Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster
leisen Schrei aus.
Ein Mann lag auf dem Rücken im Schnee und hatte die rechte Hand abwehrend in die Luft gestreckt. Wovor fürchtete er sich?
»Schau, da!« flüsterte Axel Lilo zu und deutete zum anderen Ende des Steinsockels. Dort stand Herr Dr. Grassus. Er hatte eine Pistole auf den Mann gerichtet. Seine Hände zitterten.
»Weg, Kinder«, schrie er. »Das ist nichts für euch. Dieser Mann hat soeben versucht, mich zu erschießen.«
»Lüge!« stammelte der Mann auf dem Boden. »Lüge. Sie haben mich hier überfallen, auf meinem Spaziergang
Lilo presste sich die Hand auf den Mund. »Das ... das ist ja ... der Klavierspieler aus dem Hotel!«
Tilly kam mit Dominik und Poppi um die Ecke.
»Verschwinden Sie!« brüllte der Mops außer sich.
»Kommt, Kinder, schnell weg, schnell!« Tilly packte Lilo und Axel am Arm und zerrte sie mit sich. Stolpernd und keuchend rannten sie über den Schnee, über den Bahnübergang und durch den Park zur Straße. Von dort war es nicht mehr weit zum Hotel.
Tilly verständigte sofort die Gendarmerie. Im Appartement der Mädchen traf sie die Knickerbocker-Bande wieder.
Axel, Lilo und Dominik standen über Poppi gebeugt, die auf dem Bett lag und schluchzte. Ihr schlanker, kleiner Körper wurde nur so geschüttelt.
»Was hat sie?« fragte Tilly besorgt.
Die junge Frau setzte sich auf die Bettkante und strich Poppi über den Kopf. Das Mädchen zitterte, als hätte es einen Schüttelfrost.
Tilly beugte sich zu ihrem Ohr. »Poppi, komm, sag mir, was los ist.« Irgendetwas musste das Mädchen sehr erschreckt haben.
Poppi hob das verweinte Gesicht aus dem Polster und blickte Tilly mit roten Augen an. »Der ... der Mann ... im Schnee ...« stieß sie hervor.
»Was ist mit ihm?«
»Der Mann ... der hat mich ... entführt!«
»Woher weißt du das?« fragte Tilly sanft.
»Die Schuhe ... die habe ich mir gemerkt. Es waren Seehundstiefel. Ich ... ich habe mir gedacht... so ein Tierquäler ... Der eine Absatz ist schwarz ... der andere ist braun. Das war er ... Ich weiß es genau!«
Die Entdeckung
Gegen zehn Uhr am Vormittag trudelten die Mitglieder der Knickerbocker-Bande zum Frühstück ein.
Poppi war noch ein bisschen blass, doch Lilo hatte sich viel Mühe gegeben, sie zu beruhigen.
»Jetzt kann dir der Kerl nichts mehr machen«, hatte sie zu Poppi gesagt.
Die Gendarmerie war noch in der Nacht ins Hotel gekommen. Sie hatte Tilly darüber unterrichtet, dass sowohl Dr. Grassus als auch Arno Arretiz festgenommen worden waren.
Der Pianist hatte einen Schuss abgefeuert. Das stand fest. Ein paar Meter von ihm entfernt hatte die Gendarmerie einen Revolver gefunden, in dem eine Patrone fehlte. Warum der Klavierspieler eine Waffe bei sich trug, blieb aber ungeklärt. Dr. Grassus begründete seine eigene Waffe mit der Angst vor dem Wildgewordenen Neffen aus Italien, der ihn angeblich verfolgte. Er hielt Arretiz für einen Profi-Gauner, der beauftragt worden war, ihn zu beseitigen. In diesem Fall würde die Erbschaft dann dem Neffen zufallen. Poppis Entführung leugnete Arno Arretiz. Es war überhaupt nicht viel aus ihm herauszubekommen.
»Wir müssen die ganze Angelegenheit der Kriminalpolizei übergeben«, hatten die Beamten Tilly berichtet. »Dr. Grassus haben wir vorläufig wieder freigelassen. Es ist aber nicht geklärt, ob er Herrn Arretiz wirklich bedroht hat oder nicht.«
Im Speiseaal war es noch sehr ruhig. Die meisten Gäste hatten bis in die frühen Morgenstunden gefeiert und schliefen sich nun aus.
Lilo freute das. »Die Pisten sind jetzt ganz leer, und an den Liften muss man nur kurz warten! Hoffentlich ist der Sepp pünktlich. Er hat versprochen, uns spätestens um halb elf abzuholen.«
Der Skilehrer hatte anscheinend verschlafen. Die Knickerbocker-Bande wartete vergeblich. Um 11 Uhr wurde es Lilo dann zu langweilig. Sie ging zum Telefon und rief bei Sepp an. Niemand hob ab.
»Diese Schlafmütze«, schimpfte sie. »Er hat bestimmt wieder viel getrunken und getanzt. Jetzt hört er nicht einmal das Telefon.«
»Dann gehe ich mit Poppi und Dominik auf die Piste. Wir bleiben herunten und treffen uns um halb eins in der Skihütte,« schlug Tilly vor.
»Abgemacht!« riefen Axel und Lieselotte. Die beiden machten sich auf den Weg zu Sepps Wohnung, um ihn aus dem Bett zu klingeln.
Der Skilehrer wohnte in einem dreistöckigen, alten Haus, das zum Glück weder Türöffner noch Gegensprechanlage besaß. Lieselotte hatte ihn schon einmal besucht und kannte seine kleine
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