Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
würde er darin lesen. In Wirklichkeit aber spähte er die ganze Zeit über den Rand der Broschüre hinweg und ließ den Langhaarigen nicht aus den Augen.
Lieselotte wurde durch die Drehtür getrieben und stand im Freien. Sie rannte über die Straße zu dem Cafe, in dem ihre drei Freunde auf sie warteten.
„Wo ist Annabel?“, wollte sie wissen.
„Sie holt den Wagen, wir fahren weiter!“, antwortete Dominik.
„Dort! Seht ihr: Es ist der Mann ohne Gesicht!“, flüsterte sie und zeigte auf den Zugang zum Museum. Ihre Kumpel konnten ihn natürlich nicht erkennen. Lieselotte musste ihnen erst seine neue Tarnung beschreiben.
Der Mützenmann kam dicht hinter ihm. Es sah aus, als hätte er unter der Jacke eine Waffe. Er öffnete die Tür eines Minibusses und der Mann ohne Gesicht stieg ein. Durch das Fenster konnten die Juniordetektive sehen, wie er sich die spiegelnde Maske aufsetzte.
Ian Claes war hinter das Lenkrad gerutscht, drehte sich um und riss sie ihm wieder vom Gesicht. Es schien einen Streit zu geben.
Da hupte Annabel, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Juniordetektive schlüpften zu ihr in den Wagen.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Lindas Schwester.
„Wir folgen diesem Wagen!“, riefen die vier im Chor und zeigten auf den Minibus.
Der Mützenmann dachte nicht im Traum daran, dass ihn jemand beschatten könnte.
Annabel bewies bei der Verfolgung großes Geschick. Sie blieb minier ein bis zwei Wagen hinter dem Bus.
Bald hatten sie die Innenstadt hinter sich gelassen und erreichten den Stadtrand. Der Verkehr wurde schwächer, und einige Male blieb Annabel stehen, weil sie sonst ohne Deckung hinter dem Bus hätte herfahren müssen.
Und dann geschah die Sache mit der Ampel.
Der Bus überquerte gerade noch die Kreuzung.
Da leuchtete schon das gelbe Licht auf, und ein Schlitten vor ihnen wurde langsamer.
Annabel bremste kurz, scherte dann jedoch nach links aus und trat voll auf das Gaspedal. Der Motor heulte auf und der
Wagen schoss im letzten Augenblick über die Querstraße.
Sofort beschleunigte der Bus. Der Mützenmann hatte sie bemerkt. Da die Sonne von vorne auf die Windschutzscheibe schien, glänzte das Glas wie ein Spiegel. Er konnte unmöglich erkennen, wer im Wagen saß.
Der Kleinbus flitzte in ein Gewirr von engen Seitengassen. Schließlich hatte der Gauner Erfolg und hängte Annabel ab.
Die Knickerbocker stöhnten enttäuscht auf.
Als Annabel dann aber auf die Hauptstraße zurückkehrte, sah sie den Bus in der Ferne. Sofort nahm Lindas Schwester die Verfolgung wieder auf.
Ian Claes schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Abermals warf Annabel einen Blick in den Rückspiegel.
„Was ist?“, erkundigte sich Axel, der neben ihr saß.
„Haltet mich für verrückt, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass uns jemand verfolgt!“, murmelte sie.
Dominik drehte sich um und erkannte ein kleines, sehr staubiges Auto. Es war nicht zu erkennen, wer es lenkte.
Annabel hatte Recht. Der Wagen hatte es auf sie abgesehen.
Sie hatten Amsterdam nun hinter sich gelassen, und die Straßenschilder kündigten bereits die Küste an. Die Landschaft wurde immer flacher und grüner. Mit einem Mal waren sie auf dem Land, sahen Viehherden und Bauernhöfe.
Der Bus holperte auf einen Feldweg und Annabel bremste. Sie konnte ihm jetzt nicht mehr folgen, ohne sich zu verraten.
„Los!“, rief Axel und sprang aus dem Wagen. Gemeinsam mit seinen Freunden stürmte er auf einen kleinen Hügel. Er zog sein Minifernrohr aus der Tasche und suchte die Gegend nach dem Bus ab.
„Ich sehe ihn!“, meldete er aufgeregt.
Der Bus steuerte auf ein Wäldchen zu und verschwand.
„Wir müssen es wagen!“, entschied Lilo.
Annabel wollte die vier aufhalten, aber es war zu spät. Schon rannten sie den Feldweg entlang und waren bald zwischen den
Bäumen des Wäldchens untergetaucht.
„Kinder, bitte nicht! Kommt zurück!“, rief Annabel.
Sollte sie ihnen folgen? Doch sie hatte keine Chance, die vier einzuholen.
Da packte sie jemand am Arm.
Erschrocken drehte sie sich um. Fast lautlos war jemand von hinten an sie herangetreten. Sie starrte in gerötete große Augen. Sie verstand nicht, was der Gesichtsausdruck des Unbekannten zu bedeuten hatte. Täuschte sie sich, oder war er wirklich wütend?
Energisch riss sich Annabel los.
„Wer sind sie? Was soll das?“, fuhr sie den Mann an.
„Was tun Sie hier?“, herrschte er sie an.
In der Windmühle
Als sie aus dem Wäldchen traten, sahen
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