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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Nigger. Es sind die schwarzen Nigger, die eine Gefahr für mich sind, und es gibt verdammt viele schwarzer Nigger. Zuerst werde ich mir selbst helfen. Das Hemd ist mir näher als die Jacke.«
    Spurgeon sagte nichts. Meyerson warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Ich bin ein schlechter Kerl, stimmt’s?«
    »Stimmt verdammt.«
    »Sie sind besser?«
    »Ja«, sagte Spurgeon, aber weniger nachdrücklich.
    »Einen Dreck sind Sie. Haben Sie sich je selbst mit einem farbigen Patienten reden gehört? Es klingt, als täten Sie dem armen Schlucker aus reiner Herzensgüte einen ungeheuren Gefallen.«
    »Tun Sie mir einen Gefallen. Halten Sie den Mund«, sagte Spur mit einem wilden Blick.
    Triumphierend zwängte sich Meyerson hinter einen langsamen, von einer Frau gelenkten Sportwagen und erschreckte sie mit schnellen, ungeduldigen Signalen, obwohl der Krankenwagen leer war und sie gemächlich ins Spital zurückfuhren.
    Irgendwie brachte Spurgeon die Stunden herum. An diesem Abend tat ihm Stanley Potter sehr leid.
    »Bist du sicher?« fragte er Adam.
    »Ich habe es selbst gesehen«, sagte Adam. »Er war im Zimmer der Jungchirurgen, las die Zeitung und trank eine Tasse Kaffee, als er in das Büro des Alten hinuntergerufen wurde. Als er bald darauf zurückkam, sah er aus, als hätte man auf ihm herumgetrampelt, er räumte seinen Schrank aus und trug seine Sachen in einem Papiersack weg. Adieu, Dr. Stanley Potter.«
    »Amen. Der nächste bin ich.«
    Er wußte nicht, daß er laut gesprochen hatte, bis er sah, daß ihn Adam anblickte.
    »Sei kein Esel«, sagte Adam scharf.
    »Noch zwei Tage, Mensch. Das Todeskomitee wird mich in der Luft zerreißen.«
    »Bestimmt. Aber wenn man dich hinausschmeißen wollte, Freundchen, würde man auf keine Komiteesitzung warten. Man hat bei Potter nicht viel Zeit verschwendet, oder? Weil er überhaupt eine Niete war. Du bist ein Spitalsarzt, der einen Fehler gemacht hat. Eine Frau starb, und das ist eine lausige Schande, aber wenn man jeden Arzt vor die Tür setzte, der einen Fehler gemacht hat, dann gäbe es bald keine Ärzte mehr im Krankenhaus.«
    Spurgeon antwortete nicht. Sollen sie mir nur die Facharztanwartschaft vorenthalten, sagte er stumm. Wenn ich nur als Spitalsarzt arbeiten darf!
    Er mußte in der Medizin bleiben.
    Er brauchte die Musik, um von der Häßlichkeit der Krankheit, die ihn verfolgte in die Schönheit fliehen zu können. Aber selbst wenn die Welt auf vierzig verschiedene Arten zum Teufel ginge, konnte er sich nicht einreden, daß er den Rest seines Lebens nur mit Klavierspielen verbringen wollte.
     
    Am Mittwochmorgen war er nicht mehr so sicher. Der Tag begann unheilverkündend. Adam Silverstone blieb mit Fieber im Bett, als letztes Opfer des Virus, der den Krankenhausstab in Patienten verwandelte. Spurgeon hatte bis dahin nicht gewußt, wie sehr er von Adams stiller Unterstützung abhängig war.
    »Kann ich irgend etwas für dich tun?« fragte er unglücklich.
    Adam sah ihn an und stöhnte. »O Gott, geh einfach hinunter und bring es hinter dich.«
    Er schlang das Frühstück hinunter. Draußen schneite es heftig. Einige Gastärzte hatten telefoniert, sie würden an der Sitzung nicht teilnehmen; er hielt das für eine gute Nachricht, bis durchgegeben wurde, daß die Exituskonferenz vom Operationssaal in die Bibliothek verlegt worden war; diese Intimität würde die Untersuchung noch qualvoller machen.
    Als er um neun Uhr fünfzig telephonisch gesucht und ihm gesagt wurde, er möge sich in Dr. Kenders Büro melden, reagierte er wie betäubt, überzeugt, daß man ihn noch vor der Exituskonferenz von seiner Entlassung unterrichten würde: In dieser Woche räumten sie die Versager aus.
    Als er in das Büro kam, waren zwei Männer bei Kender, die Spurgeon als Leutnant James Hartigan vom Rauschgiftdezernat und Mr. Marshall Colfax, einen Pharmazeuten aus Dorchester, vorgestellt wurden.
    »Haben Sie dies hier geschrieben, Dr. Robinson?« fragte Kender ruhig.
    Spurgeon nahm die Rezepte und blätterte sie durch. Jedes war auf vierundzwanzig Tabletten Morphiumsulfat ausgeschrieben, 0,015 Gramm, für Namen, die ihm unbekannt waren. George Moseby, Samual Parkes, Richard Meadows.
    Alle waren mit seinem Namen unterzeichnet.
    »Nein.«
    »Weshalb können Sie so sicher sein?« fragte der Leutnant.
    »Erstens habe ich bis zur Beendigung meiner Spitalspraxis nur eine beschränkte Lizenz zu praktizieren: das heißt, daß ich zwar Rezepte für die Krankenhausapotheke ausschreibe, jedoch

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