überzeugt, dass das häufig geschah. Wer wusste schon, welches Gift sich hinter einem freundlichen Lächeln verbarg, selbst hier draußen, mitten auf dem Ägäischen Meer?
    »Die Bruderschaft der Seefahrer hält zusammen«, erwiderte Kallas. »Uns verbindet dieselbe Mutter.«
    »Aber Brüder können sich auch gegeneinander wenden.«
    »Nur keine Angst, Sie Orakel.« Kallas blickte zu Stathis, der am Niedergang auf sie wartete.

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