Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
Vom Netzwerk:
und ihrer kräftigen geraden Nase sowie den vollen rosigen Lippen wirkte sie nicht wie eine Porzellanpuppe. Selbst ihr nerviges Misstrauen ihm gegenüber konnte sein Interesse nicht schmälern.
    Verdammt, er musste sich in den Griff bekommen, und zwar sofort . Was hieß, dass er nicht länger an Thalia Burgess denken durfte.
    Denk an die Nachricht, sagte er sich. Auch wenn er sie nicht verstand, war sie wichtig, und Franklin Burgess würde ihretwegen etwas unternehmen. Und wenn er das tat, stand Huntley bereit, um dem sturen Mann und seiner ebenso dickköpfigen Tochter die nötige Hilfe zu gewähren. Er konnte nicht einfach zurück nach England reisen, nach Leeds, wo es vermutlich ausreichend Textilhändler gab. Hier brauchte man ihn, hier auf der anderen Seite der Welt musste er ein gefährliches Rätsel lösen, das bereits ein Leben gekostet hatte. Burgess behauptete zwar, Huntley habe seiner Pflicht Anthony Morris gegenüber Genüge getan, doch es gab zu viel Ungelöstes in Urga.
    Damit ihm nicht die Finger einfroren, zählte Huntley die Kugeln in seinem Gepäck und ging noch einmal die Vorbereitungen des gestrigen Abends durch, wozu das Auseinandernehmen und sorgfältige Reinigen der Waffen gehörte. Routinegriffe, die er unzählige Male geübt hatte.
    Es war unwahrscheinlich, dass die bevorstehende Aktion, was auch immer es war, in dem unübersichtlichen städtischen Labyrinth stattfand. Gebrochenes Bein hin oder her, Burgess würde verreisen, und wenn er das tat, folgte Huntley ihm. Denn wenn er zuließ, dass Burgess sich schutzlos in Gefahr begab, vernachlässigte er seine Pflicht.
    Mit diesen Gedanken wartete Huntley vor Burgess’ Zelt. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Während er versuchte, das ungeduldige Pferd zu beruhigen, und sich den gottverdammten Hintern abfror, suchte er in den Zelten nach einem Zeichen von Aktivität.
    Endlich tat sich etwas. Die Tür zu Burgess’ Zelt ging auf, und heraus trat ein Mann in Landeskleidung. Huntley erkannte in ihm Burgess’ mongolischen Diener, der eilig zu einigen angebundenen Pferden lief und zwei von ihnen zu satteln begann. Währenddessen kam ein zweiter Mann aus dem Zelt, den Huntley nicht kannte. Er war größer als der Diener, trug ebenfalls Landeskleidung und schleppte Satteltaschen heran. Burgess konnte es nicht sein, denn der Mann bewegte sich ohne Krücken und mit leichtem, sicherem Schritt. Die langen dunklen Haare hatte er zurückgebunden, darauf saß eine kleine Wollmütze. Huntley hörte, wie die Männer in der morgendlichen Stille mongolisch miteinander sprachen. Plötzlich bemerkte er, dass es sich bei der einen Person um eine Frau handelte, und zwar nicht um irgendeine Frau, sondern um Thalia Burgess.
    Selbstbewusst und geschäftig eilte sie über das Grundstück und bewegte sich deutlich freier als am Vortag. Sie lief mehrmals zwischen Zelt und Pferden hin und her und brachte Taschen und Nahrungsmittel, während der Diener die Pferde sattelte. Als sie das letzte Mal aus dem Zelt trat, trug sie ein Gewehr bei sich, dieselbe alte Knarre, mit der Burgess gestern auf Huntley gezielt hatte. Sie verstaute das Gewehr in einem Futteral an ihrem Sattel. Der Diener hatte einen altmodischen Vorderlader bei sich und tat es ihr gleich. Schweigsam und flink beluden Thalia Burgess und ihr Diener gemeinsam die Pferde. Die meisten Taschen befestigten sie auf einem dritten, ungesattelten Pferd. Die Tiere, auf denen sie reiten wollten, trugen nur kleinere Gepäckstücke. Ganz offensichtlich packten sie nicht das erste Mal für eine Reise.
    Als sie fertig waren, trat Burgess, den einen Arm auf eine Krücke, den anderen auf eine mongolische Frau gestützt, aus seinem Zelt. Seine Tochter reichte dem Diener die Zügel und trat vor ihren Vater. Burgess gab ihr etwas, und einen Augenblick starrte sie auf den Gegenstand in ihrer Hand. Dann legte Burgess einen Arm um die Schultern seiner Tochter und hielt sie fest, während sie ihn umarmte. Sie legte ihr Gesicht an seine Schulter, und er strich liebevoll mit der Hand über ihren Hinterkopf, wobei ihn seine Krücke etwas behinderte. So umarmten alle Eltern ihre Kinder, bevor sie sich auf eine gefährliche Reise begaben, egal welcher Nationalität oder Rasse. Die Bediensteten sahen gerührt zu. Die Dienerin tupfte sich mit dem Ärmel die Augen. Huntley kam sich wie ein Eindringling vor und wandte den Blick von dieser intimen Familienszene ab.
    Wenn Burgess seine Tochter auf diese Mission schickte, weil er

Weitere Kostenlose Bücher