Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
die Knickerbocker Freunde einen kleinen Hügel mit drei Windmühlen, der von einem hohen Zaun umgeben war,
Von dem Kleinbus war nichts zu sehen.
Lilo kniete sich hin und untersuchte den Boden. Er war hart, und die Reifen hatten keine Spuren hinterlassen.
„Versteht ihr das?“, wunderte sich Dominik.
Poppi deutete auf das strohige Gras. Es war nicht sehr hoch und an vielen Stellen niedergetrampelt.
Axel horchte auf. „Hört ihr das?“
Ein langgezogenes Rasseln und Quietschen wurde immer höher und ging den vier Freunden durch Mark und Bein.
„Das klingt wie ein automatisches Garagentor“, meinte Axel. „Mein Zimmer in unserer alten Wohnung lag über der Garage des Hauses und deshalb kenne ich es gut.“
„Dort!“ Dominik zeigte auf ein Stück Wiese. Wie das hungrige Maul eines Krokodils war es nach oben geklappt. Darunter befand sich ein rechteckiges Loch, aus dem die Geräusche eines Wagens drangen, der gerade abgestellt wurde.
„Eine versteckte Abfahrt!“, wisperte Lilo.
Das Tor senkte sich langsam.
Axel zog Lilo am Ärmel. „Komm mit!“, hauchte er.
Er rannte los. Das Superhirn folgte ihm.
Das Tor war noch zu einem Drittel offen. Der Junge zögerte nicht und warf sich auf den Boden. Auf allen vieren robbte er durch den immer schmäler werdenden Spalt.
Lieselotte machte es ihm nach, blieb aber mit dem rechten Schuh an einem Stück Metall hängen. Sie riss und zerrte, aber es nützte nichts. Der Schuh hatte sich verheddert.
Entsetzt sah Lilo den Lichtstreifen hinter sich kleiner und kleiner werden. Die mächtige Klappe würde sich gleich schließen und ihr Bein abtrennen.
Axel war bereits tiefer in die Abfahrt vorgedrungen und hatte Lilos Problem nicht bemerkt. Erst als sie seinen Namen rief, wurde er aufmerksam.
Die Kante der Klappe war höchstens noch dreißig Zentimeter von Lilos Bein entfernt. Das Superhirn erkannte eine dicke Schiene, die unten am Tor zur Verstärkung eingezogen war. Sie war dreieckig und scharfkantig. Lilo hätte am liebsten ge- schrien, aber sie brachte keinen Ton heraus.
Sie spürte, wie das Tor ihr Bein berührte.
Lilo schloss die Augen.
Da brach ein Höllenspektakel los. Eine Sirene stieß tiefe warnende Töne aus. Orangefarbene Lichter begannen sich zu drehen.
Aus der Tiefe der Garage drang lautes Fluchen.
Axel, der auf der Rampe kauerte, hörte Schritte. Wo sollte er sich verstecken?
Nachdem der Mechanismus unterbrochen und die Warnanlage ausgelöst worden war, öffnete sich nun das Tor wieder ein Stück und Lieselotte konnte ihr Bein befreien. Dann begann sich das Tor abermals zu schließen und rastete bald ein.
Ian Claes schimpfte lautstark über die winzigen Kiesel, die genügten, um das Tor zu verklemmen. Die Sirene ging ihm schwer auf die Nerven.
Lilo hatte Mühe, sich zu beruhigen. Ihr Herz raste. Sie kroch zu Axel, der kurz ihre Hand drückte.
„Los, komm!“, flüsterte er.
Die Schritte des Mützenmannes entfernten sich, und aus der Tiefe kam nur ein schwacher Lichtschein.
Sie tasteten sich langsam nach unten und erreichten den abgestellten Minibus. Daneben standen der schwarze Wagen und ein zweiter Transporter. Von der unterirdischen Garage führte eine Treppe nach oben. Rechts erkannte Lilo eine schwere Eisentür. Türen dieser Art wurden in Atombunkern verwendet.
Das Superhirn schlich näher und sah, dass die Tür angelehnt war. Es stemmte die Hände dagegen und schaffte es, die Tür einen Spaltbreit aufzustoßen.
Ein eigenartiger Geruch schlug ihr entgegen. Es roch nach Dachboden, alten Kisten und lange nicht geöffneten Koffern.
„Wie an Bord des Fliegenden Holländers“, dachte Lieselotte.
„Sollen wir?“, fragte das Superhirn seinen Kumpel.
„Wenn wir schon einmal da sind!“, lautete Axels Antwort. Seine Stimme war kaum noch ein Flüstern. Die Aufregung schnürte ihm die Kehle zu.
Die beiden Juniordetektive krochen die Treppe hinauf.
Gelbliches Licht fiel auf die letzten Stufen. Sie sahen das Gebälk der Windmühle, mächtige Zahnräder und lange Antriebsstangen über sich. Die Mühle schien gut in Schuss zu sein.
Sie spähten über die Bodenkante und entdeckten im hinteren Teil des Raumes den Mützenmann und seinen Komplizen. Sie standen links und rechts des Mannes ohne Gesicht, der jetzt seine Maske trug. Vor ihm hatte sich jemand aufgepflanzt, den Lilo und Axel bisher noch nicht gesehen hatten.
Er war groß und schlank und ganz in Schwarz gekleidet. Er trug winzige Brillen mit bohnengroßen dunklen Gläsern, die
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