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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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wohl gehabt haben mußte. Jude, dachte er, es ist ein jüdischer Name. Wahrscheinlich in ihn vernarrte Eltern, neues Fahrrad, Tanzschule, Tempel, Haus im Kolonialstil. Adam, bleib in deinem Zimmer, das ist ein häßliches Wort, bring sie mit heim, Lieber, stell sie uns vor.
    »Schauen Sie, ich möchte Sie gern wiedersehen. Wie wär’s mit morgen abend?… Oh«, sagte er niedergeschlagen, und Spurgeon grinste mitfühlend in der Dunkelheit.
    »Nein, dann bin ich wieder auf der Station, sechsunddreißig Stunden Dienst, sechsunddreißig Stunden frei. Und die nächsten Male, wenn ich dienstfrei bin, muß ich ein bißchen Nachtarbeit nebenbei machen, um etwas Geld zu erbeuten… Nun, schließlich wird es mir doch gelingen, Sie zu sehen«, sagte er. »Ich bin ein geduldiger Mensch. Ich rufe Sie nächste Woche an. Bleiben Sie brav.«
    Der Hörer wurde aufgelegt und die Schritte kamen langsam ins Zimmer zurück.
    Dem Weißen hängt der Arsch nach. Oberarzt hin oder her, seine erste Schicht in diesem Haus war wahrscheinlich genauso schwer wie die meine, dachte Spurgeon.
    »Hei«, sagte er laut. Er mußte es zweimal sagen, bis Silverstone aus dem Fenster schaute.
    Adam sah Robinson in der kurzen Unterhose im Türkensitz wie einen schwarzen Buddha auf dem Dach hocken und grinste.
    »Kommen Sie doch heraus. Bier.«
    Adam kam, und Spurgeon reichte ihm eine Dose. Er hockte sich nieder, trank, seufzte und schloß die Augen.
    »Das war wirklich eine Art Einweihungsfest für uns«, sagte Spurgeon.
    »Amen. Jesus. Es wird Tage dauern, bis wir wissen, wo zum Teufel alles ist. Sie hätten uns zumindest einmal herumführen können.«
    »Ich habe einmal irgendwo gehört, daß in der ersten Juliwoche, wenn die neuen Spitalsärzte und Facharztanwärter ankommen, mehr Leute als sonst in den Krankenhäusern sterben.«
    »Würde mich verdammt nicht überraschen«, sagte Adam. Er trank wieder und schüttelte den Kopf. »Diese Miss Fultz.«
    »Dieser Silverstone.«
    »Wie ist der Oberarzt?« sagte Silverstone ausdruckslos.
    »Manchmal mag ich ihn, manchmal nicht.« Sie merkten plötzlich, daß sie lachten.
    »Ich mag Ihre Art, mit den Patienten umzugehen«, sagte Spurgeon.
    »Sie sehen sich ziemlich gut vor.«
    »Ich sehe mich schon seit geraumer Weile gut vor«, sagte Silverstone.
    »Stratton läßt uns sein Arteriogramm machen. Keine Schwierigkeiten mehr.«
    »Diese Farbige, die Gertrude Soames, hat heute nachmittag das Krankenhaus auf eigene Gefahr verlassen«, sagte Adam. »Reinster Selbstmord.«
    Vielleicht gibt es nichts, wofür sie leben sollte, mein Junge, sagte Spurgeon stumm. Es waren noch zwei Dosen Bier da. Er reichte Adam eine und behielt die letzte für sich. »Etwas warm«, entschuldigte er sich.
    »Gutes Bier. Das letzte Bier, das ich trank, war Bax.«
    »Nie gehört.«
    »Seifenschaum und Pferdepiss. Tief unten im Süden.«
    »Sie sprechen nicht wie ein Südstaatler.«
    »Aus Pennsylvanien. Pitt, Jefferson Medical School. Sie?«
    »New Yorker. N. Y.-Uni, die ganze Zeit. Wo haben Sie Ihre Spitalspraxis gemacht?«
    »Am Allgemeinen in Philadelphia. Den ersten Teil meiner Ausbildung zum Facharzt absolvierte ich in der Chirurgischen Klinik von Atlanta.«
    »Hostvogels Klinik?« sagte Spurgeon, wider Willen beeindruckt.
    »Haben Sie viel von dem großen Alten gesehen?«
    »Ich war Hostvogel als Facharztanwärter zugeteilt.« Spurgeon pfiff lautlos. »Was hat Sie hergeführt? Das Nierentransplantationsprogramm?«
    »Nein. Ich gehe in die allgemeine Chirurgie. Das Transplantationszeug ist nur der Zuckerguß auf dem Kuchen.« Er lächelte. »Hostvogel zugeteilt zu sein war nicht so gut, wie es klingt. Der große Mann operiert leidenschaftlich gern. Hausärzte bekommen dort unten kaum ein Messer in die Hand.«
    »Allmächtiger.«
    »Oh, er tut es nicht aus Bosheit. Aber wenn es etwas zu schneiden gibt, kann er es einfach nicht hergeben. Vielleicht bleibt er gerade deshalb ein großer Chirurg.«
    »Ist er wirklich groß? So gut, wie man es von ihm behauptet?«
    »Er ist wirklich groß«, sagte Silverstone. »Er ist so großartig, daß er noch einen Puls spürt, den sonst niemand auf der Welt finden kann, weil einfach keiner vorhanden ist. Und die Statistiken wurden eigens für ihn erfunden. Ich erinnere mich an die Versammlung einer medizinischen Gesellschaft, bei der er verkündete, daß sich dank einer von ihm erfundenen chirurgischen Methode nur bei drei von tausend Prostatektomien Schwierigkeiten entwikkeln, und da stand so ein alter

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