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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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kam, war die kleine Patientin schon tot.
    »Es gibt natürlich keine Entschuldigung für die Zeitverschwendung des Anästhesisten«, sagte Dr. Longwood.
    »Aber sagen Sie mir…« Die kühlen Augen wanderten von Dr. Hawkins zu Dr. Solomon, »… warum haben Sie keinen Luftröhrenschnitt gemacht?«
    »Es ging alles so schnell«, sagte das Mädchen.
    »Es war kein Tracheotomie-Besteck vorhanden«, sagte Dr. Solomon.
    Dr. Kender hielt zwischen Daumen und Zeigefinger den Gegenstand hoch, den er in seiner Faust geschüttelt hatte.
    »Wissen Sie, was das ist?«
    Dr. Solomon räusperte sich. »Ein Federmesser.«
    »Ich habe es immer bei mir«, sagte der Nierenchirurg leise. »Ich könnte damit eine Luftröhre in der Straßenbahn öffnen.«
    Die beiden Facharztanwärter der Pädiatrie schwiegen. Spurgeon konnte die Augen nicht von dem blassen Gesicht des Mädchens abwenden. Die verpassen es ihnen eiskalt, dachte er. Sie sagen ihnen: Du – du allein – hast dieses Kind umgebracht.
    Dr. Longwood sah Dr. Kender an.
    »Vermeidbar«, sagte der Chef-Stellvertreter, ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen.
    Dr. Sack.
    »Vermeidbar.«
    Dr. Paul Sullivan, einen Konsiliarchirurgen.
    »Vermeidbar.« Dr. Parkhurst.
    »Vermeidbar«, sagte sie.
    Spurgeon saß da, als das Wort wie ein kalter Stein rund um den Saal gereicht wurde, und war nicht mehr fähig, einen der beiden Facharztanwärter der Pädiatrie anzusehen.
    Gott, dachte er, laß das hier nie mir widerfahren.
     
    Er wurde mit Silverstone der Abteilung Quincy zugeteilt, und sie gingen miteinander hin. Es war eine arbeitsreiche Stunde für die Schwestern, die Zeit der Routinearbeit, Wechseln einfacher Verbände und Temperaturmessen, Obstsaft austragen und Leibschüsseln reichen, Pillen austeilen und Aufzeichnungen ergänzen. Die beiden Ärzte standen auf dem Gang, während der Oberarzt die Notizen durchsah, die er sich während der Morgenvisite gemacht hatte, und Spurgeon beobachtete zwei kichernde Schwesternschülerinnen beim Bettenmachen, bis Dr. Silverstone schließlich aufblickte.
    Und der Herr sprach, dachte Spurgeon, und sagte…
    »Harold Krebs, postoperative Prostatektomie, Zimmer 394, braucht zwei Einheiten Blutkonserve. Beginnen Sie mit einer Intravenösen bei Abraham Batson auf 310. Und dann holen Sie ein Inzisionsbesteck, und wir führen Roger Cort, 308, einen Katheter in die Hauptvene ein.«
    In der Karteiabteilung saß eine magere alte Frau mit strähnigem Haar und dem Streifen der Oberschwester an ihrem Häubchen. Spurgeon griff mit einer gemurmelten Entschuldigung an ihr vorbei und hob den Hörer ab.
    »Haben Sie die Nummer der Blutbank?« fragte er sie. Ohne ihn anzusehen, reichte sie ihm ein Telephonverzeichnis.
    Als er die Nummer gewählt hatte, war sie besetzt. Eine sehr hübsche brünette Schwester mit einer guten Figur, die in einer Nylonuniform zur Schau gestellt wurde, kam herein und schrieb eine Nachricht auf die schwarze Tafel: Dr. Levine, bitte rufen Sie W Ayland 872-8694.
    Wieder wählte Robinson die Blutbank. »Verdammt.«
    »Kann ich etwas für Sie tun, Doktor?« fragte die junge Schwester.
    »Ich versuche, die Blutbank zu erreichen.«
    »Diese Nummer ist im Haus am schwersten zu bekommen. Die meisten Hausärzte gehen einfach hinunter und holen sich die Blutkonserven selbst. Die Person, an die Sie sich dort unten wenden müssen, heißt Betty Callaway.«
    Er dankte ihr, und sie eilte aus dem Zimmer. Er beugte sich wieder an der Oberschwester vorbei und legte den Hörer auf. Alte weiße Hexe, dachte er, warum hast du mir das nicht gesagt? Teufel, ich weiß nicht einmal, wie ich die verdammte Blutbank finde, merkte er verärgert.
    Er beugte sich vor und versuchte das Namensschild der Oberschwester zu entziffern. »Miss Fultz«, sagte er. Sie schrieb weiter in ihren Aufzeichnungen.
    »Können Sie mir sagen, wie ich die Blutbank finde?«
    »Kellergeschoß«, sagte sie, ohne aufzublicken.
    Er fand die Blutbank nach drei weiteren Erkundigungen, bestellte die Blutkonserve bei Betty Callaway und wartete ungeduldig, während sie langsam und umständlich die Blutgruppe von Harold Krebs heraussuchte. Als er in dem trägen Lift hinauffuhr, schimpfte er sich einen Esel, der gegen die Herren des Hauses kämpfte, statt im Krankenhaus herumzuwandern, um zu erkunden, wo sich alles befand.
    Nach diesem Anfang wäre er nicht überrascht gewesen, wenn der Patient auf 304 unsichtbare Venen gehabt hätte, aber es stellte sich heraus, daß Harold Krebs ein Mann mit einem

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