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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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»Ich prophezeie Ihnen, daß Sie es das nächste Mal tun werden.«
    »Ja«, sagte Spurgeon.
    »Drehen Sie sie wieder herum«, sagte Dr. Sack. Er sah Silverstone an. »Schauen wir, wie gut Sie der alte Jerry unterrichtet hat«, sagte er. »Machen Sie das statt mir.«
    Ohne zu zögern nahm Adam das Skalpell von ihm entgegen und machte den breiten, tiefen Y-Einschnitt über dem Brustbein.
    Als er einige Minuten später aufblickte, las er in Dr. Sacks Augen Befriedigung. Aber als er zu Spurgeon hinüberblickte, erstarb sein frohes Gefühl. Die Augen des Spitalsarztes waren auf Adams Messer gerichtet, aber sein Gesicht war starr und verstört.
    Was immer er sah, war von der kleinen Gruppe um den Seziertisch sehr weit entfernt.
     
    Spurgeon tat Adam leid. Aber das lähmende Wissen, daß man allein dafür verantwortlich ist, den Tod nicht verhindert zu haben, ist ein Gorgonenhaupt, das sich früher oder später vor jedem Arzt erhebt, und Adam wußte instinktiv, daß es dem Spitalsarzt erlaubt werden mußte, sich ihm auf eigene Weise zu stellen.
    Adam hatte seine eigenen Probleme im Tierlabor.
    Der deutsche Schäferhund Wilhelm, der erste Hund, dem er eine große Dosis Imuran gegeben hatte, entwickelte fast dieselben Symptome wie Susan Garland vor ihrem Tod, und innerhalb von drei Tagen ging Wilhelm an einer Infektion zugrunde.
    Die Mischlingshündin Harriet, der er eine Minimaldosis des immunounterdrückenden Medikaments gegeben hatte, stieß die übertragene Niere am Tag vor Wilhelms Tod ab.
    Adam operierte eine Reihe von Hunden, einige alt und häßlich, andere ganz jung und so reizend, daß er sein Herz wappnen mußte, um nicht an die wunderlichen, verrückten Zeitungsaufrufe der Antivivisektionsgruppen zu denken, die lieber Kinder opferten, um Tiere zu retten. Im Lauf seiner Arbeit steuerte er auf die wirkungsvollsten Dosen hin, indem er die Maximalmengen senkte und die Minimaldosen anhob, und verzeichnete die Ergebnisse sorgfältig in Kenders kaffeefleckigem Heft.
    Drei der Hunde, die große Mengen des Medikaments erhalten hatten, entwickelten Infektionen und starben.
    Vier von den Tieren, die kleinere Dosen erhalten hatten, stießen die übertragene Niere ab.
    Als er das Gebiet der Wahlmöglichkeiten eingeengt hatte, zeigte sich, daß der Grad der wirkungsvollsten und zugleich sichersten Dosierungen zwischen Abstoßung der übertragenen Niere auf der einen Seite und der Herausforderung einer Infektion auf der anderen hauchdünn war.
    Er fuhr fort, andere Medikamente zu prüfen, und hatte über neun Agenzien Tierstudien abgeschlossen, als Dr. Kender Peggy Weld für eine voroperative Untersuchung im Krankenhaus aufnahm.
    Kender studierte das Laborheft sorgfältig. Miteinander berechneten sie das Verhältnis von tierischen und menschlichen Gewichten sowie die entsprechende Medikamentendosierung.
    »Welches die Immunitätsreaktion unterdrückende Medikament werden Sie bei Mrs. Bergstrom anwenden?« fragte Adam.
    Kender ließ seine Fingerknöchel knacken, ohne zu antworten, dann zupfte er sich am Ohrläppchen. »Welches würden Sie verwenden?«
    Adam zuckte die Achseln. »Unter den Medikamenten, die ich bisher getestet habe, scheinen keine Allheilmittel zu sein. Ich vermute, daß vier bis fünf unbefriedigend sind. Ein paar sind ungefähr so wirkungsvoll wie Imuran, würde ich sagen.«
    »Aber nicht besser?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich stimme mit Ihnen überein. Ihr Versuch ist ungefähr der zwanzigste, den wir hier gemacht haben. Ich selbst habe zehn oder zwölf von ihnen durchgeführt. Zumindest ist unser Übertragungsteam mit dem Medikament vertraut. Wir bleiben bei Imuran.«
    Adam nickte.
    Sie setzten die Transplantation auf den Operationskalender für den Donnerstagmorgen an. Mrs. Bergstrom im OP 3 und Miss Weld im OP 4.
     
    Adam war gut bei Kasse und machte wesentlich weniger Nachtarbeit, kam jedoch noch immer nicht zu genügend Schlaf, jetzt wegen Gaby Pender. Sie besuchten Museen, gingen in Konzerte und nahmen an einigen Parties teil. Eines Abends blieben sie in Gabys Wohnung, und alles ließ sich sehr erfolgversprechend an, aber ihre Zimmergenossin kam nach Hause. An Tagen, an denen sie einander nicht sehen konnten, telephonierten sie miteinander.
    Dann erzählte sie ihm Anfang November beiläufig, daß sie auf vier Tage nach Vermont fahren müsse, und fragte ihn, ob er mitkommen könne. Er überlegte, was sich aus diesem Angebot alles ergeben konnte, und dann ihre Wortwahl. »Was meinst du mit: du

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