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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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jetzt?«
    »Stich, Stich, Stich?«
    »Und dann?«
    »Vagotomie?«
    »Ah, Richard, Richard, ich kann es nicht glauben, so jung und so clever, und doch nur zur Hälfte richtig, mein Junge. Eine Vagotomie und eine Drainage. Dann wird es wunderhübsch heilen. Ein Meilenstein in den Annalen.«
    Danach arbeiteten sie schweigend weiter, und Adam hoch über ihnen grinste im Dunkeln, als er den Verdruß des schlampigen Spitalsarztes fühlte, den er selbst so oft in ähnlichen Situationen empfunden hatte. Es war warm auf der Galerie, wie in einem Mutterleib. Er döste und träumte einen alten Alptraum von den beiden Hochöfen, die er an den Abenden seiner ersten Semester gefüttert und deren gähnende orangefarbene Mäuler er gehaßt hatte, die nach mehr Kohle gierten, als er zu schaufeln vermochte.
    Er stöhnte in Schlaf, riß sich dann wach, steif und unglücklich und für einen Augenblick unsicher, warum seine Stimmung umgeschlagen war. Dann erinnerte er sich, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und grinste: wieder der verdammte Traum. Er hatte ihn schon so lange nicht mehr geträumt, es mußte das neue Krankenhaus sein, die ungewohnte Situation.
    Unter ihm arbeitete das Chirurgenteam noch immer.
    »Hilf mir den Bauch schließen, Richard«, sagte der Fellow. »Ich nähe, du bindest ab. Ich will es schön eng haben.«
    »So eng wie bei deiner ersten Liebe«, sagte Richard, der zwar zu Meomartino sprach, aber die OP-Schwester ansah, die mit keinem Zeichen verriet, daß sie es gehört hatte.
    »Ich will es noch viel enger haben, Doktor«, sagte Meomartino.
    Als er schließlich befriedigt nickte und sich vom Operationstisch abwandte, verließ Adam die Galerie und eilte gerade rechtzeitig hinunter, um den Mann abzufangen, als dieser den Operationssaal verließ.
    »Dr. Meomartino.«
    Der Fellow blieb stehen. Er war kleiner, als er von oben gesehen erschienen war. Er hätte ein Kind meiner Mutter sein können, dachte Adam albernerweise, als er auf ihn zutrat. Aber kein Italiener, entschied er, Spanier vielleicht. Olivfarben, dunkle Augen, dunkle Haut trotz der üblichen Krankenhausblässe, das Haar unter der OP-Kappe dunkel vor Feuchtigkeit, aber fast völlig ergraut. Dieser Mann ist älter als ich, dachte er.
    »Ich bin Adam Silverstone«, sagte er leicht keuchend.
    »Der neue Oberarzt.« Abschätzende Augen maßen ihn, und er schüttelte eine Hand, die wie ein Holzklotz war.
    »Sie sind um einen Tag früher eingetroffen. Ich bekomme offenbar Konkurrenz«, sagte Meomartino mit einem leichten Lächeln.
    »Ich bin per Anhalter gekommen. Ich habe mir einen zusätzlichen Tag gelassen und brauchte ihn dann nicht.«
    »Oh? Haben Sie eine Unterkunft?«
    »Hier. In dem Brief heißt es, daß das Krankenhaus ein Zimmer beistellt.«
    »Üblicherweise benützt es der Oberarzt nur, wenn er Nachtdienst hat. Ich wohne lieber anderswo. Sie und ich stünden verdammt zu leicht zur Verfügung, wenn wir hier wohnten.«
    »Ich werde zur Verfügung stehen. Ich bin bankrott.«
    Meomartino nickte ohne Überraschung. »Ich bin zwar nicht ermächtigt, Ihnen ein Zimmer anzuweisen. Aber ich kann Ihnen helfen, einen Platz zu finden, wo Sie sich hinhauen können. Soweit es noch Nacht ist.«
    Der Lift war alt und langsam. »Im Notfall dreimal läuten!«, riet ein Schild neben der Glocke. Adam stellte sich vor, in einem Notfall auf dieses knarrende Ungeheuer warten zu müssen, und Zweifel überfielen ihn.
    Endlich kam es an und trug sie in den sechsten Stock. Der Gang war besonders eng und dunkel. Die Zimmernummer war 6-13, was kein schlimmes Zeichen sein mußte. Die Decke war schief; das Zimmer lag unter den Dachtraufen des alten Gebäudes. Die Jalousien waren heruntergelassen. In dem trüben Licht konnte er einen riesigen kotfarbenen Riß in einer der Gipswände ausnehmen. Unter ihm, den beiden Betten gegenüber, stand ein hölzerner Stuhl, zwischen einem Schreibpult und einem Schreibtisch, alles von der Farbe alten Senfs. Auf einem Bett lag ein Mann im weißen Ärztekittel ausgestreckt, das New England Journal of Medicine aufgeschlagen auf der Brust, das er sichtlich um des Schlafs willen in Stich gelassen hatte.
    »Harvey Miller, Turnusarzt von der schicken Institution am anderen Ende der Stadt«, sagte Meomartino ohne den geringsten Versuch, zu flüstern. »Für das Haus dort kein schlechter hombre. « Sein Ton war geringschätzig. Gähnend winkte er Adam zu und ging hinaus.
    Die Luft im Zimmer war muffig. Adam ging zum Fenster und schob die Jalousie

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