Die Klinik
Bücher von seinem Bücherbord und reichte sie Adam. »Wenn Sie wirklich daran interessiert sind, lesen Sie das hier. Dann schauen Sie wieder herein.«
Drei Abende später war Adam wieder im Tierlabor, diesmal, um Kender bei der Übertragung einer Hundeniere zuzusehen und die beiden Bücher gegen ein drittes einzutauschen. Sein nächster Besuch verzögerte sich wegen seiner Geldgier und der Gelegenheit, seine Freizeit in Woodborough zu verkaufen. Aber eine Woche später, abends nach Dienstschluß, war er wieder auf dem Weg zum Labor und stieß die alte Tür mit der abgeblätterten Farbe auf.
Kender begrüßte ihn ohne Überraschung, schenkte ihm Kaffee ein und sprach mit ihm über eine neue Reihe von Tierexperimenten, die er beginnen wollte.
»… Meinen Sie, daß Sie das alles verstanden haben?« fragte er schließlich.
»Ja.«
Kender grinste und griff nach seinem Hut. »Prima, primissima. Dann gehe ich heim und versetze meiner Frau einen Schock.«
Adam sah ihn an. »Sie wollen, daß ich allein damit anfange?«
»Warum nicht? Ein Medizinstudent namens Kazandjian kommt in einer halben Stunde. Er arbeitet als Techniker hier und weiß, wo alles zu finden ist.« Er nahm ein Heft vom Bücherbord und warf es auf den Schreibtisch. »Machen Sie genaue Aufzeichnungen. Wenn Sie nicht weiter wissen, dann ist hier das ganze Schema skizziert.«
»Prima primissima«, sagte Adam schwach.
Er sank auf einen Stuhl und erinnerte sich, daß er am nächsten Tag in der Unfallstation in Woodborough eingeteilt war.
Als der Medizinstudent eintraf, hatte er das Notizbuch schon studiert und war froh, daß er hier war. Er half Kazandjian, eine Hündin namens Harriet für die Operation vorzubereiten, einen Colliebastard mit glänzenden braunen Augen und einem gräßlichen Atem, der ihm mit einer warmen rauhen Zunge die Hand leckte. Am liebsten hätte er einen Knochen gekauft und die Hündin heimlich in das Zimmer im sechsten Stock geschmuggelt, aber er dachte an Susan Garland, stählte sich und betäubte stattdessen den Hund mit einer kräftigen Spritze Pentothal. Er schrubbte ihn ab und machte ihn bereit, genauso wie er es bei einem menschlichen Patienten getan hätte, und während Kazandjian einen deutschen Schäferhund, der Wilhelm hieß, vorbereitete, entfernte er bei Harriet eine Niere, später, während Kazandjian Harriets Niere durchschwemmte, eine bei Wilhelm, und von da an vergaß er, daß es Hunde waren. Die Venen waren Venen und die Arterien Arterien, und er wußte nur, daß er seine erste Nierenübertragung durchführte. Er arbeitete sehr sorgfältig und sauber, und als Harriet endlich eine von Wilhelms Nieren besaß und Wilhelm eine von Harriets, war es fast ein Uhr morgens, aber er spürte Kazandjians stummen Respekt, der ihn mehr freute, als wenn der Student etwas gesagt hätte.
Sie gaben Harriet eine Minimaldosis Imuran, Wilhelm eine Maximaldosis; es war kein neues Mittel – es war dasselbe, das sie bei Susan Garland verwendet hatten –, aber Kender wollte zuerst mit den schon eingeführten Medikamenten experimentieren, um für die kommende Transplantation bei Mrs. Bergstrom gerüstet zu sein. Kazandjian stellte einige intelligente Fragen über Immunounterdrükkung, und nachdem sie die Hunde in ihre Kotter zurückgebracht hatten, braute der Student Kaffee über einem Bunsenbrenner, während ihm Adam erklärte, daß die Antikörper in dem Organismus des Empfängers wie Verteidigungssoldaten wirken, die so reagieren, als sei das übertragene Gewebe eine einmarschierende Armee, und daß das immunounterdrückende Medikament einen entscheidenden Schlag gegen die Verteidigungskräfte führen sollte, damit diese das fremde Organ nicht abstoßen konnten.
Als er wieder in sein Zimmer kam, war es fast zwei Uhr geworden. Er hätte eigentlich wie ein Klotz ins Bett fallen müssen, aber der Schlaf entzog sich ihm. Das Erlebnis der Transplantation hatte ihn aufgepeitscht, und ein schrecklicher Zwang verfolgte ihn, Arthur Garland anzurufen und sich zu entschuldigen.
Es war vier Uhr vorbei, als er endlich einschlief. Spurgeon Robinsons Wecker weckte ihn um sieben. Er hatte von Susan Garland geträumt.
Viel Spaß zum Ball, Schätzchen.
Um etwa acht Uhr beschloß er, aufzustehen, einen kurzen Lauf und dann eine sehr lange Dusche zu absolvieren, nach seiner Erfahrung beides zusammen fast ein Schlafersatz.
Er zog seinen Turnanzug und die Turnschuhe an, ging hinunter und begann dahinzutraben. Als er um die Ecke zum Negerviertel
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