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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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haben und versuchen, uns in eine Falle zu locken.« Beide, sowohl sie als auch ihr Vater, blickten zu dem Turmfalken auf seiner Stange, doch der Vogel wirkte nicht beunruhigt. Das allein reichte allerdings nicht als Hinweis.
    »Ich habe genug von Ihren Verdächtigungen«, knurrte Hauptmann Huntley, seine bernsteinfarbenen Augen funkelten. Er war es ganz offenbar nicht gewohnt, dass man an ihm zweifelte. Wie dumm.
    »Wenn Sie wüssten, was auf dem Spiel steht«, schoss Thalia zurück, »würden Sie verstehen, dass ich vorsichtig sein muss.«
    »Ich weiß nicht, was auf dem Spiel steht«, brummte der Hauptmann. »Aber hier ist ein weiterer Beweis.« Er griff in seine Tasche. Thalia umfasste ihren Revolver fester und bereitete sich darauf vor, ihn zu spannen. Mit versteinerter Miene blickte Hauptmann Huntley über Thalias Schulter hinweg. Sie folgte seinem Blick und sah, dass ihr Vater mit seinem Gewehr auf den Kopf des Hauptmanns zielte. Als wäre er es gewohnt, dass man eindrucksvolle Waffen auf seinen Kopf richtete, griff Hauptmann Huntley gelassen in seine Tasche und streckte ihnen etwas entgegen. Thalia rang nach Luft.
    Der Kompass.
    »Den hat mir Morris gegeben«, fuhr der Hauptmann fort. »Ich sollte ihn mit den Worten ›Ewig ist der Norden‹ an Sie übergeben.« Er reichte ihn ihrem Vater.
    Thalia starrte auf den Kompass in der Hand ihres Vaters und spürte, dass etwas Großes seinen Anfang nahm.
    Alles, was Hauptmann Huntley gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Ihre Feinde waren auf dem Vormarsch.
    Ihr Vater und sie erinnerten sich so weit ihrer Manieren, dass sie Hauptmann Huntley einen Stuhl und etwas englischen Tee anboten. Sie reichte dem Hauptmann eine dampfende Tasse, die er mit seinen großen rauen Händen entgegennahm. Dabei berührten sich ihre Finger. Das Gefühl seiner Haut stürmte wie eine Herde Wildpferde durch ihren Körper. Der Hauptmann atmete hörbar ein .
    Jegliche Manieren vergessend, starrten sie einander wie gebannt an. Der seltsame Glanz in seinen bernsteinfarbenen Augen erregte sie und entfachte ein heftiges Feuer in ihr.
    Er löste als Erster den Blick von ihr, gab vor, seine Tasse zu studieren und trank einen Schluck von seinem Tee. Thalia versuchte vergeblich, nicht auf die Kontur seines Mundes an dem bemalten Rand der Tasse zu achten. Wie mochten sich diese Lippen auf ihrer Haut anfühlen? Sie sollte sich hüten. Sobald Hauptmann Huntley seinen Tee ausgetrunken hatte, würde sie ihn zur Tür begleiten und diesen Mann niemals wiedersehen.
    Er schien allerdings andere Pläne zu haben.
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich wüsste, was diese Nachricht bedeutet«, sagte er zu ihrem Vater und blickte auf dessen geschientes, bandagiertes Bein. »Aber ganz offensichtlich brauchen Sie Unterstützung. Lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    »Ich danke Ihnen, Hauptmann«, antwortete Franklin, »aber nein. Wir kommen allein zurecht.«
    Der Hauptmann saß in einem Klappstuhl, den Batu ihm gebracht hatte, doch irgendwie wirkte das Möbel zu klein. Auf der Suche nach einer angenehmen Position bewegte Hauptmann Huntley unablässig die Beine. Thalia und viele andere Besucher hatten bequem auf dem Stuhl gesessen, doch Huntley wirkte wie ein Tiger, dem man ein Wams übergezogen hatte.
    Er sah erst zu ihrem Vater, dann zu Thalia, die neben ihm saß. Sie bemühte sich, den Aufruhr zu ignorieren, den sein forschender Blick in ihrem Magen auslöste.
    »Das bezweifle ich«, erklärte der Hauptmann frei heraus. »Sie brauchen mich.«
    Bei dieser Behauptung biss Thalia die Zähne zusammen. Wie konnte ein Mann vom Militär einfach in ein ihm vollkommen fremdes Heim spazieren und das Kommando übernehmen?
    »Seien Sie versichert, dass dem nicht so ist«, entgegnete ihr Vater. »Sie haben Ihre Pflicht Anthony Morris gegenüber ehrenhaft erfüllt. Damit ist Ihre Aufgabe erledigt. Sie können nach England zurückkehren.«
    Hauptmann Huntley schien von dieser Aussicht nicht gerade begeistert zu sein. Er rieb sich das markante Kinn und betrachtete das zerbrechliche Porzellan in seiner Hand. »Sir … «, hob er an.
    »Haben Sie vielen Dank, Hauptmann«, schnitt Thalia ihm das Wort ab, was ihm überhaupt nicht gefiel. Er sah sie mit wütend funkelnden Augen an. »Wir wissen Ihr Angebot zu schätzen, aber das ist eine Privatangelegenheit.«
    »Privat genug, dass ein Mann getötet wird?«
    Thalia stand auf. Es war ihr egal, ob sie unhöflich wirkte und gegen jegliche Form mongolischer und englischer Gastlichkeit

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