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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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verstieß. Sie musste diesen hartnäckigen Hauptmann augenblicklich loswerden. Es hatte nichts mit ihren Gefühlen für ihn als Mann zu tun. Hier ging es nur um ihren Schutz. Sie schritt zur Tür und hielt sie für ihn auf.
    »Danke«, sagte sie knapp und mit eisiger Stimme. »Sie haben Großes geleistet, aber jetzt können Sie nichts mehr tun. Mein Vater und ich kommen sehr gut allein zurecht.«
    Ihr Vater achtete sorgfältig darauf, eine neutrale Miene zu bewahren, die weder Unterstützung noch Widerstand verhieß.
    Nach einem Augenblick verzog der Hauptmann den Mund zu einem schiefen Grinsen und setzte energisch seine Teetasse auf dem Tisch ab. Mit überraschender Eleganz schwang er sich aus dem Stuhl und schulterte sein Gepäck. Er schlug leicht die Hacken aneinander und verbeugte sich mit einem gemurmelten »Sir« vor ihrem Vater. Ihr Vater hatte nicht viel für Förmlichkeiten übrig und schüttelte dem Hauptmann die Hand.
    »Sie haben sich für Tony eingesetzt. Ich wünschte, ich hätte es selbst tun können«, sagte Franklin. »Ihr Einsatz ehrt Sie. Gute Reise, Hauptmann, und viel Glück.«
    Der Hauptmann antwortete zwar nicht entsprechend, schüttelte Franklin jedoch bedeutungsvoll die Hand. Dann schritt er zur Tür und blieb vor Thalia stehen. Um dem heftigen Gefühl zu entgehen, das ein Blick in seine Augen in ihr auslöste, starrte sie über seine Schulter hinweg. »Ich bin um die halbe Welt gereist«, raunte er; seine Stimme klang rau und warm wie Whisky. »Auch durch die Bucht von Bengalen. Die Kähne leck und rostig, eine Beleidigung für das Meer. Nach der Überfahrt auf dem luxuriösen Dampfschiff ist mir das nicht gut bekommen. Ich habe eine schreckliche Reise durch China hinter mir, die mich fast mein gesamtes Geld gekostet hat. Das steckt jetzt in den Taschen sämtlicher Regierungsbeamter zwischen hier und Peking.«
    »Das tut mir leid«, erklärte Thalia und meinte es ernst. »Wir besitzen selbst nicht viel Geld, aber wir können sicher etwas für Ihre Rückreise erübrigen.«
    Er musterte sie mit kühlem Blick. »Ich will weder Ihr Mitleid noch Ihr Geld.«
    »Was wollen Sie dann?«
    »Sagen Sie mir, was Morris’ Nachricht bedeutet.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Diese Bitte kann ich Ihnen nicht erfüllen, Hauptmann. Es würde nicht nur Sie, sondern auch viele andere gefährden.«
    Obwohl ihre Antwort ihn eindeutig nicht zufriedenstellte, insistierte er nicht weiter. Er deutete eine Verbeugung an. Thalia wusste nicht, wieso, doch die Geste wirkte eindeutig ironisch. Er starrte einen Augenblick auf den Boden, und Thalia folgte seinem Blick zu den Spitzen ihrer verdreckten Stiefel, die unter dem Saum ihres Kleides hervorlugten. Ja, sie war eine wirklich vornehme englische Rose. Thalia richtete sich zu voller Größe auf und unterdrückte den Impuls, den Stoff über die Stiefel zu ziehen. Ihrer beider Blicke trafen sich. Gefährlich , dachte sie. Er mochte zwar keine Klinge sein, aber, wenn sie es zuließ, ein Mann, der ihr ernsthaft zusetzen konnte. Das spürte sie deutlich. Oh Gott, gut, dass er ging. Wäre er geblieben, hätte sie ständig auf der Hut sein müssen.
    »Miss Burgess«, brummte er.
    »Hauptmann«, erwiderte sie kühl.
    Mit einem Nicken setzte er den Hut auf und trat hinaus in die Dämmerung. Entschlossen lief er geradewegs in die immer noch stark bevölkerten Gassen. Freiwillig machte ihm die Menge Platz. Anstatt ihrem Impuls zu folgen und zuzusehen, wie er in dem Gewimmel verschwand, schloss Thalia die Tür. Sie drehte sich um und blickte ihren Vater an. Ihr Körper vibrierte noch immer von der Anwesenheit des Hauptmanns. Seine Energie hing im Raum und brannte in ihrem Körper.
    »Du magst eine Klinge sein«, sagte sie zu ihrem Vater, »aber du hast ein gebrochenes Bein. Meine Beine sind heil und ganz. Die Verantwortung liegt jetzt bei mir.«
    »Nur bei dir , mein Liebes?« Ihr Vater ergriff die Krücken neben seinem Sessel, zog sich hoch und schickte den hilfsbereiten Batu mit einer Geste fort. Mit finsterer sorgenvoller Miene humpelte er auf sie zu. »Das ist eine gefährliche Aufgabe. Ich kann mein einziges Kind, meine einzige Tochter, nicht einer solchen Gefahr aussetzen.«
    »Uns bleibt keine Wahl, Vater«, erwiderte sie ausdruckslos. »Ich muss gehen.«
    »Du bist keine Klinge, Thalia«, entgegnete er. »Aber ich.«
    Thalia wusste, dass er sie nur beschützen wollte, aber seine Worte trafen sie dennoch. »Du kannst nicht so schnell reiten, wie es für diese Mission notwendig

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