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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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verfluchte Nachricht, die Huntley ihm überbracht hatte, verhieß eindeutig Ärger. Dem war ein Mann mittleren Alters mit einem gebrochenen Bein allein nicht gewachsen.
    Obwohl Burgess nicht ganz allein dastand. Er hatte noch seine Tochter. Julia. Nein, so hieß sie nicht. Thalia. Eine junge Frau mit kühnem Blick und einem auffallenden Mund. Beides hatte ihn bis in den Schlaf verfolgt. Seine Gedanken kreisten auch um die schmutzigen Stiefel, die unter dem Saum ihres Kleides hervorgelugt hatten. Er überlegte, was sie bedeuteten, und wieso er sich überhaupt um die Stiefel irgendeines Mädchens scherte.
    Er hatte nicht damit gerechnet, an einem so unzivilisierten Ort wie Urga einer Engländerin zu begegnen, und ihre Anwesenheit in Burgess’ Zelt hatte ihn augenblicklich umgehauen. Er war so auf das Überbringen der Nachricht und ihre Entschlüsselung fixiert gewesen, dass er überhaupt nicht auf die Idee gekommen war, dass Burgess im Gegensatz zu ihm womöglich nicht allein lebte. Ganz zu schweigen von einer Tochter. Huntley mochte keine vornehmen Damen um sich. Er wusste dann nicht, was er sagen oder wo er hinschauen sollte. Vornehme Damen gaben sich selten mit Rekruten ab, aber seit er Offizier war, musste er Umgang mit den Frauen der anderen Offiziere pflegen. Ihre Aufmachung und ihre Empfindlichkeit machten ihn nervös. Irgendwie schaffte er es meist, sie zu beleidigen, Gott weiß warum.
    Thalia Burgess hatte er seltsamerweise nicht beleidigt, doch sie hatte ihn aufgebracht. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm misstraute. Nach fünfzehn treuen Jahren im Dienste Ihrer Majestät.
    Es beunruhigte ihn, wie schwer es ihm gefallen war, den Blick von ihr zu lösen. Kaum dass er einen Fuß in Franklin Burgess’ Zelt gesetzt hatte, fühlte er sich von jeder ihrer Bewegungen, jedem ihrer Worte gebannt. Zum Teufel, selbst von ihrem Atmen.
    Es musste daran liegen, dass er seit sechs Monaten mit keiner Frau mehr im Bett gewesen war. Einen Augenblick dauerte es, bis er sich schwach an Felicia erinnerte, die Frau von Oberleutnant Calvin. Im Allgemeinen mied Huntley es, mit verheirateten Frauen zu schlafen. Calvin hielt sich jedoch mindestens zwei einheimische Mätressen, denen er je eine Handvoll Babys beschert hatte. Nach seinem Abschied vom Militärdienst gab er Felicias Avancen schließlich nach. Sie verbrachten eine einzige angenehme, jedoch nicht besonders aufregende Nacht miteinander. Und das war tatsächlich sechs Monate her? Großer Gideon! Jede Frau musste seine Aufmerksamkeit erregen, und Thalia Burgess war eindeutig eine Frau. Das musste der Grund sein.
    Er fand sie bemerkenswert: Sie steckte in einem Kleid, das nicht richtig zu passen schien. Es war zerknittert und selten getragen. Der Stoff spannte über ihrem Busen. Mit allen Mitteln hatte er versucht, nicht dorthin zu sehen, war jedoch gescheitert. Ihre Brüste würden wunderbar in seine großen Hände passen, würden sie ausfüllen, ohne darüber hinwegzuquellen.
    Er ballte die Hände zu Fäusten und grub die Fingernägel in die Handflächen, als könnte er so das Verlangen lindern, Thalia das verdammte Kleid vom Leib zu reißen, um zu überprüfen, ob er richtig lag.
    Doch seine Gedanken wanderten zurück zu ihr. Es war nicht gerade hilfreich, dass er hier nur herumstand und sich nicht mit einer Aufgabe ablenken konnte.
    Dichte dunkle Haare, dazu bestimmt, dass ein Mann mit seinen Fingern hindurchfuhr. Rosige Wangen, lebhafte, strahlend grüne Augen. Sicher benutzte sie diese weibische Farbe, von der alle Frauen behaupteten, sie nicht zu verwenden, es aber dennoch taten. Und dann diese schmutzigen Stiefel aus abgetragenem, weichem Leder, die unter einem sauberen Kleidersaum hervorlugten. Eine seltsame Häufung von Widersprüchen.
    Abgesehen von ihrem Aussehen beeindruckte ihn ihre Art. Er erinnerte sich, wie die Frauen der Offiziere, selbst Felicia, sich über die Hitze oder ihre Bediensteten beklagt und mit allen Mitteln versucht hatten, in der »barbarischen Einöde« – so ihre Worte – vornehm, höflich und anständig zu bleiben. Thalia Burgess äußerte sich nicht abfällig über die Mongolei, entschuldigte sich nicht und schrie ihre einheimischen Bediensteten nicht an.
    Thalia Burgess und er hatten so dicht beieinandergestanden, dass sie sich hätten berühren können. Als ihm aufgefallen war, dass sie hübsch und für eine Frau recht groß war, hatte sein Körper augenblicklich auf sie reagiert. Mit ihren hohen Wangenknochen, dem ausgeprägten Kinn

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