Die Klinik
weiß nicht.«
Ihr Vater kam zu ihrer Begrüßung heraus, als Adam die Reisetaschen aus dem Wagen holte. Pender war ein großer Mann, mager und in guter Form, in Arbeitshosen und einem blauen Baumwollhemd. Sein Haar war grau, aber dicht und gewellt. Er sah sehr gut aus mit einem klaren Profil, das besonders eindrucksvoll gewesen sein mußte, als er noch jünger war.
Er scheute sich, seine Tochter zu küssen, merkte Adam.
»Na«, sagte er. »Also hast du’s geschafft, mit einem Freund. Freue mich, daß du diesmal jemanden mitgebracht hast.«
Sie machte die beiden Männer miteinander bekannt, und sie reiten einander die Hand. Mr. Penders Augen waren hell und hart. »Nennen Sie mich Bruce«, befahl er. »Lassen Sie die Taschen. Wir werden dafür sorgen, daß man sich um sie kümmert.« Er führte sie einen Seitenpfad hinunter, an einem Golfplatz vorbei, wo die letzten Nachtfalter um die Lichtträger flitzten, und blieb vor einer stummen, schimmernden Wasserfläche stehen. »Das hast du noch nicht gesehen, nicht wahr?«
»Nein«, sagte sie.
»Olympische Ausmaße. Darin könnte eine ganze verdammte Armee schwimmen, Wettschwimmen darin abhalten. Dennoch hättest du sehen sollen, wie es in diesem Sommer an schönen heißen Wochenenden mit Fleisch vollgepackt war. Hat mich einen Haufen Geld gekostet, war es aber wert.«
»Sehr hübsch«, sagte sie mit einer seltsam förmlichen Stimme.
Er führte sie durch eine Seitentür eine Innentreppe hinunter, durch einen Tunnel, und bald befanden sie sich in einer Kellerbar. Der Raum war für etwa zweihundert Menschen gebaut. Vor dem großen Kamin, in dem die Flammen über den Leichen dreier Scheiter tanzten und knisterten, saßen eine Frau und zwei kleine Mädchen und warteten, die gleichen schlanken bloßen Beine gegen das Feuer gestreckt, das sich schimmernd in dreißig gelackten Zehennägeln wie in kleinen blutroten Muscheln spiegelte.
»Sie hat einen Freund mitgebracht«, sagte Gabys Vater. Pauline, Gabys Stiefmutter, war eine sorgfältig gepflegte Rothaarige; ihr üppiger Körper war noch immer jung, aber nicht so jung, wie nach ihrem Haar zu schließen gewesen wäre. Die Mädchen, Susan und Buntie, waren ihre Töchter aus einer früheren Ehe, elf und neun Jahre alt und noch im Kicherstadium. Ihre vorsichtige Mutter redete wenig; wenn sie etwas sagte, schien jedes Wort vorausgeplant zu sein.
Bruce Pender warf noch ein Scheit ins Feuer, das für Adams Geschmack ohnehin schon zu heiß war. »Habt ihr gegessen?« Sie hatten schon vor langer Zeit gegessen, und Adam war jetzt hungrig, aber beide nickten. Mr. Pender schenkte mit schwerer Hand Drinks ein.
»Was hörst du von deiner Mutter?« fragte er Gaby.
»Es geht ihr gut.«
»Noch immer verheiratet?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Gut. Prima Frau. Zu schade, daß sie so ist, wie sie ist.«
»Ich glaube, es ist Zeit, daß ihr Kinder zu Bett geht«, sagte Pauline. Die Mädchen protestierten, fügten sich jedoch, schlüpften in ihre Schuhe und sagten schläfrig gute Nacht. Adam bemerkte, daß Gaby sie mit einer Wärme küßte, die sie Pauline oder ihrem Vater gegenüber nicht aufbrachte.
»Pauline kommt gleich wieder zurück«, sagte Bruce, als sie allein waren. »Das Haus ist gleich unten an der Straße.«
»Oh, Sie leben nicht hier im Hotel?«
Pender lächelte und schüttelte den Kopf. »Den ganzen Sommer lang und jedes Wochenende in der Skisaison ist dieses Haus ein Irrenhaus. Musikalische Betten. Mehr als tausend Gäste, hauptsächlich Alleinstehende, die heraufkommen, um einen Höllenwirbel zu veranstalten und Orgasmen zu haben.«
»Wie du siehst, ist mein Vater sehr taktvoll«, sagte Gaby.
Pender zuckte die Achseln. »Man muß die Dinge beim richtigen Namen nennen. Ich mache Geld damit, daß ich ein legalisiertes Puff führe. Alle wirtschaftlichen Vorteile, keinerlei legales Risiko. Hauptsächlich New Yorker, aber gute Zahler, Unmengen von Bargeld.«
Sie schwiegen. »Silverstone«, sagte er. Er zwinkerte Adam zu. »Sie sind ein Judenjunge?«
»Mein Vater ist Jude. Meine Mutter war Italienerin.«
»Oh.« Er schenkte weiter Schnaps für sich, Gaby und die abwesende Pauline ein. Adam legte abwehrend die Hand über das Glas.
»Im vergangenen Sommer, eines Morgens um ungefähr zwei Uhr«, sagte Pender, »wäre um ein Haar einer im Springbrunnen auf dem Rasen ertrunken. Nicht im Schwimmbecken, wohlgemerkt, im Springbrunnen. Originell. Zwei Collegestudenten, stockbesoffen.«
Gaby sagte nichts und nippte an ihrem
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