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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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des Hauptmanns etwas nach. »Ich bin in einer inoffiziellen Angelegenheit hier.« Er besaß eine raue Stimme und sprach mit einem Akzent, den Thalia nicht zuordnen konnte. Anders als die Freunde ihres Vaters, irgendwie herber, doch mit einem angenehmen melodischen Klang, der über ihren Rücken tanzte.
    »Und was für eine Angelegenheit ist das?«, fragte sie. Thalia bemerkte zu spät, dass eine gesittete Engländerin weder einfach das Wort ergriffen noch eine so vorlaute Frage gestellt hätte. Zum Teufel, sollte Hauptmann Huntley tatsächlich ein Erbe sein, spielten Höflichkeiten keine Rolle.
    Sein Blick flog zurück zu ihr. Obwohl ein tiefes Beben in ihr pulsierte, wich sie ihm nicht aus. Gott, jetzt, da ihre Blicke sich trafen, war das seltsame Gefühl, das er in ihr entfachte, noch hundertmal stärker. Sie sah, wie er sie mit seinem Blick maß, und versuchte, sich von der unverhohlenen Musterung nicht verunsichern zu lassen. Sie fragte sich, ob sie in ihm das gleiche Interesse weckte, ob ihre Blicke seinen Magen ebenfalls in Aufruhr versetzten. Thalia bezweifelte es. Sie war keine Schönheit. Zu groß, die Gesichtszüge zu grob. Nun kam auch noch dieses unglückliche Kleid hinzu. Außerdem wirkte er nicht wie ein Mann, den irgendetwas in Aufruhr versetzte.
    Obwohl … vielleicht täuschte sie sich. Er stand zwar auf der anderen Seite des Gers , doch Thalia spürte, wie er sie mit einer Intensität musterte, die beinahe aufdringlich wirkte. Wie gebannt.
    Thalia wusste nicht viel von gesellschaftlichen Normen, doch ganz sicher geziemte es sich für einen Gentleman nicht, eine Frau derart anzustarren. Seltsam. Normalerweise entstammten Offiziere einer höheren Klasse. Er müsste es besser wissen. Sie allerdings auch.
    »Als Bote«, erwiderte er, ohne den Blick von Thalia zu lösen, »für Anthony Morris.«
    Genau wie ihr Vater horchte sie bei diesem Namen auf.
    »Was ist mit Morris?«, fragte er. »Anstatt einen Boten zu schicken, sollte er selbst kommen.«
    Der Hauptmann riss den Blick von Thalia los und wandte sich ihrem Vater zu. Plötzlich wirkte er erschöpft und traurig.
    »Mister Morris ist tot, Sir.«
    Thalia schnappte nach Luft, und ihr Vater schrie entsetzt auf. Tony Morris gehörte zu seinen engsten Freunden. Als ihr Vater die Brille abnahm und die Augen mit der Hand verdeckte, legte Thalia ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Tony war für ihren Vater wie ein jüngerer Bruder gewesen. Dass er tot sein sollte – ihre Hände zitterten. Das konnte nicht wahr sein. Er war so fröhlich und gut und … Gott, ihr Hals brannte von den zurückgehaltenen Tränen. Sie schluckte schwer, unterdrückte ihren Kummer und hob den Blick. Sie wollte nicht vor den Augen eines Fremden weinen.
    Der Hauptmann hielt respektvoll den Kopf gesenkt und betrachtete seine Hände, die fest den Rand seines Hutes umklammerten. Durch den Schleier ihrer Trauer begriff Thalia, dass der Hauptmann so etwas nicht zum ersten Mal machte. Nicht zum ersten Mal überbrachte er Freunden und Familien von Verstorbenen die traurige Botschaft. Was für eine grässliche Aufgabe, das wünschte sie niemandem.
    Sie versuchte zu sprechen, aber ihre Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie schluckte und versuchte es noch einmal. »Wie ist es passiert?«
    Der Hauptmann räusperte sich und sah zu Franklin. Er schien ihren Blick bewusst zu meiden. »Vielleicht ist das nichts für die Ohren … junger Damen.«
    Trotz ihres Kummers unterdrückte Thalia ein verächtliches Schnauben. Der Mann kannte sie nicht. Zum Glück sagte ihr Vater mit rauer Stimme: »Bitte sprechen Sie ganz offen in Thalias Gegenwart. Sie verfügt über eine bemerkenswert starke Natur.«
    Hauptmann Huntleys Blick zuckte kurz zurück zu ihr, dann fixierte er ihren Vater. Erstaunt bemerkte sie, dass dieser starke Mann nervös wirkte – und dass offenbar sie diese Nervosität bewirkte. Vielleicht hatte es mit der Art seiner Nachricht zu tun, die nicht für die Ohren junger Damen bestimmt war. Oder vielleicht fühlte auch er, dass zwischen ihnen etwas vor sich ging, etwas Unmittelbares, etwas Starkes. Sie wollte nicht darüber nachdenken, zu heftig war der Schmerz über den Tod von Tony Morris.
    Nachdem er sich noch einmal geräuspert hatte, erklärte der Hauptmann: »Man hat ihn umgebracht, Sir. In Southampton.«
    »So nah!«, schrie Franklin auf. »Direkt vor unserer Haustür.«
    »Das weiß ich nicht, Sir, aber eine Gruppe von Männern hat ihn in einer Gasse überfallen.« Hauptmann

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