Die Klinik
New England kommen. Er saß in der strahlenden Sonne und spürte die Säfte aus seinen Poren fließen, bis sein verfilztes, kurz gestutztes Haar naß war, der Schweiß wie Regentropfen über seine Wangen rollte, seine Kleidung an seinem Körper klebte.
Er hatte das Mittagessen versäumt. Gegen drei Uhr hatte er ein hohles, leichtes Gefühl im Kopf, als sei sein Gehirn durch die mächtig ausdörrende Sonne zu gewichtloser Asche verbrannt. Seine Augen schmerzten von seinem eigenen Salz. Wenn er sie jetzt offenhielt, sah er drei Mädchen, die sich wie ein schickes modernes Ballett-Team in anmutiger Eintracht bewegten. Periodischer Strabismus, sagte er sich und dachte, wie wunderbar tüchtig Augenmuskeln für gewöhnlich sind.
Kurz nach drei Uhr dreißig gab sie auf und entfloh wie am ersten Tag. Diesmal jedoch folgte er ihr.
Er wartete vor dem Badehaus, als sie herauskam. Jetzt trug sie ein gelbes Baumwollkleid, ihre Decke und die Badesachen. Er ging ihr entgegen.
»Hören Sie…«, sagte sie. Er sah, daß sie Angst hatte.
»Bitte«, sagte er. »Ich bin weder ein Lustmörder noch ein Zuhälter noch sonst etwas Derartiges. Ich heiße Spurgeon Robinson. Ich bin ehrbar, äußerst – sogar bis zur Langeweile, aber ich will es nicht riskieren, Sie nicht mehr zu treffen. Es ist ja niemand da, der uns einander vorstellen könnte.«
Sie wandte sich zum Gehen. »Werden Sie morgen wieder hier sein?« fragte er, ihr folgend.
Sie antwortete nicht.
»Sagen Sie mir wenigstens Ihren Namen.«
»Ich bin nicht das, was Sie suchen«, sagte sie. Sie blieb vor ihm stehen, sah ihn an, und die harte Verachtung in ihren Augen gefiel ihm. »Sie wollen ein kleines aufregendes Mädchen, um die langweiligen Tage am Strand amüsanter zu gestalten. Ich habe Ihnen nichts Aufregendes zu bieten, Mister. Warum versuchen Sie es nicht einfach bei einer anderen?«
Das nächste Mal sah sie sich um, als sie die Treppe an der Hochbahn erreichte.
»Sagen Sie mir bloß Ihren Namen. Bitte«, sagte er leise.
»Dorothy Williams.«
Dazustehen und hinaufzustarren, wie sie die steile Treppe emporkletterte, war kaum etwas Ehrbares, aber er konnte seine Augen nicht losreißen, bis sie die Marke in das Drehkreuz oben fallen ließ und verschwand.
Sehr bald löschte ein Zug, ein Drache, der alles erbeben ließ, das Licht oben, und als er abfuhr, ging auch Spur.
Die Sonne schien, aber die Hitze war vorbei, zweifellos endgültig. Er trug trotzdem seine Badehose und war irgendwie nicht überrascht, sie dort zu finden, als er ankam. Sie begrüßten einander schüchtern, und sie protestierte nicht, als er seine Decke neben der ihren ausbreitete, wo der Sand am weichsten war.
Sie plauderten.
»Ich habe mir die ganze Woche die Augen aus dem Kopf geschaut.«
»Ich war in der Schule. Gestern war mein erster freier Tag.«
»Sie sind Studentin?«
»Lehrerin. Kunstunterricht an der Mittelschule, siebente und achte Klasse. Sie sind Musiker?«
Er nickte in dem Bewußtsein, daß es keine Lüge war, und weil er noch nicht auf den Rest eingehen wollte und zunächst lieber alles über sie erfahren wollte. »Malen Sie, bildhauern Sie, machen Sie Sachen aus Ton?«
Sie nickte.
»Welches davon?« fragte er. »Ich meine, was ist Ihr Spezialfach?«
»Ich bin in allem ganz gut, aber nirgends wirklich gut. Deshalb unterrichte ich. Wenn ich eine Begabung wäre – wenn ich so arbeiten könnte, wie Sie spielen –, würde ich es ausschließlich und ständig machen wollen.«
Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Das ist der Ausspruch eines Amateurs. ,Tut das Schöpferische oder sterbt dafür, alle ihr schrecklich Begabten, während wir übrigen Unglückseligen euch behaglich zusehen.’«
»Sie haben kein Recht, mich als Heuchlerin hinzustellen«, sagte sie.
Selbst ihr Mißvergnügen machte ihm Freude. »Das tue ich nicht.
Aber mein ursprünglicher Eindruck ist der, daß Sie kein Mädchen sind, das Risiken auf sich nimmt.«
»Eine altjüngferliche Tante.«
»Zum Teufel, nein. Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber ich bin ja fast eine alte Jungfer«, räumte sie ein.
»Wie alt?«
»Letzten November vierundzwanzig.«
Das überraschte ihn; sie war nur um ein Jahr jünger als er. »Sie glauben, daß Sie schon zu verwelkt zum Heiraten sind?«
»Oh, es hat nichts mit Heiraten zu tun. Ich spreche über eine Geistesverfassung. Ich werde allmählich konservativ.«
»Eine kleine Farbige hat kein Recht darauf, konservativ zu werden.«
»Interessieren Sie sich sehr für
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